Kapitel 75

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Zweifel sind Verräter, sie rauben uns, was wir gewinnen können, wenn wir nur einen Versuch wagen.


Der nächste Tag begann schon wieder scheiße. Mir war extrem schlecht, weshalb ich auch ziemlich zeitig aus dem Bett krabbelte. Das Erste was ich tat, war kotzen. Auch wenn mir Duncan danach beruhigend über den Rücken strich, nervte mich das gewaltig an. Meine Laune flog komplett in den Keller. Das merkte nicht nur er, sondern auch Viola, die in dem Moment am Herd stand und uns ein paar Pfannkuchen zubereitete. Der Geruch stieg mir ekelerregend in die Nase und somit war ich noch unausstehlicher. »Du musst aber etwas essen«, murmelte Duncan, der unverzüglich neben mir auftauchte und meine Hand schon fast vorsichtig ergriff, weil er genau wusste, wie geladen ich war.

Allerdings entzog ich mich ihm auf der Stelle. Innerlich wollte ich es gar nicht. Andererseits konnte ich nichts dagegen machen. »Das ist doch bloß alles wegen dir!«, fluchte ich und starrte ihm sauer ins Gesicht, auch wenn ich wusste, dass auch ich meinen Teil dazu beitrug. Dennoch verschränkte ich bockig meine Arme vor der Brust. »Ich kann nichts essen. Mir ist schlecht.« Das entsprach der Tatsache. Mir war zwar schon eine Weile hin und wieder nicht gut, doch an diesem Morgen war es so extrem, dass ich am liebsten einen Heulkrampf bekommen hätte und jeder spürte, dass ich kurz davor stand die Nerven zu verlieren.

Anbei sah man deutlich, wie Duncans Kehlkopf sichtbar auf und ab wippte. Er musste schwer schlucken. Ich wollte ihn nicht mit Worten verletzen, aber er hatte mich verdammt noch mal geschwängert und in dem Moment freute ich mich nicht mehr darüber. Nicht, weil ich bald ein Baby hatte, sondern weil mir schon wieder die Magensäure im Halse steckte und ich kurz davor war zur Toilette zu hetzen. Das gefühlte hunderte Mal an diesem Morgen. Hätten wir nicht in dieser besagten Nacht miteinander geschlafen, würde es mir nicht so beschissen gehen.

»Heaven!«, begann er vorsichtig und zog mich prompt aus der Küche in den Flur. Er wusste erst gar nicht, was er sagen sollte, aber ich war plötzlich auf hundertachtzig, sodass ich bloß noch explodieren wollte. Insgeheim war mir mehr als nur bewusst, dass ich mich freute, weil wir in einigen Monaten zu dritt waren, doch in diesem Moment verfluchte ich durch mein Unwohlsein alles und jeden. »Hör auf sauer auf mich zu sein«, sprach er etwas beschwichtigend, doch ich wusste, dass es in ihm brodelte. Es nervte ihn, wenn ich ihn so blöd behandelte und er hatte echt zu tun nicht selbst an die Decke zu springen.

»Geh mir aus den Augen«, knurrte ich, weil ich keine Ahnung hatte, ob ich jeden Augenblick etwas Dummes tat. Ich wollte ihm nicht weiterhin wehtun und versuchte auf diese Weise etwas Abstand zwischen uns zu bringen. Leider wollte er das auf keinen Fall und probierte immer wieder meine Hand zu ergreifen. Ich wich ihm natürlich geschickt aus und wusste, dass mich die Hormone gerade in meinem Körper überschwemmten. Auf jeden Fall war klar, wenn ich eine normale Frau gewesen wäre, es mich nicht so sehr hätte mitgenommen, wie in diesem Moment. Dafür spürte ich viel zu sehr das Tier in mir. Es war fast am Durchdrehen und machte mich obendrein verrückt. »Beruhige dich doch. Ich mache dir einen Tee und du ruhst dich erst mal etwas aus.«

Natürlich wollte er mich nur beruhigen. Leider brauchte ich etwas Luft. Ich wollte allein sein. »Ich will deinen bescheuerten Tee nicht. Lass mich doch einfach in Frieden!«, keifte ich nun. »Das kannst du vergessen. Du weißt genau, dass ich das nicht tun werde.« Ich formte meine Augen zu Schlitzen und funkelte ihn sauer an, als ich fluchte: »Fass mich nicht an.« Ich wollte doch bloß etwas meine Ruhe, damit ich ein wenig herunterkam, doch irgendwie ließ River das gar nicht zu. Vor allem ging das Rudel mit mir um, als wäre ich ein rohes Ei. Ich wollte keine Extrawurst und ich brauchte auch keine. Nur etwas meine Ruhe. Einen kurzen Moment. Keinen Mann, der mir ununterbrochen am Arsch klebte. Allerdings machte es meine Wut bloß schlimmer, da er erst recht nicht mehr von meiner Seite wich. 

White Moon - Kiss of the WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt