Kapitel 65

2.7K 150 13
                                    

Kennst du das Gefühl, wenn du schreien willst, doch es geht nicht? Kennst du das Gefühl, wenn du weinen willst, doch es geht nicht? Kennst du das Gefühl, wenn du sterben willst, doch es geht nicht?


Ein Schauer huschte mir über den Nacken. »Was willst du?«, versuchte ich nun einigermaßen hart zu klingen und zum Glück versagte auch meine Stimme nicht. »Du bist ein gefundenes Fressen, weißt du! Jonathan meinte, ich sollte dich etwas quälen, damit River nicht klar im Kopf bleibt, wenn er es doch schafft herzukommen« und ich erinnerte mich augenblicklich daran, wie ich seinen Schmerz spürte. Dieses Mal würde es für ihn extremer sein, da er mich zuvor markierte.

»Er wird blind vor Wut werden und definitiv unvorsichtig sein«, sprach dieser Typ dunkel. »Mein Vater hat mir gesagt, dass ich nichts zu befürchten habe, wenn ich mich zusammenreiße und benehme. Auch, wenn ich tue, was von mir verlangt wird. Also was soll das dann?«, sprach ich nun mit bebendem Ton in der Stimme, weil ich langsam doch Schiss bekam. Hatte ich mich zu sehr in Sicherheit gewogen? »Er hat sich doch umentschieden. Also los! Komm!« und er ergriff hart meine Handgelenke.

Natürlich wehrte ich mich enorm, doch es dauerte bloß einen Wimpernschlag, da hatte er mich fest an den Haaren gepackt. Ich kreischte schmerzerfüllt auf: »Lass mich los!« Natürlich tat er es nicht und zog mich, ohne mit der Wimper zu zucken, in den stark maroden Flur. »Wo willst du denn mit mir hin?«, brüllte ich wie verrückt und probierte das Ziehen in meiner Kopfhaut zu ignorieren. »Glaubst du, ich versaue das Zimmer hier mit deinem Blut? Natürlich in den Keller. Komm schon! Du kannst eh nichts daran ändern« Der Schwarzhaarige ergriff hart meine Taille und hob mich nach oben, da ich versuchte mich mit Händen und Füßen an den Wänden festzukrallen.

Ich zappelte weiter, wie ein Fisch auf dem Trockenem, schlug um mich, doch umso mehr ich mich bewegte, umso fester packte er zu und seine Nägel bohrten sich tiefer in meine Haut hinein. Er hatte seinen Wolf so im Griff, dass er seine Krallen nach Belieben ausfahren konnte und das war mir nur allzu schmerzlich bewusst. Trotz dessen verwandelte er sich nicht weiter und es machte ihm sichtlich Spaß mich zu quälen. Scheiße.

Ich brüllte noch mehr auf, als er mich weiter in die Dunkelheit nach unten riss, zappelte stärker, in der Hoffnung von ihm irgendwie loszukommen. Vergebens. Schlagartig nagte die Angst an meiner Seele. Vor allem, vor dem Keller hatte ich sie und dass er mir erst recht wehtat. Warum musste ich bloß so viel leiden? Weswegen hatte das Ganze kein Ende? Schon in diesem Moment, musste Duncan spüren, dass nichts mehr wie vorher war. Sicherlich. Aber alles Zappeln brachte nichts. Ich war einfach zu schwach und die Trance ließ sich nicht verscheuchen. »Du kannst schreien, wie du willst. Es wird dir nichts nützen. Es kommt keiner, um dir zu helfen. Also ist es sowieso zwecklos.« Natürlich war es das, aber ich konnte den Drang zu schreien nicht zurückhalten.

»Lass mich los!«, kreischte ich trotz dessen, wobei ich unsanft eine Faust in meinem Gesicht sitzen hatte. Der Schmerz pulsierte an meiner unteren Gesichtshälfte und unvermittelt spürte ich etwas Warmes meinen Kiefer herunterlaufen. Meine Sicht wurde augenblicklich noch unschärfer. Blinzelnd versuchte ich dem Nebel zu entfliehen, doch schaffte es kaum. Meine Lider schlossen sich, obwohl ich versuchte die Augen offen zu halten. Das klappte allerdings nicht wirklich. Deshalb versuchte ich mich trotzdem weiter mit meinen Armen und Beinen zu wehren. Da der Schlag aber extrem saß, war mir das kaum möglich.

Modriger Gestank schoss mir durch die Nase. Kälte die zugleich über meine nackten Arme kroch und Dunkelheit, die mich immer mehr einhüllte... Ich konnte nichts mehr sagen, mich kaum noch bewegen. Vor nicht allzu langer Zeit, war ich erst dort unten. Wie ein räudiger Köter. Nicht schon wieder, dachte ich und wurde unsanft in diesen düsteren Raum gezogen, der mir nicht unbekannt war. Dann spürte ich Hände, die mir die Klamotten herunterzogen. Nein. Nein. Nein, ging mir quälend durch den Kopf.

White Moon - Kiss of the WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt