Teil 49 - Das Aus

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Marco's Sicht:

Ich atme in der Kabine noch einmal tief durch. Die Stimmen im Raum verstummen nach und nach und als ich die Kabinentür zum dritten Mal ins Schloss fallen höre, erfüllt Stille den Raum.
"Marco?", wird diese schließlich von einer leisen unsicheren Stimme unterbrochen und ich öffne die Augen.
Vor mir eröffnet sich der schönste Anblick den ich mir vorstellen kann. Mario steht mit unsicherem Gesichtsausdruck und einer Jacke in der rechten und der Flasche in der linken Hand vor mir. Seine Augen sehen groß und schüchtern zu mir auf. Ein Lächeln huscht mir bei dem Anblick aufs Gesicht.
"Viel Glück", murmelt er nur leise und lehnt sich zu mir vor.
Seine Stirn verweilt auf meiner und ich schließe die Augen ehe ich nach kurzer Zeit seine warmen und weichen Lippen auf meinen spüre. Ich erwidere seinen Kuss und wir lösen uns nur dann wieder voneinander als Schü's Stimme durch den Raum hallt: "Jungs, wir müssen."
Schnell löst sich Mario mit einem süßen Lächeln von mir und folgt André in die Katakomben um dann anschließend auf die Bank zu huschen. Auch ich setze mich nun mit einem Lächeln in Bewegung und nehme im Spielertunnel schließlich die Hand des Einlaufkindes zu meiner linken.
Gemeinsam gehen wir nach kurzer Zeit auf das Spielfeld und werden von jubelnden Fans empfangen. Nachdem alle Hymnen gesungen sind und die Seitenwahl geklärt ist, pfeift der Schiedsrichter das Spiel an und mein ganzer Fokus ist voll und ganz auf den Ball gerichtet.
Armenien kommt zunächst besser in die Partie und nutzt so schon die 2. und die 4. Minute um eine Torchance zu kreieren, die jedoch nicht weiter gefährlich ist. Nach dieser ersten Warnung konzentrieren wir uns schließlich wieder auf eine gute Ballkontrolle und lassen es zunächst zu keinen weiteren Torchancen für die Armenier mehr kommen.
Auch ich werde so nach und nach mutiger und finde mich relativ gut ins Spiel ein.
In der 12. Minute bekomme ich so eine große Chance. Ich sehe wie Thomas sich mit dem Ball auf der linken Flanke nach vorne arbeitet und so werde ich schneller um die Spitze dicht zu machen. Thomas sieht mich schließlich aus dem Augenwinkel und passt mir den Ball zu. Zu meiner linken rennt einer der Abwehrspieler der Armenier mit mir um die Wette doch ich bin es, der den Ball schließlich am Fuß spürt und versuche ihn an dem Torwart, der mir entgegen kommt, vorbeizuschieben. Dies gelingt mir zunächst und ich lande anschließend auf dem Boden, doch der Abwehrspieler, der bis gerade noch zu meiner Linken war, rennt dem Ball hinterher und mir wird schnell klar, dass diese Chance auf der Linie geklärt wird. Ich stehe so also wieder auf und trotte mit leicht gesenktem Kopf zurück auf meine Position.
In den weiteren Minuten wird das Publikum lauter und feuert uns an, da sie wissen, dass es bis zum ersten Führungstreffer nicht mehr lange dauern kann. Wir haben uns schon einige gute Chancen erspielt und besonders André zeigt sich heute von seiner besten Seite.
In der 17. Minute spüre ich auf einmal nach einem Pass von Jérôme einen Fuß an meinem linken Bein. Blitzartig durchfährt mich ein kurzer Schmerz und ich lasse mich zu Boden fallen. Ich höre den Schiedsrichter das Foul pfeifen, während ich auf dem Boden hocke, den Kopf leicht ins Gras gesenkt und mir mein unteres Schienbein halte. Ein Ziehen durchfährt meine Muskeln doch ich lasse von meinem Bein ab, stütze die Hände ins Gras und stemme mich wieder hoch. Ich verziehe zunächst mein Gesicht als ich wieder auftreten will, da mich noch immer ein leichtes Ziehen durchfährt. Ich massiere noch einmal kurz die schmerzende Stelle, ehe ich etwas humple, jedoch mein Bein nach und nach wieder richtig belasten und mich weiter auf das Spiel konzentrieren kann.
In der 31. Minuten entsteht schließlich die nächste große Chance für mich.
Ich sehe, dass Thomas den Ball hat und renne fast unbeobachtet nach vorne in die Spitze. Thomas bemerkt meinen Angriffsversuch und flankt mir den Ball perfekt von links zu. Lediglich ein Abwehrspieler der Armenier ist mir annähernd auf den Fersen, doch ich habe ihn schnell abgehängt und renne dem Ball hinterher der langsam ein paar Meter vor mir rollt. Der Torwart bleibt zunächst in seinem Kasten stehen und macht sich abwehrbereit. Ich erreiche den Ball schließlich doch als ich abziehen will, ist der Torwart mir doch schon entgegen gekommen und nur ein oder zwei Meter von mir entfernt. Es kommt schließlich wie es kommen muss und der Ball prallt am Torwart zurück. Ich springe noch über ihn nach vorne und laufe mich langsam Richtung Bande aus, an der ich mich dann abfange. Genervt stöhne ich als ich wieder auf das Spielfeld zurück trotte und meine Position einnehme.
Das Spiel verläuft weiterhin positiv für uns bis ich schließlich in der 42. Minute versuchen will dem Armenier den Ball abzunehmen. Ich bin leicht hinter ihm und strecke mein linkes Bein aus um den Ball irgendwie erreichen zu können, doch als ich meinen Fuß belasten will knicke ich unnormal um. Augenblicklich spüre ich wie meine Bänder im Knöchel nachgeben und der Schmerz der darauf folgt ist unbeschreiblich.
Nach zwei weiteren Schritten lasse ich mich sofort schreiend ins Gras fallen und halte mir hilflos meinen Knöchel. Es ertönt zunächst kein Pfiff und so liege ich weiter alleine von Schmerzen durchfahren am Boden und winde mich hin und her.
In dem Moment als ich umgeknickt bin und gespürt habe wie meine Bänder nachgegeben haben, war mir augenblicklich klar, dass es das war.
Ich liege noch eine Weile so am Boden. Der Schmerz von dem Foul davor ist wieder zurück gekehrt und mit ihm dieser noch viel extremere Schmerz im Knöchel. Ich habe das Gefühl, dass er von Sekunde zu Sekunde immer schlimmer wird. Ich bin so in meine Schmerzen versunken, dass ich Thomas Rufe erst nach einer Weile war nehme.
"Sanitäter!", ruft er aber weiter schenke ich ihm keine Beachtung. Der Schmerz lässt mich einfach alles um mich herum ausblenden.
"Marco? Marco kannst du mich hören?", nehme ich Doktor Müller-Wohlfahrt's Stimme nach einer Weile war. Er hockt neben mir und hat eine Hand an meine Seite gelegt, während ich noch immer auf meiner linken Seite auf dem Boden liege und meinen Knöchel halte. Ich nicke nur kurz und lasse meine Hände von meinem noch immer höllisch schmerzendem Knöchel ab. Er hebt darauf mein Bein an und tastet es vorsichtig ab während ein weiter Physio neben meinem Kopf hockt und mir zuredet.
Tränen bilden sich schließlich in meinen Augen und ich kneife meine Augen schmerzerfüllt zusammen.
"Woody, hey!", höre ich auf einmal André's ruhige Stimme. Es dauert nicht lange bis ich schließlich auch seine Hände an meinen Schultern spüre und er mich auf den Rücken dreht.
Ich spüre wie die ersten Tränen meine Augen verlassen und halte mir augenblicklich die Hände auf's Gesicht. André's Hände liegen an meinem Hals. Er ist wohl über mich gestützt, da ich seine ruhigen Worte von oben wahrnehme. "Hey Woody, es wird alles gut", sagt er, doch ich schluchze nur.
Das ist das aus. Ich weiß es ganz genau. Der Schmerz in meinem Knöchel hält weiterhin an und es gibt keine Aussicht auf Besserung. Das ist mein aus vom WM-Traum und ich kann nichts dagegen tun.
"Marco. Bitte versuch mal aufzustehen", höre ich schließlich Doktor Müller-Wohlfahrt und werde daraufhin von zwei Händen hochgezogen. Ich stehe nur halb als ich versuche meinen linken Fuß zu belasten. Der Schmerz setzt noch mal eine Schippe drauf und ich falle so mit zusammen gebissenen Zähnen ein Stück nach vorne, ehe ich aufgefangen werde. Meine Augen verlassen keine Sekunde den Boden doch ich bekomme mit wie sich das ganze Team um mich versammelt und mir Mut zuspricht. Doktor Müller-Wohlfahrt und sein Helfer legen schließlich meine Arme um ihre Schultern und stützen mich, da keine Chance besteht, dass ich auch nur annähernd meinen linken Fuß belasten kann. Nur wage nehme ich das Klatschen der Fans im Hintergrund war, während ich mit gesenktem Kopf und Tränen in den Augen den Platz, gestützt und humpelnd, verlassen muss und mir andauernd den selben Satz im Kopf vorher sage: "Das ist dein Aus."

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