Kapitel 50

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Es gibt nichts als geliebt zu werden, geliebt um seiner oder vielmehr trotz seiner selbst.


Verzweifelt ließ ich mich an der Tür hinabgleiten, legte mein Gesicht in beide Hände und schluchzte auf. Meine Gefühle übermannten mich regelrecht. Ich wusste nicht einmal wo vorn und hinten war. Überhaupt war es schwer sich auf nur eine Empfindung zu konzentrieren. Es ging irgendwie nicht. Kurz darauf hob ich langsam den Kopf an, bettete diesen auf meine Knie und atmete scharf die Luft ein. »Scheiße«, raunte ich und sah mich in meinem neuen Zimmer um. Jedenfalls was davon übrig zu sein schien. Es war total verwüstet und nun wusste ich auch, was dieser verdammte Krach gewesen sein musste, als ich von Duncan flüchtete. Er hat sich extrem an meinen Möbeln ausgelassen.

Seufzend stand ich auf und hatte somit wenigstens eine Ablenkung. Nämlich diesen Raum wieder etwas in Ordnung zu bringen. Der Schreibtisch war hinüber und ebenso die Regale. Jedoch sammelte ich meine wenigen Klamotten ein und baute den Kleiderschrank wenigstens provisorisch wieder etwas zusammen. Die Tür davon konnte ich vergessen, die auf halb acht hing, da die Scharniere ausgebrochen waren. Ich riss sie einfach ab und stellte das was nicht mehr zu gebrauchen war in eine Ecke. Brett über Brett und dabei schluchzte ich immer wieder auf. Sogar der Schreibtisch war komplett im Arsch. Weil er jedoch nicht allzu schwer war, schob ich ihn ebenso zu dem »Müll«, da dieser schon in Einzelteile zerfiel.

Dann nahm ich die Matratze von Bettgestell und legte sie auf den Boden, weil ich nicht wusste, wie zerstört dieses tatsächlich war. Immerhin wollte ich nicht unbedingt damit in der Nacht zusammenkrachen. Nebenbei sah ich auf die Uhr und wusste, dass es in einer Stunde ungefähr Mittag gab. Da mich Duncan allerdings zwang etwas in den Magen zu bekommen, hatte ich sicher bald nicht mehr meine Ruhe, obwohl sich das im Moment ganz gut anfühlte. Vor allem, weil ich mich endlich langsam abregte, aber etwas hatte ich vergessen... Nämlich meine Hände. Deswegen eilte ich ins Bad nebenan, riss den Schrank dort auf und holte mir etwas Mull aus einem kleinen Koffer heraus. »Toll... Wollen die mich alle verarschen? Das ist doch jetzt ein Scherz!« und ich dachte an meine Tasche; wo sich die Klingen befanden, doch auch da war kein scharfer Gegenstand mehr, um den Stoff zu zerschneiden.

Ich wusste weshalb River alles entfernen ließ. Das ich nicht die Möglichkeit hatte mich selbst zu verletzen. Leider besaß ich nun auch nichts, womit ich meine zerschundenen Fingerknöchel verarzten konnte. Da diese offen waren, musste ich sie verbinden. Nun blieb mir allerdings nichts anderes übrig, als den Mull zu falten und jeweils eine Binde mit einem Knoten; um jede Hand zu wickeln, was auch irgendwie dann klappte. Nun sahen sie zwar noch dicker aus wie zuvor und ziemlich unbeholfen, doch scheißegal.

Danach zog ich mir meine Klamotten aus, legte mich auf die Matratze und schloss die Augen. Etwas hatte ich ja noch Zeit. Duncan würde mich sicherlich dann wieder mit Essen vollstopfen wollen, deshalb nutzte ich es noch aus, bevor wir uns möglicherweise wieder einmal stritten. Zugleich schloss ich müde die Augen und es dauerte auch gar nicht lange, da fiel ich schon in einen unruhigen Schlaf. Dieses Mal war er anders als sonst. Ich fühlte mich so verdammt einsam und verlassen. Das Einzige, was ich darin tat, war in einer dunklen Ecke zu sitzen und die ganze Zeit zu weinen. Die Szenerie änderte sich auch nicht, sondern verwirrte mein Innerstes so sehr, dass ich komplett verstört war. 

Nach einer Weile schlug ich dann blinzelnd die Augen auf. Zum Glück war ich wieder wach, denn der Traum lag schwer auf meiner Seele. Ziemlich schnell bekam ich auch mit, dass ich gar nicht mehr auf meiner Matratze und somit auf dem Boden lag, sondern nach nebenan gebracht wurde. Dieser Raum war heil. Mir war sofort bewusst, wo ich mich befand und wer mich dort hin brachte. Duncan. Aber von ihm war mal wieder weit und breit keine Spur. Als mein Blick allerdings zur Uhr an der Wand ging, erkannte ich, dass es schon ziemlich spät war. Warum hat mich denn niemand geweckt?

White Moon - Kiss of the WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt