So tiefer Schmerzen heiße Qual verbürgt dem Augenblick unendlichen Gehalt.
Blinzelnd schlug ich müde die Lider nach oben, drehte das Gesicht leicht und sah Duncan neben mir auf einem Stuhl sitzen. Den Kopf hatte er auf seine rechte Hand gestützt. Er schien zu schlafen. Die Augen geschlossen, der Atem etwas schwerer; wobei er meine unverletzte Hand festhielt. Ich schielte etwas weiter nach unten und wunderte mich nicht, dass die andere verbunden war. Nicht mal der Schmerz ließ sich richtig spüren, doch das musste wohl an dem Mittel in meinem Körper liegen. Erst wollte es James ohne Betäubung machen, aber ich bekam eine riesige Panik, weil die Wunde echt tief war. Deswegen wurde dann anders entschieden.
Ich räusperte mich etwas und drückte meine Hand fester, damit Dan es bemerkte. Schlagartig zuckte er zusammen, riss die Augen auf und beugte sich auf der Stelle über mein Gesicht. »Wie geht es dir?«, wollte er wissen. »Ging schon mal besser«, seufzte ich und zog ihn an seinem Shirt etwas zu mir herunter. Sofort fanden seine warmen Lippen meine und ich genoss diese wunderbare Berührung. Er war hier. Hier bei mir. Das Einzige was ich brauchte. Ich ließ meine Zunge in seinen Mund gleiten, sodass ich ihn schmecken konnte. Es war schon fast wieder so berauschend, dass ich mich lieber meinem Verlangen hingegeben hätte, anstatt weiterhin in diesem Bett festzustecken. Auch River wollte mehr. Das spürte ich zugleich an seinen Atemzügen, die immer stockender und lauter wurden. Aber vor allem an seiner Hand, die zu diesem Zeitpunkt unter die Bettdecke wanderte. Stück für Stück. Ganz langsam.
Als es plötzlich an der Tür klopfte, entfernte er sich ein klein wenig von mir und setzte sich wieder auf den Stuhl; so als wäre in diesem Moment zwischen uns gar nichts gewesen. »Komm rein«, sprach River in normaler Lautstärke und schien zu wissen, wer davorstand. Gary. Der schlenderte auch zugleich in den Raum. »Hey«, flüsterte er, lief auf mich zu und beugte sich etwas über mich. »Ich hoffe dir geht es soweit gut«, doch ich winkte bloß ab. »Wird schon wieder werden.« Was soll ich auch sonst sagen? Außerdem wollte ich nicht auf Mitleid machen. So ein Mensch war ich noch nie gewesen.
Umgehend schaute Gary zu River. Sicherlich um sich sozusagen die Erlaubnis zu holen, überhaupt bei mir zu sein. Im Anschluss drehte er sich erneut in meine Richtung. »Ich wollte dich übrigens fragen... Also wenn du wieder fit bist...« Ich blickte ihm in die braunen Augen und war gespannt, was nun kam, denn ich wusste, dass er damit die Arbeit meinte und das kam mir gerade recht. Wie in diesem Moment konnte es auch nicht bleiben. Ich musste endlich etwas anderes sehen. In diesem Wald bekam ich sonst irgendwann eine Macke. Die Normalität fehlte mir extrem. »Wann fängst du wieder im Café an?«, fragte ich ihn direkt. Natürlich versteifte sich River auf Anhieb. »Ich kann den Laden nicht so lange geschlossen halten. Ich denke mal in den nächsten Tagen.« Neben mir vibrierte es schon wieder leicht.
»Denke nicht mal daran«, knurrte Duncan und sein Gesicht verfinsterte sich sichtlich. »Versteh doch bitte...«, aber er ließ mich gar nicht ausreden. »Du wirst hierbleiben. Damit ich dich im Auge behalten kann.« Das kann er doch nicht machen. »Aber...«, versuchte ich es mit flehendem Blick. »Kein aber. Vergiss es. Und da diskutiere ich auch nicht herum«, pulverte er und sprang nach oben. So wirkte er bloß noch breiter. »Duncan!«, zischte ich sauer. »Ich lasse mich nicht von dir einsperren.« Mein Ton wurde nun doch lauter, obwohl ich mich eigentlich gar nicht streiten wollte.
»Ich diskutiere hier nicht mit dir herum. Versuche es erst gar nicht. Du bleibst hier und basta.« Stetig wurde ich wütender, richtete mich auf und funkelte ihn sauer an. »Vergiss nicht, dass ich nicht dein Eigentum bin. Ich lasse mir von dir nichts sagen, also reiß dich zusammen. Entweder kommst du damit klar oder ich verschwinde von hier.« Auf der Stelle tat es mir allerdings leid, was da aus meinem Mund drang. Ich schluckte, wollte noch etwas dazu sagen, doch er sah mich nur hasserfüllt an, denn das hieß, ich würde ihn einfach so verlassen. Um ehrlich zu sein, konnte ich das niemals tun, aber er sollte spüren, dass ich nicht alles mit mir machen ließ.
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White Moon - Kiss of the Wolf
WerewolfSpringlight Award 2020: Platz 2 in "Vampire / Werwölfe" Passion Award 2019: Platz 1 in "Zauberhafte Welten" Goddess Award 2018: Platz 3 in "Vampire und Wölfe" Desire & Lust Award 2017: Platz 1 in "Werwolf" Was würdest du tun, wenn alle um dich herum...