S E V E N T Y S I X ★76★

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Genervt stöhnend strich ich mir über mein Gesicht, ehe ich schon mal den Besen holte.

Wieder hatten Louis und ich über das Kind gestritten und diesmal waren zwei Gläser zu Bruch gegangen.

Louis war daraufhin weinend in seinem Zimmer verschwunden und hatte die Tür hinter sich zugeschlagen.

Ich schmiss die Glasscherben in den Mülleimer, stellte den Besen wieder zurück und zog mir dann meine Schuhe an.
Ich konnte Louis nicht immer hinterher rennen. Ich war auch nur ein Mensch und irgendwann wurde es mir zu viel.

"Louis! Ich gehe!" brüllte ich, schnappte mir meinen Mantel und schlug die Haustür hinter mir zu.

Als ich gerade mein Auto aufsperrte, wurde die Haustür wieder aufgerissen und Louis kam in Jogginganzug und nur mit Socken auf mich zugestürmt.

"Du bleibst schön da, Freundchen!" rief er, während ich unbeirrt ins Auto stieg.

"Ich bin nicht dein Hund, den du umher kommandieren kannst!" schnauzte ich zurück, schlug die Autotür zu und startete den Motor, doch Louis zog mir einen Strich durch die Rechnung, indem er sich vor die Motorhaube stellte. An den Rückwärtsgang war gar nicht zu denken, denn hinter mir stand ein großer Container und mein Auto wollte ich nun auch wieder nicht demolieren.

Wütend schlug ich auf die Hupe, verursachte das Louis zusammenzuckte.

Eine Weile lang starrten wir uns durch die Windschutzscheibe an, lieferten uns ein Blickduell, ehe Louis den Blick senkte und sich über die Augen rieb.

Oh nein! Bitte nicht schon wie-

Doch da sank der kleinere auch schon zu Boden und verschwand somit aus meinem Blickfeld.

Ich seufzte und stieg aus dem Auto.

"Louis. Steh jetzt auf und geh ins Haus. Es ist zu kalt hier draußen." murmelte ich, während ich auf den besagten zuging, der sich vor meinem Auto auf dem Boden zusammengekauert hatte.

"Hau ab." wimmerte er und rollte sich mehr zu einer Kugel.

Erneut seufzte ich.

Manchmal war er wirklich ein Kind.

Schnell hob ich ihn von der kalten Straße und trug ihn zurück ins Haus, wo ich ihn auf sein Bett legte.

"Und jetzt bleib hier und schlafe ein wenig." sagte ich leise, "Die Gurken sind im Kühlschrank."

"Bleibst du hier?" fragte er vorsichtig und lugte zu mir herauf.

"Nein."

"W-Wieso?"

"Ich denke wir brauchen eine kleine Pause voneinander."

Sein Gesichtsausdruck fiel.

"D-Du machst S-Schluss mit mir?" stammelte er und richtete sich auf.

"Nein! Natürlich nicht! Aber wir saßen die letzte Wochen andauernd aufeinander." sagte ich schnell und ließ meine Hände in meine Hosentaschen gleiten.

"A-Aber-"

"Nichts aber, Louis. Wenn etwa ist, dann ruf mich bitte an." ich lehnte mich zu ihm runter, zog meine Hände wieder aus den Hosentaschen und strich ihm durch die Haare, "Ich liebe dich."

Er schwieg, erwiderte nichts, sah mich nur durch glasige Augen an.

Schnell presste ich einen kleinen Kuss auf seine Lippen.

Und dann verschwand ich in den Flur.
Doch erneut würde ich aufgehalten, diesmal von zittrigen Armen die sich von hinten an mich klammerten.

"Bleib bitte hier." wimmerte Louis und schluchzte leise, "Ich brauche dich doch."

Ich drehte mich erneut zu ihm um und sah auf ihn herab.

"Bitte verstehe es doch. Ich will auch mal wieder in mein Bett. Einfach ein wenig für mich sein. Nachdenken." flehte ich regelrecht. Ein verletzter Ausdruck schlich sich auf das Gesicht des blauäugigen.

"I-Ich kann ja auch zu dir!" sagte er plötzlich und nickte eifrig, "J-Ja. Ich kann auf der Couch schlafen und du in deinem Bett! Ich mache dir auch jeden Tag Frühstück!" wie ein verrückter trommelte er auf meiner Brust herum und ich musste mir ein Lachen verkneifen. Er sah so süß aus, mit seinen verstrubbelten Haaren und den blauen Augen, die so hoffnungsvoll zu mir hinauf funkelten.

"Louis-"

"Ich putze auch euer Haus!"

"Nein. Ich-"

"Ich mache meinetwegen auch die Wäsche!"

"Baby. Ich weiß n-"

"U-Und ich mache die Einkäufe und bezahle dafür!"

"Louis!" rief ich und unterbrach somit seinen Redeschwall.

Er zuckte zusammen.

"Ich liebe dich. Und das weißt du auch, aber ich brauche etwas Zeit für mich." fuhr ich sanfter fort und küsst seine Stirn.

"O-Ohne mich?"

Er wirkte wie ein kleines verlorenes Kind, dass gerade seine Mutter verloren hatte und es zerbrach mir mein Herz.

"Ja. Auch wenn es nur ein Tag ist, Schatz." ich lächelte ihn zärtlich an und küsste ihn dann erneut.

"Ein Tag?" wisperte er und krallte sich in mein Shirt.

"Ein Tag." bestätigte ich.

"Pinkie promise?" er streckte mir seinen kleinen Finger entgegen und ich hackte meinen mit seinem ein.

"Pinkie promise."

"Gut." seine Stimme war kaum noch hörbar, "Aber bitte bringe mir dann übermorgen Gurken mit."

Kichernd bejahte ich und presste dann ein letztes Mal meine Lippen auf seine, ehe ich aus der Haustür verschwand.

~*~

Glaubt ihr an Aliens?

Ich denke schon, dass es irgendwo im Universum noch eine andere Art von Lebewesen gibt.

Revenge ⇾ larry/niamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt