Kapitel 27

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Ich rannte zu meinen Träumen, stolperte über die Wirklichkeit und stieß mir den Kopf an der Wahrheit.


Duncan kam sekündlich näher auf mich zu. Ich hingegen wollte mich so klein; wie nur möglich machen, aber die Wand im Rücken ließ nicht zu, dass ich noch weiter nach hinten gehen konnte. Weshalb wollte ich nur wenige Stunden zuvor so nahe bei ihm sein und seine Hände auf meinem Körper spüren? Warum? Das war doch riesengroße Scheiße. Und nun stand ich hier und wusste nicht, was ich machen sollte. Tut er mir wieder weh? Wird Josh tatsächlich kommen, wenn ich um Hilfe schreie? Denn noch immer pulsierte Rivers Ader bedrohlich an seinem Hals, als stürzte er sich jede Sekunde auf mich.

»Was treibst du mit meinem Bruder?«, zischte er gefährlich und durchlöcherte mich mit seinen Augen. »Nichts... Wieso? Was soll ich denn mit ihm treiben? Gar nichts!«, stotterte ich verzweifelt und fragte mich, weshalb er nur so eine extreme Wirkung auf mich hatte; egal in was für einer Hinsicht. »Das sah aber nicht so aus!« Verwirrt riss ich die Lider nach oben und starrte Duncan irritiert an? Was soll das werden? »Glaubst du ernsthaft, ich hätte was mit Josh?«, fragte ich fassungslos. Am liebsten hätte ich laut gelacht. Das war doch ein Witz. Wenn er die Augen mal richtig aufmachte, wüsste er, dass ich nichts von seinem Bruder wollte und er auch nicht von mir. 

Was soll das nur? Dachte er wirklich so von mir? Dass wir uns erst küssten und ich dann zu einem anderen Mann ging? Ich war keine Schlampe. »Du hast doch mit einer anderen gefickt und nicht ich. Wenn du das spüren würdest, wie ich es getan habe... dann wüsstest du ob ich mit jemand anderen was hatte, oder?« und kurz blickte er mich entgeistert an. »Natürlich würde ich das merken, aber es sah irgendwie komisch aus... Fuck... Glaubst du ich will, dass du mit meinem Bruder in einem Bett schläfst? Was soll das? Du gehörst mir!« Ungläubig starrte ich ihn an. Wollte er mich verscheißern? 

»Hast du einen an der Waffel? Ich werde dir niemals gehören. Erst recht nicht nachdem wie du mich behandelt hast.« Das konnte er ja wohl knicken. Wenn er so zu mir war, egal was das Schicksal für uns vorherbestimmte; wollte ich ihn einfach nicht. Ungeachtet dessen fasste River das selbstverständlich nicht gerade leicht auf, denn plötzlich stand er genau vor mir; kesselte mich ein und schlug ohne Vorwarnung mit extremer Wucht gegen die Wand. Genau neben meinem Kopf. Erschrocken keuchte ich auf und zuckte hart zusammen. Putz fiel von der Wand und krümelte leise auf den Boden.

»Du gehörst mir!«, knurrte er erneut und beugte sich mit dem Gesicht so weit zu mir herunter, dass sich seine Augen nur wenige Millimeter vor meinen befanden. »Findest du meinen Bruder gutaussehend?«, setzte er weiter fort. »Was?«, wollte ich argwöhnisch wissen. Man konnte es auch übertreiben. Worauf will er denn hinaus? Klar war Josh nicht hässlich. Ganz im Gegenteil. Aber ich hätte nie daran gedacht, dass da mehr laufen könnte. Nein. Beim genaueren betrachten... auch nicht. Josh war halt Josh. Ziemlich nett und hilfsbereit. Jedoch würde da nie mehr sein außer Freundschaft. »Ich habe dich was gefragt. Stehst du auf meinen Bruder?«, doch ich antwortete sofort: »Nein. Das tue ich nicht! Was ist denn das für eine bescheuerte Frage? Er ist einfach nur nett zu mir« und irgendwie tat das gut.

Ich benötigte jemanden in meiner Nähe, der mich wirklich mochte, brauchte Freunde und hier gab es nur Gary, Stella und Josh, die okay zu mir waren. »Nett?«, drang durch seine Lippen und ich nickte eilig. »Ich fühle mich einsam, Duncan. Es ist toll, wenn mich jemand mag.« River zog skeptisch die rechte Braue in die Höhe und sah mich von oben bis unten schon fast abwertend an. Dabei fragte er sich eher selbst: »Oh, fuck. Womit habe ich das nur verdient?« Das schmerzte. Irgendwie. »Wie meinst du das?«, interessierte mich und Dan lief ein paar Schritte nach hinten; ließ mir so etwas Luft, doch er hatte stets ein Auge auf mich. 

White Moon - Kiss of the WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt