Regen

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Pov Liv

Lumis Worte hatten eine merkwürdige Stimmung erzeugt. Ruhn war aufgestanden und meinte, dass wir weiter mussten.

Der Wald schien stiller und dunkler geworden zu sein, als wir uns weiter in die Tiefe der Bäume vorwagten. Die Luft war schwer und kühl, und ein bedrückendes Gefühl hing über uns, als würden wir von der Natur selbst beobachtet.

Der Boden unter unseren Füßen war feucht und weich, und das leise Knistern von Laub und Zweigen begleitete jeden unserer Schritte.

Lumi schwebte nah bei uns, sein sanftes, schimmerndes Licht war jetzt unsere einzige Orientierung in der Dunkelheit des Waldes. Plötzlich spürte ich die ersten kalten Regentropfen auf meiner Haut. Es war ein feiner Nieselregen, der leise durch die Baumkronen fiel und das Rascheln der Blätter sanft verstärkte. Der Regen begann langsam, doch bald verdichteten sich die Tropfen, und der Regen wurde stärker.

Die Tropfen schlugen auf den Blättern und Zweigen auf und hinterließen ein gleichmäßiges Trommeln, das sich wie ein unheilvolles Flüstern durch den Wald zog. Ich schlang die Arme um meinen Körper, doch die Feuchtigkeit kroch bald durch den Stoff des Pullovers und ließ mich frösteln. Mein Atem ging schneller, und der kalte Regen auf meiner Haut verstärkte wieder die Erschöpfung in meinem Körper. Meine Haare klebten an meiner Stirn, und meine Schritte wurden schwerer, fast stolpernd.

Ruhn, ebenfalls vom Regen durchnässt, wirkte noch schwächer. Wassertropfen liefen über seine blasse Haut. Der Regen wusch den Staub und Dreck von ihm, doch es schien auch, als würde er seine letzte verbliebene Kraft mit sich fortspülen. Er kämpfte sich weiter, leise und entschlossen, doch seine Augen zeigten Müdigkeit und Schmerz.

Das Wasser, das nun in kleinen Rinnsalen über den Boden floss, machte den Weg rutschig und unsicher. Jeder Schritt wurde zu einer Herausforderung, während der Regen immer heftiger wurde. Lumi versuchte verzweifelt, seine leuchtende Präsenz noch stärker zu machen, um uns den Weg zu erhellen, doch selbst sein Licht wirkte gedämpft unter den schweren Regentropfen, die durch den Wald fielen.

Der Regen umhüllte uns vollständig, ließ den Wald wie eine fremde, trostlose Welt erscheinen. Wir spürten, wie unsere Kräfte mit jedem Schritt weiter schwanden, doch wir konnten nicht stehen bleiben – wir mussten weiter. Der Klang des Regens war nun das einzige Geräusch, das unsere Schritte begleitete, ein monotoner, ständiger Rhythmus, der uns unaufhaltsam tiefer in den unheimlichen Wald trieb.

Dann erschien plötzlich eine kleine Hütte in unserem Sichtfeld. Ruhn ging voran und spähte durch die Fenster.
>Sieht verlassen aus< stellte er fest und rüttelte an der Tür. Sie war verschlossen.
Ich bibberte vor kälte und würde alles dafür tun irgend wo im warmen zu sitzen. Ruhn schien es ähnlich zu gehen. Mit Schwung warf er sich gegen die Tür und bekam sie so auf.

Im Inneren der Hütte stand ein Tisch mit zwei Stühlen, ein kleines Bett und ein Kamin. Lumi schaffte es ein Feuer darin zu entzünden, woraufhin wir uns einfach auf den Boden vor die Flammen setzten und uns wärmten.

>Zeke hatte angedeutet, dass du wieder in ein Schlamassel geraten wärst. Was meinte er damit?< fragte ich, den Blick auf die Flammen gerichtet.
>Er versucht nur sich besser da zu stellen. Das muss ihm hervorragend in den Kram passen, dass mir sowas passiert ist< seine Stimme klang mürrisch.
>Wie ist das eigentlich passiert? Das sie dich im Hotel eingesperrt haben meine ich. Du warst doch sicher auch so mächtig wie dein Bruder?< ich sah ihn von der Seite an.
Seine Gesichtszüge waren hart, der Blick starr aufs Feuer gerichtet.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt