White Moon - Kiss of the Wolf

Kapitel 53

Ist frei der Geist, dann fühlt der Körper zart. Der Sturm im Geist raubt meinen Sinnen jegliches Gefühl.

Die Schmerzen waren unerträglich. Noch nie spürte ich bisher in meinem Leben solche Qualen. Ich glaubte zu sterben und bei diesen Schüben, die am Extremsten waren, brüllte ich mir regelrecht die Seele aus dem Leib, denn ich lag seit Stunden da und dachte zu verrecken. Niemand konnte mir helfen.

»Könnt ihr mir denn gar nichts gegen die Schmerzen geben?«, flehte ich schwach und hatte noch ein Fünkchen Hoffnung. Leider wurde dieses mal wieder zerstört. »Das geht nicht, Heaven. Dein Wolf darf nicht geschwächt werden, sonst kann die Verwandlung nicht richtig von statten gehen und du dabei sterben. Es tut mir leid. Auch wenn ich dir gerne helfen würde, kann ich es nicht... Außer bei dir sein«, murmelte Duncan. »Ging es dir auch so schlecht?«, wollte ich weinerlich wissen. »Nein. Das lag aber daran, dass ich noch ein Kind war. Die Verwandlung tat zwar ein bisschen weh, doch ich musste mich nicht so lange damit herumquälen, wie du. Die Erste beginnt immer in einer Vollmondnacht. Die haben wir allerdings erst in drei Tagen, also bedeutet das...«, doch er musste nicht weitersprechen, denn ich verstand auch so genug.

»Ich kann das nicht mehr. Wie soll ich das denn so lange aushalten?«, unterbrach ich Dan und seufzte erleichtert auf, als die Krämpfe eine Pause machten. Der Gedanke daran, dass es in wenigen Minuten weiter ging; machte mich innerlich kaputt. River bemerkte das aber und er wollte wissen: »Geht es dir etwas besser.« Seine hellen Augen starrten mich sanft und traurig zugleich an. »Im Moment schon«, gab ich zu. »Gut. Dann werde ich dir etwas zu Essen holen« und ich nickte müde.

Hunger hatte ich wirklich und träge richtete ich mich auf. Ich war vollkommen durchgeschwitzt. Behielt allerdings die Decke um meine Beine, da mir schon wieder etwas frischer wurde, obwohl in diesem Raum sicherlich eine extreme Wohlfühltemperatur herrschte. Doch diese konnte ich nicht spüren, weil ich so wahnsinnig durcheinander war und sicherlich immer mal wieder unter Fieber litt. Zumindest fühlte ich mich wie ausgekotzt und das war echt ekelhaft; gerade was die Klamotten betraf. Diese klebten nämlich fest an meiner Haut.

Als Duncan verschwand, ging er aus diesem Kasten und schloss die Käfigtür hinter sich zu. Es fühlte sich schon komisch an, wieder eingesperrt zu sein, doch anscheinend ging es gar nicht anders. Trotz dessen war es ein unheimliches Gefühl. Es erinnerte mich so sehr an Shane. Zwar würde dieser Bastard mir hier drin nichts tun, aber diese elenden Bilder ließen sich nicht verscheuchen. Gerade, da River in diesem Moment nicht mehr bei mir war. Dass er überhaupt die ganze Zeit blieb, konnte man kaum glauben. Er tat es allerdings wirklich. Josh hingegen kümmerte sich in dieser Zeit, um das Rudel und der Vater der Beiden; half ihm dabei, obwohl er noch immer schwach auf den Beinen stand. 

In dem Augenblick, als ich zum wiederholten Male annahm einen Krampfanfall zu bekommen, bereitete sich mein Körper prompt darauf vor und spannte sich auf der Stelle von selbst an. Dieses Mal kam aber nur ein kleiner, den man aushalten konnte, was mich schon fast lächeln ließ. Aber ich war ein Lebewesen, was nun einmal Schmerzen empfand. »Das halte ich keine drei Tage durch«, winselte ich, kaute mir hart auf der Lippe herum und schmeckte mein eigenes Blut. Sofort wischte ich mit dem Handrücken über meinen Mund und sog schwer die Luft ein. Erst in diesem Augenblick bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit darauf gebissen haben musste, denn diese war schon extrem dick und geschwollen.

Verzweifelt ließ ich mich nach hinten plumpen. Am liebsten hätte ich einfach nur mal wieder ein paar Stunden durchgeschlafen. Doch wie sollte ich das schaffen? Wie verdammt? Müde rieb ich mir über die Augen und Kopfschmerzen hatte ich ebenso. Mein Schädel pochte im Sekundentakt. Wie gerne hätte ich mir ein paar Schmerztabletten eingeworfen und wäre die Chance dagewesen, dann wären mir auch die Worte von Duncan egal; denn so langsam hatte ich die Schnauze gestrichen voll.