Kapitel 29

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Alles, was du im Leben tust, ist unwichtig. Wichtig ist, dass du es tust!


Als mich Duncan loslassen wollte, zuckte ich schwer zusammen und wurde sofort wieder etwas wacher: »Nein!«, hauchte ich und klammerte mich fester an seine warme Brust. »Stella hat dir ein Bad eingelassen. Komm schon, Kleines. Lass mich los!«, murmelte er und ich musste daran denken, wie er mich die ganze Zeit in den Armen hielt. Trotz alledem konnte er mich nicht von sich schieben. Nicht nur, weil ich schon in diesem Augenblick seine Nähe vermisste, sondern mir erneut bewusst wurde, dass er dann ohne Umschweife wieder verschwand. So wie immer. »Oder willst du, dass ich dich in der Wanne vögle? Dann komm ich nämlich gern mit rein«, murmelte er leise, damit nur ich ihn verstand.

»Duncan!«, hauchte ich empört und wurde natürlich sofort rot. »Wieso? Bis vor wenigen Stunden hättest du dich von mir noch flachlegen lassen und sag jetzt nicht, dass es dir nicht gefallen hat.« Genervt verdrehte ich die Augen, ließ mich auf den Boden stellen und streckte ihm missmutig die Zunge heraus. Freilich gefielen mir seine Berührungen. Es war das Beste, was ich je spürte, doch damit kam ich nicht richtig klar. Eigentlich wollte ich mich von ihm fernhalten und nicht bei ihm bleiben, aber irgendwie... dachte ich nun anders... Ach, keine Ahnung. Ich verstand mich ja selbst nicht. Da war etwas zwischen uns, was mich immer wieder zu ihm zog. So sehr ich auch wollte, konnte ich mich nicht dagegen wehren.

Kurz überlegte ich hin und her, sprach dann aber doch: »Wenn ich dich fragen würde, ob du mit reinkommst, aber dich einfach nur hin setzt und deine sexistischen Worte sein lässt, würdest du dann mit ins Badezimmer gehen?« Dan riss sofort ziemlich ungläubig die Augen auf und antwortete hin und her gerissen: »Ich muss wieder weg!«, aber ich flüsterte kaum hörbar: »Bitte!« Auch wenn es mir schwerfiel ihn anzubetteln, sollte er in meiner Nähe bleiben. Schließlich hielt er nach meinen Worten einen Moment inne und blickte dann auf die Uhr an der Wand. »Hm, lass mich mal kurz telefonieren« und River ließ mich auf Anhieb allein.

»Wenn du willst, kann ich ebenso mit reinkommen. Dann bist du auch nicht so allein. Du weißt wie Duncan ist. Bei ihm geht es doch nur ums eine. Auch wenn er meint, dass er sich zusammenreißen wird« und Stella drückte mir ein paar Handtücher in die Hand, doch ich schüttelte mit dem Kopf. Es war süß. Sie wollte mir etwas Gutes tun und ich fand es auch wahnsinnig toll, dass ihr etwas an mir lag, aber ich brauchte Duncan bei mir. Er oder keiner. Ich wusste nicht, warum ich so dachte. Noch immer war ich mir unschlüssig, weil er mich fast tötete und Josh hatte sicher auch damit recht, dass ich mich vor River in acht nehmen musste. Gerade was meine Gefühle betraf.

In diesem Moment war mir das allerdings aber egal. Auch wenn ich Dan irgendwo hasste, wollte ich ihn doch in meiner Nähe wissen. Ich war eindeutig vollkommen irre und verwirrt. »Okay. Wenn etwas ist, dann sag einfach Bescheid. Ich bin unten. Viola wird auch gleich wiederkommen« und ich drehte mich ruckartig zu Stella herum. Selbstverständlich lebte sie in diesem Haus und natürlich musste sie irgendwann wieder herkommen, doch auf irgendeine Weise hatte ich das tatsächlich bisher verdrängt.

Der Biss des Hundes, den ich noch niemals zuvor sah und hörte, war fast verheilt, aber noch immer fragte ich mich, ob sie mich weiter aus einem dummen Grund hassen würde. Es war nur zu hoffen, dass es sich änderte. Ich hatte kein Interesse daran mir das Leben zur Hölle machen zu lassen, obwohl jetzt schon alles schief ging. Trotz alledem musste ich mit ihr auskommen. Da half nun einmal nichts. »Ich hoffe, dass es keine Probleme geben wird, aber sie wird sich zusammennehmen und wenn nicht, bin ich auch noch da und du sagst mir sofort Bescheid, falls es zu weiteren Zwischenfällen kommt. Das glaube ich aber nicht.«

Falls Viola mich trotzdem wieder in irgendeiner Weise angriff, egal ob verbal oder sonst wie, würde ich sie trotz alledem nicht verraten und lieber die Klappe halten. Ich wollte nicht das arme Mädchen sein, was sich ständig ärgern ließ; zumindest so lange nichts Schlimmeres passierte. Wenn ich bloß daran dachte, was sie für eine enorme Angst hatte, als River sie mit sich nahm... Was sie wohl mit ihr gemacht haben? Bald würde ich sehen, ob sie einigermaßen in Ordnung war. Zumindest stand sie mir sowieso bald gegenüber. »Na gut. Dann wasch dich erst mal. Danach kannst du ja etwas essen.« Stella drückte mich noch einmal kurz an sich und ich nahm ihr schwaches süßes Parfüm wahr, was mir sofort in der Nase kitzelte. Ich fühlte mich auf der Stelle wohl, aber bevor ich mich daran gewöhnen konnte, war sie auch schon wieder verschwunden.

White Moon - Kiss of the WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt