Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.
Komplett neben der Spur stieg ich aus der Dusche heraus. Meine Beine zitterten, obwohl ich erst heißes Wasser über meinen Körper laufen ließ. Jeden Tropfen genoss ich und trotz alledem kam es mir vor, als reichte es nicht einmal annähernd. Meine nackten Füße tapsten anschließend über die ausgekühlten Fliesen, was mich wieder erzittern ließ und erneut durchdrang mich diese innerliche Kälte, die mich wohl nie wieder losließ. Zumindest kam mir das so vor. Es war nicht richtig zu genießen. So sehr ich es auch wollte. Denn immer wieder konnte ich Schmerzen in meinem Leib spüren, die nicht meine eigenen waren. Duncan, der oben von Josh verarztet wurde... Ich frage mich bloß, wie das nun alles vonstattengehen soll. River musste sich hinlegen. Er brauchte Schlaf und das nicht gerade wenig. Ich eigentlich auch, aber dafür war keine Zeit.
Obwohl, wenn man es genau betrachtete und ich die Worte von William wieder durch meinen Kopf wandern ließ, konnten wir uns vielleicht doch etwas erholen. Auch wenn es nur eine Stunde wäre. Ein leichter Schmerz machte sich abermals in meinem Unterleib bemerkbar. Die Angst, die mir James nahm, dass einem ungeborenen Wolf nichts im Mutterleib geschah, ließ mich langsam echt zweifeln. War das normal? Oder lag es daran, dass es meinem Mate schlecht ging. In der zweiten Etage; im anderen Badezimmer, bemerkte ich nämlich, dass sich mein Körper entspannte, wenn Duncan mich dort berührte. Aber im Allgemeinen ging es ihm nicht gut. Mir ebenso nicht. Womöglich waren es auch die Sorgen, weswegen mein Körper Warnsignale ausstieß.
»Du hast mir gesagt, dass die Bauchschmerzen aufhören werden, wenn ich wieder bei River bin«, schlotterte ich und meinte damit William, der noch immer zur Wand gedreht war. Ich wickelte mich in einen warmen Bademantel ein und wartete auf eine Antwort. »Normalerweise schon. Du bist in der Nähe deines Mates. Es sollte dir eigentlich besser gehen. Zumindest was das betrifft. Jedoch liegen die Schmerzen aber auch nicht nur daran. Du musst dich ausruhen und vor allem etwas essen. Wölfe brauchen viel mehr Nahrung, als ein normaler Mensch. Das darfst du nicht vergessen« und ich schnappte mir die Klamotten von Viola, trocknete mich eilig irgendwie unbeholfen ab und zwängte mich dann in die Sachen hinein, die durch meine feuchte Haut, schwerer wie sonst, anzuziehen waren.
Jede meiner Bewegungen dauerte länger wie sonst und ich fühlte mich so elendig, als hätte ich überhaupt keine Kraft mehr zu nichts. Am liebsten hätte ich mich fallen lassen, damit ich endlich wenigstens etwas Schlaf fand. Dann war mir auch egal, wo ich mich befand. Scheiß drauf. »Es kann aber auch daran liegen, dass es River nicht allzu gut geht. Ich weiß es auch nicht genau. Nur, dass eine Wölfin ihr Kind nicht so schnell verlieren kann. Normalerweise befindet man sich auch nicht in so einer Lage wie ihr«, erklärte William mir noch. Ich nahm mir zugleich eine Haarbürste, entfilzte mir meine verknoteten Haare und antwortete: »Aber was, wenn doch?« Viel wusste ich ja noch immer nicht. »Unsere Rasse gibt es nicht erst seit gestern. Wir leben seit tausenden von Jahren. Die Natur hat es uns gegeben, dass wir nicht so empfindlich, wie normale Mensch sind und Einiges mehr aushalten. Dass du allerdings Angst hast, dass deinem Kind etwas passiert, ist ganz normal. Du bist bald eine Mutter. Es wäre schlimm, wenn dir das alles so egal wäre. Aber ich bin mir sicher, dass du dir in dieser Hinsicht keine großen Gedanken machen musst.«
Das war zu hoffen. »Aber ich habe die ganze Zeit Schmerzen«, gab ich leise zu und bemerkte das Ziehen nochmals. William schaute mich von oben bis unten an, ließ keinen Einblick darauf schließen, was in seinem Kopf vor sich ging und sagte dann: »Vielleicht solltest du mit River gemeinsam verschwinden und wir kümmern uns um Jonathan allein. Normalerweise mischt man sich nicht in den Kampf von fremden Rudeln ein, aber deinem Vater ist es egal, ob es dadurch die Konsequenz beinhaltet, unsere Existenz preiszugeben. Wir könnten uns dadurch auch so einmischen. Darum geht es wirklich nicht. Aber du bist schwach. River geht es noch schlechter. Ihr müsst einfach gehen.« Zugleich räusperte ich mich und leckte mir über die trockenen eingerissenen Lippen, die zusätzlich schmerzten. »Ich habe Duncan oft genug gesagt, dass wir von hier verschwinden sollen, aber er will einfach nicht hören. Er glaubt, dass er Jonathan allein töten kann.«
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White Moon - Kiss of the Wolf
WerewolfSpringlight Award 2020: Platz 2 in "Vampire / Werwölfe" Passion Award 2019: Platz 1 in "Zauberhafte Welten" Goddess Award 2018: Platz 3 in "Vampire und Wölfe" Desire & Lust Award 2017: Platz 1 in "Werwolf" Was würdest du tun, wenn alle um dich herum...