Die Wahrheit unter der Oberfläche

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Pov Liv

Als Eos mich endlich losließ, taumelte ich und fiel auf die Knie, den Atem heftig stoßend. Der Schmerz brannte in meinem Rücken, und für einen Moment war alles um mich herum ein einziges Flimmern aus Schatten und Stimmen. Doch bevor ich völlig den Halt verlor, spürte ich eine Hand an meinem Arm, die mir half, mich aufzurichten. Es war Fips, der mit einem Hauch von Besorgnis in den Augen lächelte, seine sonst so spielerische Miene nun ernst.

>Alles okay?< fragte er leise, als er mich auf die Beine half. Ich nickte flüchtig, obwohl der Schmerz noch deutlich spürbar war.

Die Spannung im Raum war greifbar, wie eine gewitterschwere Wolke, die sich immer mehr verdichtete. Eos stand mit kaltem Blick und einem finsteren Lächeln da, während Zeke sich ruhig und beherrscht zwischen ihn und den Rest von uns stellte.

>Wir sollten in Ruhe darüber reden und keine voreiligen Schlüsse ziehen< sagte Zeke, und seine Stimme hatte diesen ruhigen, bestimmenden Ton, der sonst nur in seltenen Momenten durchbrach.

Eos lachte spöttisch, doch das Lachen klang hohl. >Dein Entschluss steht doch schon fest< knurrte er. Seine Augen flackerten vor Wut, und dann richtete er seinen Blick plötzlich auf mich – nein, auf Fips. >Aber da du und Ruhn scheinbar so einen Narren an dem Menschenkind gefressen habt… können wir auch einfach den unwichtigsten von uns nehmen.<

Ehe ich verstand, was er vorhatte, hob er die Hand und zielte auf Fips. Ein blitzartiger Schrecken fuhr mir durch die Knochen, als mir klar wurde, was das bedeutete. Doch in genau dem Moment, als Eos seine Macht entfesseln wollte, bewegte sich Zeke – seine Hände schnellten in die Luft, und aus dem Nichts wirbelten dünne Fäden aus Sand hervor. Die Fäden wickelten sich in rasender Geschwindigkeit um Eos’ Hände und Arme und drückten ihn mit einer überwältigenden Kraft in die Knie.

Für einen Moment war Eos’ Blick nur noch pure Wut und Überraschung. Er schnaubte und zerrte an den Fäden, doch Zeke hielt ihn fest, sein Gesicht hart und unbewegt.

>Eos< sagte Zeke kühl und leise, doch mit einer unverkennbaren Entschlossenheit. >Genug jetzt<

Eos wand sich unter den Sandfesseln, seine Muskeln bebten, doch die Fäden schienen aus einer Art unergründlicher Macht zu bestehen, die ihn in einem festen Griff hielten. Es war, als ob die Fäden sich an Zekes Willen knüpften, unnachgiebig und stark. Der Sand funkelte leicht, als sei er von innen heraus belebt.

>Lass mich los, Zeke!< fauchte Eos und seine Stimme zitterte vor Wut, doch da lag auch etwas anderes – eine Spur von Angst, die er zu verbergen suchte.

Zeke sah ihn nur ruhig an, während er die Fäden noch fester zog und Eos' Widerstand mehr und mehr erstickte. >Eos, wir sind kein Spielzeug und kein Werkzeug. Nicht mehr.<

Es herrschte eine dichte Stille, als Zekes Worte durch den Raum hallten. Alle schienen den Atem anzuhalten, während Eos kämpfte, zornig und verzweifelt. Es war, als ob er in Zekes Griff die Realität unserer Situation erkannte – dass er nicht mehr alle Macht hatte, nicht mehr das letzte Wort sprach.

Und dann sprach Fips, seine Stimme leise und ernst. >Eos… vielleicht müssen wir das alles neu denken. Wir können es uns nicht leisten, weiter so zerrissen zu sein.<

Sein Blick ruhte auf Eos, und in diesem Moment schien der verspielte Fips einer neuen Ernsthaftigkeit Platz zu machen. Es war, als ob er mehr verstand als ich, als ob er die Tragweite dessen begriff, was hier auf dem Spiel stand.

Langsam, fast widerwillig, schien Eos’ Kampfgeist zu schwinden. Der Zorn in seinem Blick wurde gedämpfter, als hätte er sich in den Fäden des Sandes verfangen und nicht nur in ihnen, sondern auch in einer Wahrheit, die er nicht länger ignorieren konnte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: a day ago ⏰

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Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt