Teil 10 - Semmelbrömmel

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Mario's Sicht:

Ich lasse mich auf mein Bett fallen und schaue an die Decke. Auch Marco lässt sich auf sein Bett fallen. "Wie läuft's eigentlich mit dem Semmelbrömmel?", fragt Marco nach einer Minute des Schweigens. Er nennt meine Freundin so seit er sie kennt und ihren Nachnamen gehört hat. "Ganz gut...", nuschele ich vor mir her. "Klingt nicht so überzeugend", erwidert Marco und schaut zu mir rüber. "Hmm...", murmele ich wieder und versinke in meinen Erinnerungen.
Der Wunsch einmal unter Guardiola zu trainieren, war nicht der einzige Grund weshalb ich den Wechsel nach München angetreten hatte. Ann Kathrin und ich waren zu der Zeit nun fast drei Jahre zusammen gewesen und ich spürte, wie es zwischen uns immer ernster wurde. "Ein Wechsel nach München würde uns beiden total in die Karten spielen Schatz. Du könntest endlich unter diesem Spanier spielen und ich hätte als Model viel bessere Jobchancen", versuchte mich Ann Kathrin weiter von dem Angebot der Bayern zu überzeugen doch meine Gedanken fuhren immer noch Achterbahn. Einerseits fühlte ich mich so wohl in Dortmund, schließlich lebte meine Familie hier und nicht zu vergessen mein bester Freund, denn ich auf keinen Fall verletzen oder gar verlieren wollte. Ich wusste, dass ich einer der ausschlaggebenden Faktoren gewesen war, weshalb er nach Dortmund zurück gekommen war. Wir hatten schon während der EM in Polen und der Ukraine 2012 darüber gescherzt wie lustig es wäre, wenn wir zusammen für den selben Verein spielen würden. 
"Wir könnten uns in München eine richtige Zukunft aufbauen Mario. Gut Geld verdienen und ein Haus kaufen. Und wer weiß...", Ann Kathrin's Stimme wurde leiser und sie fuhr mit ihrem Zeigefinger Kreise auf meiner Brust, "vielleicht könnten wir dann ja auch endlich eine Familie gründen." Sie biss sich verführerisch auf die Unterlippe und sah mich mit großen Hundeaugen an. Ich spürte wie sich ein unwohles Gefühl in mir ausbreitete. Irgendwie war das alles hier nicht richtig. Etwas in mir sträubte sich einfach gegen diesen Plan und es ließ mich nicht los. Ann Kathrin war schon damit beschäftigt mein Schlüsselbein zu liebkosen, als ich immer noch meinen Gedanken nachging. Ich würde Marco schrecklich verletzen und vermissen wenn ich ginge jedoch waren meine als auch Ann Kathrin's Chancen auf bessere Arbeit und mehr Geld in München sehr viel größer und ich konnte mir endlich meinen Traum vom eigenen Haus in München erfüllen.
"Mein Gott ey! Nehmt euch ein Zimmer!", nicht etwa Ann Kathrin, die mich grade meinem Oberteil entledigte, sondern mein älterer Bruder Fabian war es, der mich wieder aus den Gedanken holte und ich war ihm sogar dankbar dafür, da ich im Moment wirklich keine Lust auf Ann Kathrin's Fummelei hatte. Diese ließ so wieder von mir ab und setzte sich genervt neben mich. "Halt die Klappe Fabi!", fuhr sie meinen Bruder an, "immer ruinierst du alles!" "Tut mir leid, dass ich lebe meine Güte!", schnaufte Fabi zurück und stand wieder auf. Da kam mir die Idee. "Fabi warte", sagte ich, schnappte mein Oberteil und rannte meinem Bruder hinterher, der schon halb aus dem Zimmer war. Er sah mich verwundert an als ich den Arm auf seine Schulter legte. "Ich dachte du wolltest mit Miss ich-bin-die-Queen grade intimer werden", sagte er und wir bewegten uns langsam auf sein Zimmer zu. Ich winkte ab. "Vergiss sie", sagte ich nur. "Uhh... Mal wieder trouble im Paradise?", fragte Fabi grinsend woraufhin ich nur die Augen verdrehte. "Ich muss mit dir reden. Wegen München", fuhr ich einfach fort und ignorierte sein Kommentar. "Ach ja?", nun schaute er wirklich total verwirrt drein, "ich dachte du wolltest mit deiner Prinzessin auf der Erbse in ein wundeschönes großes Prinzessinenschloss ziehen." Fabi verzog bei diesen Worten seine Stimme so hoch es ging und gestikulierte komisch herum. "Fabi, bleib ernst", ermahnte ich meinen älteren Bruder. "Ja ja sorry. Tut mir leid", verteidigte er sich und ließ sich auf sein Bett fallen während ich die Tür schloß, "also was gibst?" "Du wechselst doch nach Unterhaching nicht wahr?" "Ja und?", fragte er und zog eine Augenbraue hoch. "Was hälst du davon wenn wir uns zusammen eine Bude in München suchen?", fragte ich schließlich und kaum hatte ich die Frage gestellt, entstand ein Grinsen auf seinem Gesicht. "Was? Kannst du armer kleiner Hosenschisser einfach nicht ohne mich oder kracht es wirklich so schlimm zwischen der Queen und dir?" "Fabi...", erwiderte ich nur auf seine unnötige Frage doch sein Grinsen wurde nur weiter. "Ach Kleiner. Natürlich können wir zusammen ne WG auf machen. Das könnte lustig werden." Er wuschelte mir durch die Haare während ein Stein von meinem Herzen fiel. "MARIO!", hörte ich es wieder aus dem Wohnzimmer kommen und verdrehte genervt die Augen. "Na auf Kammerdiener. Sie wurden gerufen", sagte Fabi grinsend und zwinkerte mir zu. "Halt die Klappe Fabi", sagte ich nur und begab mich in Richtung Wohnzimmer. "Also das die Queen das zu mir sagt ist nicht überraschend aber du?! Ich bin geschockt kleiner Bruder!", rief Fabi mir noch nach und ein zaghaftes Grinsen bildete sich auf meinen Lippen.
"Hallo? Erde an Mario!" Marco schnippst mir mit den Fingern vor den Augen rum. "Hmm?", frage ich schließlich. "Nun spucks schon aus. Was für ein Drama hat der Semmelbrömmel diesmal wieder gemacht?", fragt mich Marco, der mich sofort durchschaut hat und neben mir auf dem Bett sitzt. Ich seufze tief ehe ich mir die Worte zurecht lege und überlege, wie ich jetzt am besten anfange.

Bromance or Romance?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt