Kapitel 79

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Vergiss nie, wer dir den richtigen Weg gezeigt hat.


In dem Moment dachte ich nicht mehr nach. Natürlich war ich erschrocken, dass er das machte und fragte mich auch weshalb, doch irgendwie war mir das auch Wurst. Nur, dass ich es nicht tun durfte, dass kotzte mich schon etwas an. Mein Körper brannte innerlich und in mir machte sich der Hass weiter breit. Mein Blick heftete sich auf die Frau unter meinen Füßen fest. Der Zwang sie weiterhin zu zerfleischen nagte stetig und auch das Tier in mir wollte bloß noch töten. Meine Haut kribbelte brennend heiß, als ich spürte, wie sich schwarze Haare aus meinen Poren bahnten.

»Haltet sie fest«, brüllte Duncan erneut lautstark. Ich hörte eilige Schritte in unsere Richtung schreiten und somit wurde mir auch immer mehr bewusst, dass ich umzingelt war, doch ich entriss mich aus Garys Griff, wohingegen nun auch River probierte mich irgendwie festzuhalten. Allerdings konnte ich nicht mehr. Da war etwas in mir, was mich dazu bewog, mein Hirn auszuschalten, einfach nur noch auf meine innere Stimme zu lauschen und diese schrie mich stetig an, dass ich diese elende Schlampe vor meinen Füßen zerreißen sollte. Zorn machte sich immer mehr in meinem Körper breit, kroch in jede Zelle meines Daseins und überschwemmte mich mit unendlicher Wut. 

Ich war bloß noch rasend und wollte die Eingeweide dieser dämlichen Kuh herausreißen, darin wühlen. So lange, dass nichts mehr von ihr übrig blieb. Mit den Armen schlug ich fest um mich, wobei ich Dan mit meinen Krallen am Arm erwischte, die Stück für Stück länger wurden. Jedoch ließ ich mich von keinem fangen. Niemand wird es schaffen. Ungeachtet dessen schien dieser gar nicht so erschrocken zu sein und ich auch nicht, weil es mich nicht wirklich kümmerte. Ich wollte nur noch sie und auch wenn ich wusste, dass das Leben schon längst aus ihren Knochen kroch, musste ich meine Zähne in ihr Fleisch schlagen. 

Eine ungewohnte Kraft strömte durch meinen Körper und in jede Faser meiner bisherigen Existenz. Auch wenn Josh mich nun versuchte ebenfalls zu fassen, holte ich aus und er flog lautstark gegen die Wand hinter sich. Luft strömte geräuschvoll aus seinen Lungen, als er mich erschrocken ansah. »Beruhige dich Heaven!« und sein Blick wanderte zu River. »Du hättest es ihr sagen müssen.« Was denn? »Wie denn? Wie sollte ich es ihr sagen? Sie hat geschlafen und danach stand Kaitlyn auch schon vor der Tür«, erwiderte River nervös. Ich hingegen schaute nebenbei in das Gesicht von Viola. Sie schien davon keine Ahnung zu haben. Auch nicht Gary, so wie es den Anschein trug. Von was spricht er da?, dachte ich sofort. 

Allerdings strömte unvermittelt meine eigene Stimme in meinen Kopf. Sie wollte töten. Blut schmecken. Dieses Flittchen ausweiden. Im hohen Bogen sprang ich auf ihren leblosen Körper, wobei sich schon dabei meine Knochen verschoben und nicht gerade leise meine Kleidung zerriss. Ich landete mit meinen schwarzen Pfoten auf ihr, während ich lautstark knurrte. Es war meine Beute und niemand kam an sie heran. Ich würde ihr die Glieder einzeln herausfetzen. Viola sah ich bloß noch verschwinden, wohingegen Duncan mich mit roten Augen anschaute. Seine Stimme hatte sich mittlerweile verändert. Der Alpha sprach daraus und wahrscheinlich dachte er somit, dass ich mich beruhigte. 

Sicherlich hätte ich es getan, wenn es gegangen wäre, aber irgendwie... die Macht, die durch meine Adern floss war so... berauschend und himmlisch; machte mich stark, sodass ich einfach nicht anders konnte. Er versuchte anbei in meinen Kopf zu dringen, aber ich schloss ihn mit Absicht aus. So wie er es schon bei mir tat. Vorher schaffte ich es nicht, doch nun war es ein Kinderspiel. Es tat nicht einmal weh. Da war bloß ein leichtes Ziehen in meinem Schädel. Sofort fluchte er und kam einen Schritt zu mir. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. »Heaven... Beruhige dich doch.« Trotzdem war er so ungeduldig wie immer, wollte mich am liebsten schnappen und festketten. Das sah ich in seinem Gesicht.

White Moon - Kiss of the WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt