Verloren

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Ich hatte keine Gelegenheit mehr bei Zeke nachzufragen, was er meinte. Er war sofort aufgestanden als Ruhn das Zimmer betrat.
Nun standen wir unten an den Ferraris.

>Ich verstehe das also richtig das wir ins Traumland fahren? Mit den Autos?< fragte ich nach, nachdem ich in ihren Plan eingeweiht worden war.
Fips der auf der Motorhaube saß nickte. >Wir können doch keine Autos von Santa hier einfach so rum stehen lassen< ergänzte er.
>Und man fährt da einfach so hin?< ich war noch nicht ganz wieder auf der Höhe. Der leichte Karter hielt mich noch in seinen Fängen.
>Natürlich nicht. Steig einfach ein. Wir verlieren zu viel Zeit< gab Zeke von sich und lief um das Auto herum, um sich wieder auf den Beifahrersitz zu setzen. Seufzend folgte ich seiner Aufforderung.

Ruhn hatte sich schon vor einer ganzen Weile ins Auto gesetzt und auf uns gewartet.
>Wir fahren aus der Stadt raus, dann beschleunigst du wieder und zack sind wir da< erklärte er locker.
Ich nickte und parkte aus.
>Warum weiß O'Kelly all diese Dinge über euch?< eine Frage die ich schon viel früher hatte stellen wollen.
>Ihr wisst es nur nicht, weil ihr den Alten nicht glaubt. O'Kelly muss einer der ersten Menschen gewesen sein, die das Hotel betreten haben nachdem es zu einem Gefängnis wurde. Da hatte ich noch geglaubt, ich würde über die Menschen hilfe erfahren< seine Stimme klang mehr als verbittert. >Aber das ist die Sache mit dem Vertrauen und Glauben bei euch Menschen. Ihr tut es nach Lust und Laune. Nicht nach Verstand<

Ich schielte kurz zu ihm rüber. O'Kelly hatte nie jemand geglaubt, da hatte er recht. Selbst wir Kinder fanden seine Geschichten einfach nur spannend, aber nie echt.

Zwischen uns entstand Stille, während wir die Straßen von Darkmoor durchfuhren. Was hätte ich ihm jetzt auch darauf antworten sollen?

Plötzlich fiel mir eine Blondine ins Auge. Sie stand am Straßenrand und sah sich die beiden Autos an.
Quinn.
Ich spürte ein ziehen in meinem Magen, als ich an ihr vorbei fuhr. Sie sah sich verwundert die Autos an. Klar solche Luxuskarossen fuhren nicht durch die kleine Stadt. Unsere Blicke kreuzten sich. Ich wollte lächeln, ihr zu winken. Doch stattdessen schien alles in mir einzufrieren. Wie in Zeitlupe fuhr ich an ihr vorbei, als wäre ich eine Fremde...
Ich biss mir auf die Lippe und zwang mich den Blick von ihr abzuwenden. Gleichzeitig verschwand das ziehen und wich einem ganz anderem Gefühl.
Wut.
Ich spürte eine unbeschreibliche Wut in mir auf die Person neben mir.
Ruhn schien gar nicht bemerkt zu haben was in mir vor ging. Er spielte wieder an seiner Kette und sah stur nach vorne.
Kurzfristig fragte ich mich was passieren würde, wenn ich einfach stumpf den Wagen gegen einen Baum fahren würde. Aber den Gedanken verwarf ich genauso schnell wie er gekommen war. Ich würde es eh nicht durchziehen.

Wir passierten das Ortsschild. Der Wagen vor uns gab Gas und verschwand plötzlich von der Straße.
Mein Fuß trat mit voller Wucht auf das Gaspedal, so dass wir in die Sitze gedrückt wurden. Überrascht sah Ruhn mich an, drückte dann aber auf den Knopf, wie beim letzten Mal.
Es wurde schwarz um uns herum und dann plötzlich verschwand das Auto um uns herum.

Wir wurden von einem Sog erfasst und umhergewirbelt.
War das normal?
Ruhn streckte die Arme zu mir aus. >Wir müssen uns festhalten. Sonst verlieren wir uns< schrie er. Ich streckte meine Arme ebenfalls aus, doch wir waren zu weit auseinander.
>Was ist das?< schrie ich und versuchte mit aller Kraft an seine Hände heran zu kommen.
>Ich weiß es nicht< schrie er und schaffte es meine Hände zu umgreifen. Ich krallte mich an ihm fest, als würde mein Leben davon abhängen... was es vielleicht ja auch tat.

Plötzlich fühlte es sich so an als würden wir fallen. Unsere Körper drehten sich, ich schloss die Augen damit mir nicht schlecht wurde.

Als ich auf etwas hartem aufprallte, entglitten mir Ruhns Hände. Ich presste meine Arme an meinen Körper, da ich irgend was entlang rollte. Wieder und wieder schlug mein Körper gegen etwas hartes, bis ich endlich liegen blieb.

Nach Luft ringend öffnete ich die Augen. Alles an mir schmerzte und dann war da noch dieser innere Schmerz. Es fühlte sich schlimmer an, als alles was ich in dem beschissen Hotel gespürt hatte.
Ich lag einfach da und spürte wie die Tränen sich den Weg über mein Gesicht suchten. Mein Körper bebte vom weinen und schmerzte sogleich.

>LIV!< Ruhn ließ sich neben mich fallen und sah mich besorgt an. >Hast du dir weh getan?<
>Kann dir doch egal sein!< ich drehte mich von ihm weg und spürte plötzlich Sand unter meinen Händen. Langsam realisierte ich, dass ich auf Sand lag. Hellem, warmen Sand. Langsam setzte ich mich auf.
Die Ablenkung hielt nur kurz an, da entschied sich irgend was in mir einfach weiter zu weinen.
>Könntest du mir bitte sagen was los ist?< durchschnitt Ruhns Stimme die Stille.
Ich wirbelte herum und sah ihn an.
>WAS LOS IST?< schrie ich ihn an >Du verlangst mir alles ab! Du zerstörst mein Leben und es scheint dir egal zu sein. Ich werde verletzt im Hotel, um uns da raus zu holen und es ist dir egal! Ich fliege durch ein schwarzes Nichts, zu irgend einem Ort von dem ich noch nie was gehört habe und jetzt plötzlich ist es dir wichtig wie es mir verdammt nochmal geht?< wütend funkelte ich ihn an.

Ruhn sah mich an, sein Blick undeutsam. >Ich...< setzte er an und brach wieder ab >Ich weiß nicht was du von mir hören möchtest? Eine Entschuldigung wird das nicht wieder gut machen und ich kann es auch nicht rückgängig machen. Ein Danke ist zu klein für das was du getan hast< er atmete tief ein und tat das was ich am wenigsten erwartet hätte. Er zog mich zu sich ran und nahm mich in den Arm. Zum ersten Mal bemerkte ich, wie weich seine Kleidung war und was für eine wärme er ausstrahlte.

>Kannst du mich später hassen? Wir haben Fips und Zeke verloren<

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt