Teil 57 - Rückschläge und Zweifel

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Marco's Sicht

Mario's Atem streift meine Brust während ich frustriert seufze. Er schläft bereits doch mir will der Moment einfach nicht aus dem Kopf. Der Moment als ich umgeknickt bin. Der Moment in dem ich durch einen stechenden Schmerz gespürt habe das es mein Aus ist.
Ich kneife die Augen zusammen und versuche an etwas anderes zu denken doch die Bilder kommen mir immer wieder vor's innere Auge. Die mitleidigen Blicke. Das Kopfschütteln von Doktor Müller-Wohlfahrt.
Ich löse meinen rechten Arm von Mario und fahre mir stöhnend mit beiden Händen über das Gesicht. Noch einmal atme ich laut aus und versuche meine Gedanken zu ordnen.
"Woody?"
Ich habe gar nicht mitbekommen wie Mario sich von mir gelöst hat und jetzt neben mir sitzt.
Ich seufze nur erneut.
"Okay. Was wollen wir zur Ablenkung machen?", fragt Mario schließlich, da er genau weiß was in mir vorgeht.
"Ich weiß nicht...", murmel ich nur verzweifelt.
Mario löst meine Hände von meinem Gesicht und verschränkt sie mit seinen. Langsam lehnt er sich mir entgegen und drückt seine Stirn gegen meine.
"Reicht es dir wenn wir einfach kuscheln oder soll ich meine Massagehände zaubern lassen. Ich, als Spa-Champion, weiß ja genau wie man einen kleinen Woody gut verwöhnt", schlägt Mario vor und zwinkert mir zu.
"Du bist ein Spinner", ist alles was ich darauf antworte, ehe ich ihn mehr zu mir ziehe und unsere Lippen miteinander verschmelzen lasse.
Ich schalte alle Gedanken ab und konzentriere mich einzig und allein auf den intensiven Kuss.
Nach einer Weile löst sich Mario keuchend von mir und streicht mir sanft über die Wange.
"Na komm. Dreh dich um. Ich lass meine Finger zaubern", haucht er meinen Lippen entgegen.
Wie verlangt drehe ich mich auf meinen Bauch und mache es mir bequem. Als ich schließlich eine gute Position gefunden habe, setzt sich Mario auf meinen Hintern.
Er lässt sein Gewicht beabsichtigt etwas vor und zurück rutschen woraufhin ich nur genervt brumme.
"Tschuldigung. Ich konnte nicht widerstehen", versucht er sich zu entschuldigen und legt seine kühlen Hände nun an meine Schultern.
Schon nach den ersten Kreisen, die Mario mit seinen Daumen dreht, spüre ich wie sich meine gesamte Muskulatur entspannt. Genüsslich stöhne ich somit auf, woraufhin Mario nur kurz auflacht.
"Ich sag doch ich weiß wie man kleine Woodys verwöhnt", sagt er nur und ich höre sein Grinsen förmlich in seinen Worten.
Er intensiviert den Druck etwas und massiert meine Schultern in gleichmäßigen, großen Kreisen bis er sich schließlich langsam meinen Rücken weiter hinab arbeitet.
Ich schließe dabei die Augen und genieße Mario's Finger an meinem verspannten Rücken. Nach und nach spüre ich, wie ich lockerer werde und mich entspanne. Ich versuche an den Pool zu denken. Daran wie ich schon übermorgen mit einem Cocktail in der Hand in der Sonne liegen werde. Ich muss daraufhin lächeln, was nicht unbemerkt bleibt.
"Na siehst du. Schon geht's dir besser", sagt Mario und haucht mir einen Kuss auf's Schulterblatt.
Jetzt wird mir wieder bewusst, dass Mario dort nicht mit mir sein wird. Er wird nicht neben mir auf der Liege am Pool liegen können. Ich werde nicht seine Hand halten können. Ihn nicht küssen können.
Er wird in Brasilien sein. Mit der Mannschaft. Am anderen Ende der Welt. Und eine WM spielen.
"Mario?", sage ich schließlich.
"Oh oh... Du hast mich Mario genannt... Was ist passiert? Wo tut es weh? Ich kann mich auch neben dich setzen. Ich-"
"Nein Sunny. Das ist es nicht", unterbreche ich meinen Freund doch er sitzt bereits wieder neben mir, "es ist nur... Naja... Du fliegst morgen nach Brasilien und ich nicht..."
"Ich weiß Marco...", antwortet er traurig.
"Ich- wie soll das mit uns weiter gehen? Du bist am anderen Ende der Welt und ich in zwei Tagen auf Ibiza."
"Wir schaffen das Woody. Wir haben das mit München schon geschafft. Wir schaffen das jetzt auch."
"Das war aber anders", unterbreche ich ihn und drehe mich vorsichtig auf die Seite um ihn anzusehen und nach seiner Hand zu greifen, "da war ich mir noch nicht hundert Prozent bewusst, dass ich dich liebe. Da hatte ich noch nicht die Möglichkeit dich so zu halten und zu küssen."
Ich verschränke unsere Finger miteinander und streiche mit dem Daumen über Mario's Handrücken.
Dieser seufzt nur.
"Ich weiß. Es wird schwer aber wir schaffen das Woody. Ich bin in frühestens zwei Wochen wieder da auch wenn ich das nicht hoffe. Aber es gibt Handys. Skype auch. Im Camp wird es Internet geben. Wir können jeden Abend oder eben morgen miteinander skypen wenn du das willst. Ich bin vielleicht in Kilometern von dir getrennt aber in deinem Herzen bin ich immer bei dir. Genau wie du immer bei mir bist."
"Gott, die Bayern haben dich ja richtig schnulzig gemacht", lache ich, woraufhin schließlich auch Mario grinst.
"Ich mein's Ernst. Wir skypen jeden Tag, okay? Und schreiben kannst du mir sowieso immer", greift Mario das Thema wieder auf, nachdem wir uns beruhigt haben.
"Ja. Danke Sunny", antworte ich lächelnd und drücke seine Hand noch einmal zur Bestätigung.
"Gut. Meinst du, du kannst jetzt schlafen?"
"Hmm... Ich weiß nicht", sage ich und fahre mir gespielt grübelnd über's Kinn.
Mario verdreht nur die Augen und lehnt sich zu mir um seine Lippen wieder auf meine zu legen.
Ich grinse in den Kuss, woraufhin auch Mario grinsen muss, und ziehe ihn mehr zu mir. Er intensiviert den Kuss und schon bald spielen unsere Zungen wieder miteinander.
Mario löst sich schließlich nach einer Weile und sieht mich mit seinen funkelnden Augen an.
"Besser?", fragt er.
"Ja, besser."
"Gut. Dann gute Nacht Woody. Ich liebe dich."
Mario kuschelt sich daraufhin wieder an mich.
"Ich dich auch Sunny. Träum süß."
Auch ich schließe meine Augen, ziehe Mario mehr an mich und versinke letztendlich auch mit einem Lächeln auf den Lippen in den Schlaf.

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