Kapitel 57

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Zu späte Erfüllung einer Sehnsucht labt nicht mehr. Der lechzende Seele zehrt sie auf wie glühendes Eisen einen Wassertropfen. 


Leicht kratze es über meine Haut. Seine Eckzähne fühlten sich scharf an, doch verletzten mich nicht und fuhren auch nicht in mein Fleisch. »Was?«, flüsterte ich, aber Duncan trat einen Schritt nach hinten. Ein breites Grinsen umspielte seine perfekten vollen Lippen. »Nicht jetzt«, erklärte er leise und ich riss dabei die Lider nach oben. »Aber...«, begann ich stotternd, doch er legte mir einen Finger auf den Mund, sodass ich diesen hielt. »Das machen wir später, wenn wir Zeit für uns haben. Du brauchst erst einmal etwas in den Magen.«

Ich verdrehte die Augen. »Was hast du denn immer mit diesem Essen?«, murmelte ich, aber als ich das sagte, knurrte mein Magen auch schon auf und ich hätte tatsächlich ein halbes Schwein verdrücken können. Deswegen zog mich Duncan auch schon prompt nach unten mit in die Küche und verfrachtete mich an den riesigen Tisch. »Darf ich dich eigentlich mal was fragen?« und seine Augen hefteten sich sofort auf meine. »Natürlich. Nur zu!« und ich sah, wie River etwas auf einen Teller legte. Gemüse, Kartoffeln und ein schönes großes Stück Fleisch. Auf der Stelle lief mir natürlich das Wasser im Mund zusammen. Er sah mich allerdings wartend an.

»Warum gibt es hier keine Frauen? Und vor allem keine Kinder?« Sofort sah ich, wie sich Dan versteifte und mir nicht mehr in die Augen schaute. Mit gesenktem Kopf stellte er mir den Teller vor die Nase, setzte sich und schaute mir erst dann wieder ins Gesicht. »Ich habe das Rudel extrem gut ausgebildet. Frauen und Kinder verweichlichen nur!« Bei den Worten, biss ich mir auf die Unterlippe. »Ach so?« Ist das jetzt ein Witz?

»Wir haben in unserem Rudel natürlich auch Frauen. Hier eigentlich fast nie eine, aber nicht weit weg von diesem Haus gibt es auch ein paar Kinder. Es sind nicht viele. Ich habe immer versucht starke Wölfe zu erschaffen. Mit Frauen und Kindern ist das nicht immer so einfach. Du weißt, wie ich war. Du hast mich als Alpha kennengelernt, auch wenn ich dir das nicht gesagt habe. Ich wollte normalerweise keine Frau haben und so etwas auch nicht sehen... Das ganze Familienleben... Ich wollte es einfach nicht. Da sie aber auch genauso zum Rudel gehören, habe ich nicht weit entfernt von hier ein weiteres Herrenhaus, sodass die Väter auch immer wieder dort hingehen können und wenn etwas ist, dann sind sie auch wieder schnell hier.«

Ich nickte nach seiner Erklärung. Trotz dessen war es schwer sich das vorzustellen. Zwar konnte ich es irgendwo auch nachvollziehen. Gerade, weil hier nicht unbedingt das familiäre Umfeld gegeben war, aber auf der anderen Seite auch bescheuert. Ich empfand es, als würde man sie abstoßen, weil sie schwächer waren. »Wenn ich ein Kind von dir hätte, würdest du mich dann auch abschieben?« Schnell hielt ich mir die Hand vor den Mund. Mist. So pampig sollte es eigentlich gar nicht rüberkommen, aber irgendwo störte mich das extrem. Vor allem, wenn ich mir vorstellte in dieser Lage zu sein.

Duncans Augen bohrten sich fest in in meine. Die Reaktion, die ich nun erwartete, konnte ich allerdings nicht erahnen. Lange Zeit, sagte er erst gar nichts, bis er dann begann: »Ich habe nie darüber nachgedacht Vater zu werden« und ich hob genervt eine Braue in die Höhe. »Du wolltest Clara heiraten. Glaubst du, dass sie irgendwann kein Kind hätte gewollt?«, fragte ich ihn eindringlich. »Um ehrlich zu sein, habe ich darüber wirklich nicht nachgedacht. Ich... Heaven!« Ich wusste, dass er sich ziemlich unwohl fühlte.

»Glaubst du, dass du jemals eine Frau finden wirst, die kein Baby haben möchte?« und seine Augen schweiften nach diesen Worten, nach draußen. »Ich werde keine andere Frau finden. Ich habe dich!« Natürlich rührte mich das total und ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippe, aber irgendwann wollte auch ich natürlich mehr, als das was wir in diesem Moment besaßen. Sofort legte ich die Gabel beiseite, stand von meinem Stuhl auf und setzte mich auf Duncans Schoß. Er ließ es zu und vergrub prompt seine Nase in meinem Haar. »Dir ist aber schon klar, dass ich irgendwann auch eines haben will, oder?« Falls das Thema mal angeschnitten wurde, war rückte es nun ernster in den Vordergrund.

White Moon - Kiss of the WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt