Gewissheit

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Pov Liv

>Alles klar Sonnenschein?<

Ich lag in Fips Armen. Mein Körper schwer, als ob jedes einzelne Glied von unsichtbaren Gewichten nach unten gezogen wurde.
Eine innere Erschöpfung, machte sich in mir breit. Jeder Atemzug war eine Anstrengung, als müsste ich gegen die Schwerkraft ankämpfen. Meine Glieder waren taub, und selbst die einfachsten Bewegungen waren eine Qual.

Fips half mir mich aufzusetzen. Gegen ihn gelehnt wartete ich darauf, dass mein Blick sich klärte.

Ruhn, scheinbar wieder im vollen Besitz seiner Macht, stand neben Zeke.
Das gequälte, schwache Wesen, das er zuletzt war, schien verschwunden. Seine Haltung hatte sich verändert. Er stand aufrecht dar, seine Bewegungen anmutig, aber von einer fast bedrohlichen Präzision.

Langsam kam er auf mich zu.
Jeden Schritt, den er machte, war von einer finsteren Eleganz geprägt, als ob er sich seiner neuen Stärke bewusst war und diese mit jeder Faser seines Körpers ausdrückte.

Seine Ausstrahlung hatte sich vollständig gewandelt. Wo einst vielleicht Verletzlichkeit oder Bedauern zu erkennen war, strahlt er nun eine dunkle Autorität aus, die den Raum erfüllte und die Luft schwer werden lässt. Eine kalte, unnahbare Aura umgab ihn, die sowohl faszinierend als auch furchteinflößend war. Es ist, als würde die Dunkelheit selbst aus ihm herausfließen.

Er hockte sich zu mir und Fips runter. Seine Augen waren schärfer, intensiver, als hätten sie einen unheilvollen Glanz angenommen. Sein Lächeln, ist kalt, fast hämisch, ein leises Versprechen von Macht, das ebenso schnell zerstören kann, wie es heilt.

>Wie geht es dir?< seine Stimme war rau.
>Es geht langsam wieder und dir?< fragte ich zögerlich.
>Ich hätte nicht gedacht das es so ungewohnt ist wieder Kontrolle über mich und meine Umgebung zu haben< er richtete sich auf und drehte sich langsam zu Zeke >Und doch war es ein Fehler es so zu machen. Du weißt genau um den Hunger nach mehr Macht. Der uns noch weiter in die Finsternis treiben könnte. Und nun holen wir mein Zepter zurück<

Die freundlicheren oder verletzlicheren Aspekte seiner Persönlichkeit schienen fast völlig verschwunden. Was bleibt, war ein Wesen, das durch und durch von Magie und Dunkelheit durchdrungen war– majestätisch und gleichzeitig gefährlich, furchteinflößend.

>Nicht so schnell mein Bruder. Zuerst brauchen wir einen Plan< Zeke legte Ruhn die Hand auf die Schulter.

>Und unser Gast vielleicht etwas Ruhe< sagte Fips hinter mir und half mir hoch. Er legte meinen Arm, um seinen Nacken um mich zu stützen. >Aber plant ihr nur weiter die Weltherrschaft<
Mit diesen Worten drehte Fips mich um und brachte mich zur offen stehenden Tür. Welche auf einmal zu knallte.
>Wie hab ich das nicht vermisst< seufzte Fips und drehte uns wieder zu Zeke und Ruhn um.

>Ich werde sie auf ihr Zimmer bringen< bestimmend kam Ruhn auf uns zu. Sein Mantel bewegte sich elegant bei jedem Schritt und doch fühlte ich mich plötzlich nicht mehr so wohl bei dem Gedanken mit ihm allein zu sein. Er schien mir plötzlich wieder völlig fremd und unberechenbar. Unheimlicher als Zeke es je sein könnte.

In dem Zimmer angekommen ließ ich mich auf mein Bett nieder.
Ein Wichtel hatte etwas zu essen herein gebracht, was Ruhn ihm sofort abnahm. Er ließ die Türzuknallen, kaum war der Wichtel raus, ohne sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.

>Hast du das freiwillig gemacht oder hat Zeke dich gezwungen?< finster sah er auf mich herab.
>Er hat mich nicht gezwungen, mit was hätte er das tun sollen? Meine Freunde wissen ja nicht mehr wer ich bin, falls du dich daran erinnerst?< feindselig sah ich ihn an. Das konnte ich ihm nur übel nehmen, was Zeke mir offenbart hatte.

Ruhn stellte das Essen auf den Tisch und ließ sich auf dem Stuhl daneben nieder.

>Sie hätten dich überall gesucht. Es war leichter so< zuckte er mit den Schultern.
>Warum helfe ich dir überhaupt noch? Du bist so ein herzloses Arsch!< wütend stand ich auf und öffnete die Tür. >Geh!<
Unbeeindruckt blieb Ruhn sitzen.
>Setz dich wieder und iss etwas< seine Stimme klang plötzlich wieder so sanft.
Etwas drückte gegen die Tür, wo ich nicht gegen halten konnte und sie schloss sich wieder. Der Stuhl neben Ruhn drehte sich zu mir, so dass ich mich direkt drauf setzen könnte.

>Bitte< er deutete auf den Stuhl.
Seufzend setzte ich mich. Die Tür würde ich wahrscheinlich eh nicht mehr auf kriegen, so lange er es nicht wollte.
>Halte mich nicht plötzlich für ein Monster. Ich habe dir erklärt, dass es dieses etwas gab das mich nach Darkmoor gezogen hat, in das Hotel. Und das ich es nicht finden konnte<

>Ja?< was hatte das jetzt bitte mit dem zu tun, dass er einfach mein Leben zerstört hatte? Etwas das ich mühselig aufgebaut hatte.

>Ich glaube, als Oskar sich plötzlich so verändert hatte. Da habe ich das gefunden, was mich so angezogen hat. Doch etwas wollte mich davon fernhalten, was wahrscheinlich Oskar zu dem gemacht hat, was er jetzt ist<

>Ja?< wiederholte ich mich, noch immer nicht schlau aus dem was er mir sagen wollte.

>Jetzt wo ich meine Macht wieder habe. Sehe und fühle ich klarer. Wir hatten dieses Hotel vor 23 Jahren betreten... ich glaube du bist das gewesen nachdem ich gesucht habe. Das erklärt auch warum du mich sehen konntest und warum ich so irrational gehandelt habe, um dich in den Bann zu holen. Und auch warum du noch immer hier bist und so eine dermaßen große Energie hast. Das wird es sein was mich angezogen hat<

Ungläubig sah ich Ruhn an.

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Damit lass ich euch dann mal allein und sage Gute Nacht 😇

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt