Kapitel 21

4.5K 207 32
                                    

Wir aber, die wir stark sind, sollen der Schwachen Unvermögen tragen und nicht uns selber zu Gefallen leben.


Als ich nach Stunden aus meinem Bett krabbelte, tat mir der Hinterkopf extrem weh. Die ganze Zeit nahm ich an, dass der Schmerz auch so verschwand. Darum schluckte ich keine einzige Tablette. Hätte ich das mal lieber getan. Mein Schädel schien nun wortwörtlich zu platzen und ich suche kurz daraufhin brummend in meinem Koffer nach einer Packung. Zum Glück fand ich noch welche, die ich mir eilig mit einem Glas Wasser hinterwarf. Es war nur zu hoffen, dass das Pochen bald verschwand und somit auch die Erinnerungen an diese komische Nacht mit Duncan. Alles sollte am besten nur ein Traum sein.

Im Grunde genommen hätte ich mich noch ein wenig hinlegen können, aber ich ging trotzdem duschen und machte mich soweit fertig, obwohl ich noch Massen an Zeit hatte, bis ich wieder bei Gary im Café die Leute bediente. Was sollte ich allerdings sonst tun? An Schlaf war nicht zu denken. Mein Kopf war voll von irgendwelchem Zeug, was ich versuchte stetig vergeblich zu verdrängen. Sinnlos das alles. Es war drin. In meinem Kopf. Ließ sich nicht mehr löschen. Und die Schmerzen in meinem Hirn waren dazu auch nicht gerade hilfreich.

Als ich nach unten ging, war ich fast davon überzeugt, dass Stella wieder da sein musste, da ich Geschirr klappern hörte. Wenigstens ein vertrautes Gesicht. Sollte ich ihr sagen, was da gestern noch passierte und dass ich nachts Besuch bekam? Ich hatte keinen blassen Schimmer. Aber als ich am Fuß der Treppe ankam, nach rechts bog, um in die Küche zu gehen, dachte ich vom Glauben abzufallen. Ist das ein Witz, oder so? Ich rechnete weder mit Besuch, noch mit ihm. Dann hätte ich lieber die Einsamkeit vorgezogen. Wie dreist konnte man eigentlich sein? »Na, Hunger?«, kam es aus seinem Mund, weil er mich gehört haben musste, wie ich mit dumpfen Schritten von oben herunterkam. 

»Was machst du denn schon wieder hier?«, grummelte ich launisch und schürzte sauer die Lippen. »Vielleicht bin ich ja gar nicht wirklich weggewesen?«, schmunzelte er und drehte sich komplett zu mir herum. »Was verdammt noch mal willst du denn hier?«, fragte ich erneut. »Und wo zum Teufel steckt Stella?« Das interessierte mich sogar noch mehr. »Das frage ich mich auch!«, schien er kurz zu überlegen. »Aber ich bin hier, weil es mein Haus ist. Stella und Viola sind nur geduldet, beziehungsweise können diese Räumlichkeiten nutzen. Also wirst du mich hier wohl oder übel öfter antreffen« und Dan zuckte mit den Schultern, wobei ich mit den Augen rollte. Auch das noch. Er soll bleiben wo der Pfeffer wächst. Das war doch alles scheiße. Er musste sich aus meinem Leben verpissen. Wie sollte ich denn das Geschehene vergessen, wenn er ständig vor meinen Augen herumtanzte?

Trotz dessen hob ich neugierig etwas meinen Kopf an. Das gab es nicht alle Tage, dass ein Mann vor dem Herd stand. Dabei erkannte ich einen Pancake in der Pfanne, der gerade gewendet wurde und im Anschluss auf einem Teller landete. Das Ganze sah so unwirklich aus, dass ich innerlich mit dem Kopf schüttelte, weil man das gar nicht von ihm annahm und dann dieser Oberkörper. Duncan trug lediglich eine Jeans, die locker auf seinen Hüften saß, sonst war er nackt, ebenso seine Füße. Das breite Kreuz war enorm. Der Nacken extrem muskelbepackt. Im ersten Moment betrachtete ich ihn gar nicht so ausgiebig. Immerhin ging er mir auf den Kranz. Doch nun stand ich blöd da und glotzte River wie ein Alien an. 

Als er sich ein klein wenig zu mir herumdrehte, um etwas aus dem Schrank zu holen, erblickte ich das V an dem Bund seiner Hose und auch sein extremes Sixpack war unglaublich. Wenn man diesen Mann mit anderen verglich, stellte er jeden in den Schatten. Er war wirklich heiß. Ich wusste zwar genau, dass ich nicht an so etwas denken sollte, aber es ging nicht anders. Auf einen Schlag befanden sich diese Bilder vor meinen Augen, wie er in mein Innerstes drang. Dieser Traum brachte mich so durcheinander, dass ich regelrecht bewegungsunfähig wurde.

White Moon - Kiss of the WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt