Flucht vor den Maskenmännern

99 11 2
                                    

Pov Liv

>I...ist...das...e...ei...ein Geist?< stammelte Joon.
Lumi schwebte vor mir, warf einen kurzen verwirrten Blick zu Joon bevor er anfing zu sprechen >Liv, ihr müsst hier weg. Zeke ist entführt worden und in der Werkstatt von Santa spielt alles verrückt und...<
Weiter kam er nicht. Ein lautes knallen, brach die Stille des Hauses.

Die Tür war aufgestoßen worden, mehrere Männer mit Masken stürmten in den Raum. Der Klang ihrer schweren Stiefel auf dem Boden dröhnte durch den Raum und jagte mir eine Schockwelle durch den Körper. Für einen Moment war ich wie erstarrt, doch als sich einer der Maskenmänner direkt auf mich zubewegte, schrie ich aus vollem Hals >JOON, WIR MÜSSEN HIER RAUS!<

Joon, der bisher nur verunsichert hinter mir stand, zuckte zusammen. >Es... es geht nur durch die Tür da vorne< stotterte er, während sein Blick nervös zu einer weiteren Tür in der Ecke huschte.

Die Maskenmänner rückten näher. Ihre Bewegungen waren ruhig, wie Raubtiere, die ihre Beute umkreisten. Lumi zischte bedrohlich, aber auch er schien zu wissen, dass es gegen diese Männer keine leichte Flucht geben würde.

Ich wich zurück, bis ich gegen das Fenster stieß, während einer der Männer auf mich zu ging. Ohne nachzudenken, trat ich mit aller Kraft nach vorne, traf ihn im Magen. Kein wirklich spektakulärer Kampf, mehr ein verzweifeltes Strampeln. Er taumelte einen Schritt zurück, aber ein zweiter Maskenmann kam sofort hinterher und griff nach Lumi, der fauchend aufsprang und ihn ins Gesicht kratzte.

Joon stand derweil wie angewurzelt da, bis er bemerkte, dass einer der Männer versuchte, mich am Arm zu packen. >Lasst sie in Ruhe!< schrie er panisch und schnappte sich eine Vase, um sie dem Maskenmann auf den Kopf zu schlagen. Die Vase zerschellte, doch der Mann schien kaum beeindruckt. Joon sah mich mit panischen Augen an, ich konnte ihm nur einen kurzen Blick zuwerfen. >Hilf mir!<

Ich schlug weiter um mich, doch die Maskenmänner waren zu stark. Einer packte mich schließlich an der Schulter und riss mich zurück. Sein Griff war fest und schmerzhaft. Ich versuchte, mich loszureißen, aber meine Kraft reichte nicht. In dem Moment stürzte Joon sich auf ihn, mehr stolpernd als wirklich kämpfend, und riss den Maskenmann von mir weg.

>Los, Liv, jetzt!< keuchte Joon. Gemeinsam stürmten wir zur Treppe, stolperten die Stufen hinauf, während die Maskenmänner hinter uns her brüllten. Jeder Atemzug brannte in meiner Brust, und mein Herz schlug wie verrückt, aber wir rannten weiter, bis wir schließlich ein Fenster erreichten und hinaus aufs Dach kletterten.

Der kalte Wind schlug uns ins Gesicht. Es blieb keine Zeit zum Nachdenken. Ich folgte Joon über das Dach, auf eine Terrassenüberdachung geradewegs auf die Steinmauer zu, welche den Garten umrandete. Auf der anderen Seite der Mauer rutschten wir runter und rannten weiter durch den Garten der Nachbarn.

Die Maskenmänner waren uns immer noch dicht auf den Fersen, ihre Stimmen und Schritte hallten durch die Gegend.

>Über den Zaun!< rief ich, als wir an einem Holzzaun vorbeikamen. Ohne nachzudenken, packte ich die oberste Latte und schwang mich hinüber. Joon folgte mir keuchend, doch er blieb kurz hängen und fluchte leise, als seine Hose an einem Nagel hängen blieb. >Mach schon, Joon!< drängte ich, während ich mich nach vorn wurf und mich hinter einer alten Gartenmauer versteckte.

Die Nachbarsgärten waren wie ein Labyrinth aus Pflanzen, Zäunen und kleinen Schuppen. Wir hetzten durch jeden Garten, sprangen über Hühnerställe und kletterten über niedrige Hecken. Ein Hund begann zu bellen, als wir an ihm vorbeihuschten, aber wir kümmerten uns nicht darum. Jeder Schritt, jeder Atemzug fühlte sich an wie eine Ewigkeit.

>Liv, sie holen auf!< rief Joon mit einem panischen Blick über die Schulter. >Wir müssen uns tarnen!<

Ich hielt kurz inne, mein Blick fiel auf eine Wäscheleine, die voller Kleidung hing. Die bunten Stoffe flatterten leicht im Wind. >Da drüben< sagte ich hastig und zog ihn mit mir zu der Wäscheleine. Ohne zu zögern, riss ich ein weites Kleid herunter, während Joon sich einen Mantel und eine Mütze schnappte. >Hier< ich warf ihm noch ein Tuch zu, das er sich schnell um den Hals wickelte.

Wir warfen die Kleidung über und tauschten unsere abgewetzten, schmutzigen Sachen gegen die frischen, duftenden Kleider aus. Es war keine perfekte Tarnung, aber besser als nichts. Mit klopfendem Herzen spähten wir über den Zaun. Die Maskenmänner waren noch da, aber sie schienen uns aus den Augen verloren zu haben. Für einen kurzen Moment atmete ich auf.

>Komm< flüsterte Joon. >Wir müssen hier weg, bevor sie uns finden.<

Gemeinsam schlichen wir uns aus dem Garten, durch einen kleinen Seiteneingang, und huschten in die nahegelegene Straße. Die Luft war kühl, und der Nervenkitzel der Flucht hing uns beiden noch in den Gliedern. Schließlich entdeckten wir ein kleines, unauffälliges Café an der Ecke. Es war kaum beleuchtet, und die wenigen Menschen, die drinnen saßen, schienen uns nicht zu bemerken.

Wir traten ein und ließen uns in die hinterste Ecke fallen. Meine Hände zitterten immer noch, als ich einen Blick auf Joon warf. >Hoffentlich finden sie uns hier nicht< flüsterte ich.

Joon nickte, noch immer atemlos, und zog die Mütze tiefer ins Gesicht. >Was sind das für Männer?< fragte er leise und ließ sich auf seinem Stuhl zurückfallen.
>Ich nenne sie Maskenmänner. Sie werden von einem Oskar angeführt, der hat die Zahnfee, also Ruhn, in ein Hotel eingesperrt und wahrscheinlich jetzt Zeke entführt... vielleicht hat er ja auch deinen Freund< ich sah wie Lumi sich aus der Manteltasche von Joon quetschte. Keine Ahnung wie er da überhaupt rein gekommen war.
>Lumi möchte nur ungern das Gespräch unterbrechen. Aber Lumi hat diesen Zettel von der Zahnfee bekommen und soll ihn an Liv geben< er hielt mir ein Stück Papier hin.
Joon hob langsam die Hand und stupste Lumi mit dem Finger an >Was bist du?<
>Ein Sternengeist...< ich verfolgte Lumis Erklärung nicht weiter, sondern faltete den Zettel auseinander. Dabei fiel ein kleines Fläschen auf den Tisch.

Ich warte auf dich

Darunter waren Koordinaten geschrieben. Ich nahm das Fläschchen. Ein weißes Pulver war darin.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt