Kapitel 74

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Die Hoffnung ist das was man braucht, um in der Realität nicht unterzugehen.


Ich kam mir komisch vor, wenn mich Duncan so bemutterte, aber es war auch echt süß und unwillkürlich dachte ich daran, wie er mir das erste Mal in der Küche begegnete. Viola und Stella waren am Anfang nicht unten und wir trafen zu diesem Zeitpunkt aufeinander, obwohl ich ihm aus dem Weg gehen wollte. Nur er und ich. Das auch nur in Jeans. Sonst trug er keinerlei Klamotten am Leib. Ich schluckte, erinnerte mich daran, wie ich ihn wütend anging. In diesem Moment hätte ich niemals angenommen, was er mir eines Tages bedeutete.

Ich lehnte mich gegen den Türrahmen, um River zu beobachten, wie er vertraut am Herd stand. Genauso wie vor einiger Zeit. Wie ein halb nacktes Model. Das Einzige waren die Schrammen an seinem Körper, weswegen ich besorgt war, aber irgendwie machten diese ihn erst recht irgendwo... perfekt. Zumindest für mich. »Wenn du mit gucken fertig bist, kannst du gern herkommen und probieren«, hörte man ihn amüsiert, aber von dort wo ich stand, hatte ich eine perfekte Aussicht, die ich gar nicht missen wollte. »Nein. Schon gut. Ich vertraue dir da mal voll und ganz« und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

»Ach, tust du das?«, grinste Duncan und ich nickte etwas neben der Spur. Natürlich folgte er lachend meinen Blick und hauchte: »Also ich würde ja nun sagen: Gefällt dir, was du siehst? Aber der Spruch ist so alt und abgedroschen... Deswegen... Willst du mal anfassen?« Augenblicklich hörte man sein Lachen durch die Küche und auch ich konnte nicht mehr ernst bleiben. Ihn in diesem Moment so zu erleben irritierte mich etwas. Nicht bloß, wegen dem was zuvor geschah, sondern weil er selten zeigte, dass auch er nur ein normaler Mann war. Andererseits wusste ich, er wollte mich etwas aufheitern.

Zugleich streckte mir River seinen Arm entgegen und ohne ein weiteres Wort eilte ich schon fast zu ihm. Bei ihm angekommen zog er mich prompt an seinen breiten Oberkörper. Ich spürte seine Lippen nun an meiner Stirn, als er hauchte: »Du machst mich wahnsinnig, wenn du mich so anguckst! Weißt du das?« und ich bemerkte, wie seine Brust an meinem Ohr vibrierte, stolperte aber gleich daraufhin wieder ein paar Schritte zurück, sodass ich ihn besser ansehen konnte. »Aber ich weiß genau, dass es ziemlich lange her ist, als du etwas Ordentliches im Magen hattest. Also kannst du schon mal zwei Teller herausholen«, forderte er mich auf.

»Was ist denn mit den anderen?«, wollte ich zugleich wissen. »Die werden, wenn sie nicht schon schlafen, werden sich bestimmt später etwas holen!« Obwohl ich eigentlich seinen Anblick genießen wollte, traten meine Füße von ganz allein erneut näher zu ihm hin. Duncan hingegen rührte weiter im Topf herum. »Woher kannst du überhaupt kochen?«, musste ich wissen. Immerhin war es üblich, dass Männer nicht einmal Nudeln hinbekamen. 

»Meine Mutter hat es Josh und mir damals gezeigt. Er kriegt das auch ziemlich gut hin. Außerdem bin ich ungern von jemandem abhängig. Deswegen bin ich ganz froh, dass ich es kann« und als ich wieder näher bei ihm stand, umschloss ich seinen Oberkörper von hinten, legte meine Finger zart auf seinen Bauch und streichelte über feste Muskeln, wohingegen ein kehliges Geräusch aus seinem Mund drang. Ich bemerkte ziemlich schnell, dass es ihm extrem gefiel, doch als ich über seine Schulter schaute, knurrte prompt mein Magen auf, obwohl ich River ablenken wollte, um mit ihm einfach nur zusammen zu sein und am liebsten mit ihm nach oben zu gehen.

Auch das Kuscheln hätte ich genommen, aber nun verriet mich mein Bauch. »Ich weiß, was du vorhast, aber das verschieben wir auf... gleich... Also holst du dann schon mal die Teller raus? Umso schneller du mit essen fertig bist, umso eher sind wir in deinem Zimmer.« Aus diesem Grund drückte ich Duncan noch einen Kuss auf sein rechtes Schulterblatt und stürmte schon fast zum Schrank auf der anderen Seite, zog zwei tiefe Schüsseln heraus, um diese unverzüglich auf den Tisch zu stellen. Binnen weniger Sekunden lag dann auch schon das Besteck daneben. 

White Moon - Kiss of the WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt