Durch dunkle Gänge in den Kampf

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Pov Ruhn

Ich beobachtete Zeke, wie er sich im Raum umsah. Die Spannung zwischen uns allen war beinahe greifbar, als hätte der Raum selbst beschlossen, den Atem anzuhalten. Santa, immer der nüchterne Denker, sprach das Offensichtliche aus >Wir können hier unten kein Portal öffnen.< Eine Erkenntnis, die wohl jedem von uns schon klar gewesen war.

>Dann gehen wir eben ins dunkle Nichts< kam es von Fips, seine Stimme wie immer leicht und sarkastisch, als würde er die Schwere der Situation einfach wegwischen wollen. Typisch Fips. Für ihn war das alles nur ein weiteres verrücktes Abenteuer, doch diesmal wusste auch er, dass es anders war. Ernster.

Zeke stand da, den Blick auf mich gerichtet, als wolle er mich durchbohren. >Wir bringen unseren Bruder nicht um< sagte er schließlich, seine Stimme fest und entschlossen. Da war keine Unsicherheit, nur eine eisige Klarheit. Es war ein Befehl, kein Vorschlag.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an. >Weil?< Ich wollte hören, was er sagen würde. Was seine große Rechtfertigung sein sollte, warum wir Eos nicht einfach aus dem Weg räumen sollten.

Santa, der ewig vernünftige Vermittler, mischte sich ein >Weil wir uns untereinander etwas geschworen haben, damals. Gerade du solltest dich daran erinnern, Ruhn.< Seine Stimme war ruhig, aber mit einem Hauch von Nachdruck. Er wollte, dass ich mich an den Schwur erinnere, den wir vor so vielen Jahren geleistet hatten. Doch die Zeiten hatten sich geändert. Hatte Eos nicht längst alles zerstört, was wir einmal waren?

>Kein Bruder wird umgebracht, egal was passiert, bla bla, Happy End< spottete Fips, als würde er Santa nicht ernst nehmen. Doch selbst hinter seiner leichten Art spürte ich den Ernst. Fips hatte es auf seine Art auch satt. Dieses ständige Hin und Her, die Kompromisse. Aber er hielt sich an den Schwur.

Ich ballte die Fäuste. Natürlich erinnerte ich mich an diesen verdammten Schwur. Doch Eos... Eos hatte uns alle verraten. Er hatte uns in diese Hölle gebracht. Wenn es nach mir ginge, hätte ich keine Sekunde gezögert, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Bruder hin oder her.

Doch Zeke und Santa... sie wollten daran festhalten. An dieser zerbrechlichen Idee von Loyalität.

>Und was machen wir, wenn Eos uns wieder verrät? Wenn er uns weiter ins Chaos stürzt? Wollen wir ewig stillhalten?< Meine Stimme war leise, aber kalt. Sie wussten, dass ich es ernst meinte. Dass ich Dark war, und Dark nahm keine Rücksicht.

Zeke sah mich an, seine Augen fest auf meine gerichtet. >Dann finden wir einen anderen Weg< sagte er ruhig. >Aber wir bringen ihn nicht um. Wir sind Brüder. Und Brüder halten zusammen.<

Ich ließ den Blick nicht von ihm ab und spürte, wie die Wut in mir kochte. Doch tief in mir wusste ich, dass Zeke recht hatte. Brüder... verdammt.

Blut war nun mal dicker als Wasser. So sehr ich es hasste, musste ich diese Tatsache akzeptieren. Zeke hatte recht, auch wenn es mich zur Weißglut brachte. >Wir finden einen Weg hier raus< sagte er bestimmt, wie immer der Anführer, wie immer derjenige, der den Ton angab. Augenrollend stieg ich über Liv hinweg und folgte ihm, meine Schritte schwer auf dem kalten Boden. Natürlich gab er den Ton an, und ich war gezwungen, zu folgen.

Fips' Stimme riss mich aus meinen Gedanken. >Was ist mit Liv?< rief er hinter mir her, die Besorgnis deutlich in seiner Stimme.

>Trag sie< erwiderte ich über die Schulter, ohne mich umzudrehen. Es war keine große Sache – Fips konnte das tun. Ich musste mich auf das Wesentliche konzentrieren.

Doch Fips ließ es nicht einfach dabei. >Du... du... das werde ich Liv sagen!< schrie er mir wütend hinterher. >Dass selbst Zeke mehr Reue zeigt als du. Sie opfert sich auf, und du lässt sie hier einfach liegen. Ruhn, du bist und bleibst ein herzloses Arschloch!< Seine Worte schossen durch den Raum wie Pfeile, doch ich zuckte nicht einmal zusammen.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt