Eine Tür ins ungewisse

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Pov Liv

Ruhns Augen wanderten unentwegt zwischen dem Mann mit der goldenen Maske und mir hin und her. Er schien zu zweifeln, zu überlegen welche Informationen die Richtigen waren. Und mir blieb nichts anderes über als hier zu stehen, stumm und abzuwarten.
Ich spürte wie Lumi von meiner Schulter rutschte, langsam, darauf bedacht das ihn niemand bemerkte.
An meinem Rücken zog er an dem Pullover. Reflexartig spannte ich mich noch mehr an, als ich merkte was er vor hatte. Doch es schien zu funktionieren.

Ruhns Blick glitt über mich und blieb für wenige Sekunden an meiner Seite hängen.

Lumi hatte den Pullover so beiseite gezogen, dass Ruhn das Messer sah, welches der Mann mit der goldenen Maske auf mich richtete.
Ich selber hatte zu große Angst, um irgend etwas zu tun. Was sollte ich in so einer Situation auch tun?

>Du hast Recht< brach Ruhns Stimme die Stille. >Ich scheine mich getäuscht zu haben<

Hatte er das Messer doch nicht sehen können? Ich überlegte, ob ich es wagen sollte einen Schritt zur Seite zu machen. Dann würde er es auf jeden Fall sehen. Aber wie schnell würde der Mann mir dann folgen und womöglich das Messer in mich rammen. Ich war unwichtig in diesem Spiel. Eine Statistenrolle, die nicht einmal geplant war.

Ruhn machte einen Schritt auf uns zu und hielt das Zepter vor sich, als wolle er es wirklich abgeben. Ich wollte widersprechen, doch da griff der Mann bereits nach dem weißen Ding. Seine Hände umschlossen den Stab und Ruhn begann böse zu grinsen. So böse das mir ein Schauer über den Rücken lief.

>Aber du Oskar hast dich auch getäuscht< Ruhns Stimme war tief und durchdringend. Er riss dem Mann das Zepter aus der Hand und machte zeitgleich eine schwungvolle Bewegung mit der anderen Hand. Die Männer in den Kutten flogen nach hinten gegen die Wand. Doch ich konnte nur den Mann anstarren, der reglos da stand, noch immer die Hand so als würde er das Zepter halten.
Alles um mich herum passierte zeitgleich. Ich hörte den Aufprall der Körper gegen die Wand, da umschloss Ruhns Hand schon meinen Oberarm und er riss mich mit sich.

Ich stolperte die Treppe hinter ihm herunter.
>Beeil dich, ich habe ihn nur für wenige Sekunden lähmen können< rief Ruhn und zerrte weiter an mir.
Wir rannten durch den Flur, in das Kaminzimmer zum Wintergarten.
Ruhn ließ die Tür aufknallen, drückte mir das Zepter in die Hand und drängte mich mit sich in die Dunkelheit des Gartens.

Innerlich betete ich, dass es wieder am anderen Ende des Grundstückes hell wurde. Ich wollte nicht wissen wie das hier ausging sollte uns die Flucht nicht gelingen.

Hinter uns hörte ich bereits Stimmen. Ruhn und ich drehten uns während des laufens um. Wir wurden verfolgt. Es waren sicherlich zehn von den Männern in schwarzen Kutten.

Mit dem Zepter in der Hand zu rennen fühlte sich hinderlich an, aber ich umklammerte es fest, als würde mein Leben davon abhängen... was es vielleicht auch tat.

Plötzlich traf mich irgend was am Bein und brachte mich Zufall. Ruhn der mich mittlerweile los gelassen hatte, wirbelte herum, rannte das Stück zu mir zurück und zog mich wieder auf die Beine.
Mein Bein schmerzte, doch Ruhn zog mich wieder mit sich. Er hatte recht, wir mussten rennen, doch der Zaun schien noch immer so unendlich weit weg zu sein.

Meine Lungen brannten, mein Bein schmerzte fürchterlich und nirgendwo um uns herum war der Hauch von Sonne zu sehen.
Ich hört ein zischen, nahm im Augenwinkel wahr wie Ruhn am Arm von etwas getroffen wurde.
Er fluchte laut und presste die Hand auf die Stelle.
Ein erneutes zischen und Ruhn fiel zu Boden. Schlitternd kam ich zum stehen und kniete mich neben ihn.
Er stöhnte gequält vor Schmerz.

>Ruhn steh auf wir müssen hier weg< schrie ich und zerrte ihn hoch auf die Beine, wie er mich zuvor.

Ich sah nach vorn und traute meinen Augen nicht. Nicht weit von uns stand eine weiße Tür, mitten auf dem Rasen.

>Ein Portal. Wir müssen hindurch< ächzte Ruhn und wurde von dem nächsten Ding getroffen. Sein Bein knickte weg, ich griff rechtzeitig nach seinem Arm so dass er nicht wieder hinfiel. Den Arm auf meine Schulter gelegt, stützte ich ihn. Wir beide waren am humpeln, aber irgendwie kamen wir voran.

Lumi flog voraus und öffnete die Tür.
Wir traten über die Schwelle. Erneut traf Ruhn etwas in den Rücken, doch ich hörte nicht, ob es ihn verletzte.
Denn aus meiner eigenen Kehle entwich ein spitzer Schrei.
Wir waren durch die Tür getreten, doch da war kein Boden.
Wir befanden uns im freien Fall.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt