Es ist hart zu leben; aber härter ist es noch zu sterben.
Mein Kopf pochte im Sekundentakt. Ein dumpfer Schmerz, der mich nicht nur innerlich in die Knie zwang. Es tat mehr als weh, wenn man bedachte, dass ich nun schon Einiges durchmachen musste. Wo ich jedoch diesen zuordnen sollte, wusste ich nicht. Nur eines: Dass ich mich noch immer auf diesem harten Untergrund befand. Augenblicklich versuchte ich mich weitgehend zu erinnern, was mit mir passierte. Kurze Bilder flackerten vor meinem inneren Auge auf, wie ich von der Klippe stürzte. Das eine Mal, wo genau das Gleiche geschah, als ich vor Duncan floh, war ganz anders. Es war nicht genau dort an derselben Stelle. Zwar in der Nähe, aber da hatte ich Glück und segelte sozusagen bloß am Rande nach unten und mich erwischte es nicht so sehr, wie in diesem Moment.
Wäre ich ein richtiger Mensch, hätte ich sicherlich auch nicht mehr die Möglichkeit überhaupt noch zu überlegen. Oder war ich doch schon tot? Tat das Sterben so sehr weh? Wo war River? Ich hatte nicht mal die Möglichkeit überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen, um ihn spüren zu können. Ich versuchte mehr Luft in meine Lungen zu saugen, was mich fast zum Husten brachte, aber dazu war ich ebenso nicht richtig im Stande. Verdammt. Ich probierte meine Finger leicht zu bewegen und mir war bewusst, dass der harte Untergrund auf dem ich lag, uneben und steinig war. Zwar kitzelte mich immer etwas Weiches zwischendurch, was Gras sein musste, doch dieses hielt sich in Grenzen. Schade, dass nicht mehr davon sich unter mir befand, denn dann wären die Qualen definitiv nicht so extrem gewesen und ich käme mir nicht vor, als wären meine ganzen Knochen gebrochen.
Ich bekam ja nicht einmal mit, wie ich mich zurückverwandelte. Dies geschah automatisch. Womöglich war ich doch nicht tot, denn als ich mich versuchte etwas zu bewegen, kam ich mir vor, als tat mir jeder einzelne Knochen weh. So, als hätte ich viel mehr, als normalerweise. Scheiße. Das ich nicht nur einen Schlag auf den Kopf bekam, war eindeutig. Und ich konnte auch nicht aufstehen. Leider fühlte ich mich in diesem Augenblick ziemlich allein. Da war niemand. Sah ich nicht vor meiner Bewusstlosigkeit jemanden auf mich zukommen? Oder war das nur eine Einbildung gewesen? Was, wenn derjenige mich doch woanders hingebrachte? Andererseits glaubte ich nicht daran. Ich musste noch immer dort sein, wo ich zuvor stürzte.
Doch wie lange lag ich schon auf dem Boden? Ließ man mich allein zurück? Vielleicht hat mich mein Vater schon umgebracht. Ich hatte keinen blassen Schimmer. Ich war so extrem durcheinander, dass ich nicht mehr im Stande war einen klaren Gedanken überhaupt zu fassen. Aber eines wusste ich: Duncan ist nicht tot. Das würde ich doch spüren, nicht wahr? Eventuell bekam ich es aber auch nicht mit, weil mich der Sturz in die Ohnmacht riss. Keine Ahnung. Allerdings wollte ich auch nicht daran denken. Das versetzte mich dann bloß noch mehr in Panik. War das überhaupt möglich noch verwirrter zu sein? So viele Fragen schossen in meinen Schädel und keine davon ließ sich beantworten.
Anbei versuchte ich die Lider zu öffnen, blinzelte etwas und erkannte leider nicht viel. Bloß einen weißen Schimmer, der meine Sicht behinderte. Erneut versuchte ich meine Finger zu bewegen und erkannte, dass meine rechte Hand genau vor meinem Gesicht lag. Mein Zeigefinger ging leicht in die Höhe, dabei schaffte ich sogar das kaum. Es schmerzte extrem und ließ mich die Augen wieder zusammenpressen. Als ich diese dann kurz daraufhin erneut öffnete, wurde das Bild langsam klarer, aber rühren konnte ich mich dennoch nicht wirklich. Ich schluckte schwer, versuchte mich wieder unter Kontrolle zu kriegen, was sich als ziemlich schwer herausstellte.
Komm zu dir, dachte ich so. Reiß dich einfach nur zusammen. Du schaffst das. Innerlich versuchte ich mir stets mehr und mehr Zuspruch zu geben. Schade, dass es fast gar nicht funktionierte. Ganz im Gegenteil. Es schien immer schlimmer zu werden. Auch, als ich probierte meine Lippen zu bewegen. Langsam aber sicher bekam ich dann doch Angst. Zwar wusste ich, dass wir nicht so leicht starben, aber ich war noch immer schwanger. James hatte mir erzählt, dass ich das Kind nicht verlor, weil es bei Wölfen etwas anderes, wie bei Menschen war, aber immerhin fiel ich bestimmt zehn Meter in die Tiefe. Das der Wald überhaupt so unübersichtlich für mich sein musste, machte es auch nicht ungefährlicher. Die anderen wohnten hier, aber ich kannte mich gar nicht aus. Nachteil für mich, sonst wäre ich definitiv nicht gestürzt.
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White Moon - Kiss of the Wolf
WerewolfSpringlight Award 2020: Platz 2 in "Vampire / Werwölfe" Passion Award 2019: Platz 1 in "Zauberhafte Welten" Goddess Award 2018: Platz 3 in "Vampire und Wölfe" Desire & Lust Award 2017: Platz 1 in "Werwolf" Was würdest du tun, wenn alle um dich herum...