Kapitel 13

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Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann.  


Im Zimmer angekommen durchwühlte ich meinen Koffer nach ein paar angemessenen Klamotten. Da ich nicht wusste, zu was für ein Café wir gingen, nahm ich an, dass es sich mit Sicherheit nicht allzu sehr, von dem in meiner alten Stadt, unterschied. Wenigstens würde ich dort keinen Fehler begehen. Es war nämlich nicht das erste Mal, dass ich kellnerte. Außerdem hatte ich eine Beschäftigung und kam ein bisschen unter Leute. Womöglich ergab sich dann auch die ein oder andere Bekanntschaft.

Es wäre total schön, wenn sich daraus Freundschaften entwickelten. Immerhin kannte ich ja nun zu diesem Zeitpunkt noch niemanden weiter, außer Stella, Viola und... Josh. Kurz dachte ich an ihn. Eigentlich wollte er noch einmal vorbeikommen. Was würde er sagen? Wollte er Stella darüber informieren, ob sich ihre Schwester nun wieder einigermaßen benahm? Ich war schon neugierig, was er zu sagen hatte. Jedoch glaubte ich gar nicht daran, dass wir uns an diesem Tage begegneten. Ich ging davon aus, dass ich hinter den Tresen stand und Stella mit ihm allein quatschte. Das war echt blöd. Somit bekam ich nichts mit. Auf der einen Seite musste ich es aber. Eines war auf jeden Fall klar: Auch wenn es mich nicht zu interessieren hatte, was da im Allgemeinen lief und wo Viola steckte, überschlug sich meine Neugierde. Ich musste unbedingt etwas erfahren. Doch ist das so gut?

Jedoch war mir bewusst, dass ich jeden an diesem Ort etwas aus der Nase ziehen musste, aber herumschnüffeln wollte ich auch nicht unbedingt, denn ich spürte klar und deutlich, wie die beiden Frauen Angst vor diesem Mann hatten, der mir noch nicht begegnete. Um ehrlich zu sein war das Bedürfnis ihn zu sehen, auch bei mir längst verschwunden. Bei den Gedanken an den Fremden umschlang mich nämlich ein immer mehr ungutes Gefühl der Nervosität. Mit hundertprozentiger Sicherheit sagte mir mein Verstand, dass ich mich da besser heraushalten sollte. Es könnte nämlich in dieser Hinsicht auch schlecht für mich enden und tatsächlich war mir mein Leben noch etwas wert.

Endlich fand ich die passenden Kleidungsstücke. Eine moderne Jeans mit ein paar Löchern an den Knien. Ich trug sie gern, weil sie so bequem war. Außerdem mochte ich es, wenn nicht alles so akkurat und ordentlich saß. Dazu zog ich ein kurzärmeliges Oberteil heraus. Es glich einem Hemd. Das schwarz rot karierte Muster passte perfekt zu meinen Converse. Schnell packte ich mir noch mein Portmonee und das Handy in die Tasche und eilte im Anschluss die Stufen nach unten. Knarrend hallten meine Schritte von den Holzdielen wider und unten am Fuß der Treppe tauchte der Rotschopf auf. Stella trug noch immer diesen Pullover. Das Einzige was sie tauschte war ihre Leggings gegen eine eng sitzende Jeans.

»Ich habe Gary schon Bescheid gegeben, dass wir gleich da sind. Los komm« und sie zog mich mit nach draußen zu einem etwas neueren schwarzen Wagen. Eines Nissan Pickups um genau zu sein. »Er freut sich schon auf dich. Gerade, weil seine ehemalige Aushilfe nicht mehr kommen kann. Sie bekommt bald ein Baby und außerdem war sie sowieso unfreundlich. Ach, du wirst dich schon gut machen. Bestimmt besser als sie« und ich krabbelte neben Stella auf den Beifahrersitz. Unruhig rutschte ich auf dem Leder herum. Etwas nervös war ich schon. Was wird mich nun erwarten? »Und wie ist Gary so?« Immerhin war er bald mein zukünftiger Chef. Deswegen musste ich mich auch mit ihm verstehen, wenn ich den Job haben und behaltenen wollte.

»Man kann ihn nicht beschreiben. Gary halt«, prustete Stella auf einmal los, startete den Motor und fuhr die lange Straße in entgegengesetzter Richtung, von der ich vor nicht mal allzu langer Zeit herkam. Die Häuser und Villen wurden nach und nach wieder etwas weniger und langsam sah man auch in der Ferne das Meer. Wie schön. Ich freute mich sehr, denn ich liebte Wasser. Falls ich nach meinen Schichten Zeit hatte, konnte ich das ein oder andere Mal auch noch schwimmen gehen. Wenigstens etwas Positives nach meiner Misere.

White Moon - Kiss of the WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt