Teil 50 - Für Marco

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Mario's Sicht:

Ohne es zu merken finde ich mich an der Seitenlinie wieder sobald ich Marco am Boden bemerke. Ein lautes "Hey!", entfleucht meiner Kehle als ich meinen besten Freund schmerzerfüllt schreien höre. Verzweifelt greift er sich an den linken Knöchel und schlägt mit der anderen Hand auf den Boden ein. Sofort weiß ich, dass er nicht einfach nur kurz umgeknickt sein kann. Ich kenne ihn. Er ist kein Weichei. Er kann auch was einstecken aber das hier war zu viel. Ich habe nicht genau gesehen wie er umgeknickt ist, doch sobald er am Boden lag, war mir klar, dass es schlimmer ist als ein kurzer Fehltritt.
Nach und nach tummeln sich nun die Leute um ihn und Thomas winkt schließlich Doktor Müller-Wohlfahrt herbei. Ich wäre schon längst auf den Rasen gesprungen und zu Marco gerannt, hätte Miro mich nicht aufgehalten und zurück gezogen.
"Lass Mario. Du kannst jetzt auch nichts mehr für ihn tun", flüstert er mir mit ruhiger Stimme ins Ohr, während ich mich benebelt wieder auf meinen Sitz fallen lasse. Ich starre einfach nur zu Marco, der noch immer am Boden liegt und sich die Hände vor die Augen hält. André ist bei ihm und versucht ihn zu beruhigen, doch ich weiß genau, dass er jetzt alles daran tut die Tränen zurück zu halten. Mein Herz zieht sich zusammen und als Marco schließlich gestützt und mit gesenktem Kopf bei Applaus humpelnd den Platz verlassen muss, spüre ich einen Stich in meinem Herz und kämpfe nun selber damit die Tränen zurück zu halten.
Ich habe gar nicht bemerkt wie Lukas aufgeregt hin und her gelaufen ist und nun einwechselbereit an der Seitenlinie steht.
Noch immer starre ich ins Leere als er den Platz betritt und habe nur einen Gedanken: Marco.
Unser Traum von Brasilien. Er ist definitiv ausgeträumt. Seine Schmerzensschreie hallen in meinem Kopf nieder und ich beiße mir auf die Unterlippe. Alles was ich jetzt will ist zu ihm rennen und ihm beizustehen, bevor sie ihn wahrscheinlich ins Krankenhaus verfrachten werden.
Das nächste was ich wahrnehme ist der Halbzeitspfiff und in Null Komma nichts stehe ich auf den Beinen und renne den Spielertunnel runter zum Behandlungsraum.
Ohne zu klopfen reiße ich die Tür einfach auf und stürme in den Raum.
"Nein. Ich hab gespürt, dass sie durch sind. Mein Fußgelenk hat nachgegeben", höre ich Marco, der auf einer Krankenliege liegt, mit gebrochener Stimme sagen, ehe ich mich einfach blind an seine Brust werfe.
Meine Selbstbeherrschung ist nun endgültig dahin und ich lasse die erste Träne aus meinem Auge rollen.
"Kriegen wir einen Moment? Ich bin gleich fertig", höre ich Marco gedämpft sagen, während eine seiner Hände beruhigend meinen Rücken auf und ab fährt.
Wenig später höre ich schließlich die Tür ins Schloss fallen und augenblicklich verkrampfen sich nun beide Arme von Marco um meinen Körper. Ein Schluchzen entgleitet mir als ich spüre wie er seinen Kopf in meiner Halsbeuge vergräbt.
"Sunny, es tut so weh...", höre ich Marco weinend flüstern.
Mein Griff verstärkt sich zur Antwort einfach nur.
"Du musst es jetzt für mich schaffen. Du musst stärker sein als ich und daran glauben. Du musst das Ding Heim bringen", höre ich Marco nach einer Weile nun selbstbewusster flüstern.
Ich löse mich von ihm, schniefe kurz und schaue ihn verweint an.
"Pummelfee. Du musst ihnen zeigen was du kannst. Ich weiß du kannst das auch ohne mich schaffen. Ich glaube an dich. Denn ich-..." Er bricht seinen Satz an der Stelle ab und schaut verunsichert zur Seite. Er atmet einmal tief durch, ehe er meine Augen wieder selbstbewusst fixiert: "Ich liebe dich Mario. Und ich weiß du kannst es schaffen. Tu es für mich. Tu es für dich. Tu es für Deutschland."
Wieder entflieht mir eine Träne. Dieses Mal allerdings, da ich so gerührt bin. Ich schmeiße mich wieder an seine Brust.
"Ich liebe dich auch Marco und ich werde alles daran setzen das Ding für dich zu holen", nuschel ich an seine Brust und Marco's Arme legen sich wieder fest um mich.
Nach einer Weile lösen wir uns wieder von einander und sehen uns in die Augen. Marco wischt mir vorsichtig mit dem Daumen eine Träne von der Wange. Seine Augen schimmern noch immer leicht grün während er seinen Blick keine Sekunde von mir abwendet. Seine Hand legt sich schließlich in meinen Nacken und er zieht mich zu sich runter. Ich schließe die Augen bis ich endlich das erlösende Gefühl von seinen Lippen auf meinen spüre und mich irgendwie wieder vollkommen fühle.
"Der Krankenwagen steht bereit. Wir müssen los Marco", klopft es an der Tür und Doktor Müller-Wohlfahrt's Schrei dringt durch das Metall.
Ich löse mich schweren Herzens von Marco und er antwortet, dass Müll reinkommen soll, da er bereit sei.
Keine Minute später stehe ich schließlich im leeren Behandlungsraum mit nichts als einem letzten Kuss und dem schönsten Liebesgeständnis in meiner Hand. Ich werde langsam von einem unglaublichen Selbstbewusstsein erfüllt und dem Verlangen meinem besten Freund zu zeigen, dass er mir vertrauen kann und ich wirklich im Stande bin der Welt zu zeigen was in mir steckt. Ich werde weiter kämpfen. Für Marco. Das habe ich mir in dieser Sekunde felsenfest vorgenommen.

Bromance or Romance?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt