Teil 82 - Dauersaufen!

1.3K 86 3
                                    

Mario's Sicht:

Als ich am nächsten Morgen aufwache, brummt mir der Schädel. Augenblicklich bereue ich es mich gehen gelassen zu haben, doch als mir der Grund für den vielen Alkoholkonsum wieder einfällt, muss ich schließlich grinsen und das Pochen meines Kopfes ist ein wenig vergessen.
Noch immer trage ich die kurzen schwarzen Adidas-Shorts, die zu unserem Trainingsoutfit dazu gehören. Lediglich mein T-Shirt bin ich los geworden und sehe es auf dem Boden vor dem großen Bett liegen.
Ich sehe zu meiner Rechten und mit ein wenig Herzschmerz muss ich feststellen, dass dort kein schlafender Marco neben mir liegt, der sanft ein und aus atmet während er leise im Schlaf schnarcht. Augenblicklich beginne ich den freien Platz neben mir ab zu tasten und vermisse die Wärme, die sein Körper ausstrahlt.
Als ich schließlich mein Handy unter meinem Bett gefunden habe, wo es wohl hingefallen sein muss, als ich in meinem Rausch zum Bett getorkelt bin, stelle ich mit Erstaunen fest, dass es fast halb elf ist.
Sofort rappel ich mich auf und hieve meinen immer noch ermüdeten Körper unter die angenehm kühle Dusche.
Nachdem ich mich wieder halbwegs frisch fühle, beschäftige ich mich mit meinem Handy. Auch in den letzten Stunden, in denen ich das Gerät nicht in der Hand hatte, wurde ich weiter mit Nachrichten bombardiert. Familie. Freunde. Freunde von Freunden. Teamkameraden. Alte Teamkameraden. Von meiner Mutter bis zu meinem Sandkastenfreund ist einfach alles dabei.
Der einzige Chat, der mich jedoch am meisten interessiert ist der von Marco und mir. Auch er hat mir inzwischen geantwortet und augenverdrehend lese ich mir sein "Ich hab immer recht Schatz 😉", durch.
"Gut zu wissen das meine Liebe nicht erwidert wird 😤", schreibe ich nur ironisch zurück, ehe ich ein "Ich hab den übelsten Kater der Welt 😩", hinterher schicke.
Zu meiner Überraschung erhalte ich prompt eine Antwort:
"😘😘😘", ist die erste Nachricht zunächst nur durch Smileys gezeichnet, ehe "Tja, wenn man sich nur einmal im Jahr richtig die Kante gibt", folgt.
"Danke für dein Beileid...", antworte ich nur, "Bist du schon durch mit der Reha?"
"Ja, grade aus dem Gebäude raus 😊 und das ganz ohne hinderlichen Schuh!"
"Oh ja! Wie fühlt es sich an jetzt nicht mehr als Behinderter abgestempelt zu werden?"
"Gut! Sehr gut sogar! Ich fühle mich so viel freier! Ich wünschte ich könnte den ganzen Tag rumrennen!"
Ich muss lachen als ich diese Nachricht lese und ehe ich antworten kann geht ein Anruf ein.
"Woody 💛", steht auf dem Display und augenblicklich nehme ich mit einem Grinsen ab.
"Du hast nicht mehr geantwortet", werde ich begrüßt.
"Ja Marco, dir auch einen schönen guten Morgen."
"Hier ist es bald drei...", erwidert er daraufhin nur.
"Weißt du, langsam bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich das mit dem dich lieben doch falsch gedeutet habe...", kontere ich.
"Das wagst du nicht", kommt es darauf nur und ich muss grinsen.
"Vielleicht ja doch?", ärgere ich ihn weiter.
"Okay, okay. Wie geht es meinem frisch gebackenen WM-Siegtorschützen?", fragt er nun mit schleimender Stimme.
"Der Schädel brummt, aber sonst fühl ich mich klasse!", antworte ich.
"Wegen gestern Abend...", murmelt er nun auf einmal leise, "Danke..."
"Hey, ich könnte dich nie einfach so vergessen. Du bist der Grund weshalb das alles möglich war. Nur durch deine Unterstützung und deine Worte war ich in der Lage das Tor überhaupt zu schießen. Dir deshalb durch eine kleine Geste Anerkennung zu schenken, ist da das Mindeste, das ich tun kann", antworte ich.
"Die ganze Welt dreht durch wegen dieser kleinen Geste und ich weiß immer noch nicht was ich dazu sagen soll. Du bist der Beste Mario und ich liebe dich."
"Na, da ist es doch!", rufe ich euphorisch in den Hörer und augenblicklich ertönt ein "Hä?", aus dem anderen Ende der Leitung, "du hast gesagt, dass du mich liebst! Meine Liebe ist doch nicht unerwidert! Also kann ich die Suizidgedanken wieder verwerfen!"
"Du bist so eine dumme Dramaqueen", höre ich Marco lachen.
"Ja, und dafür liebst du mich", erwidere ich und zwinkere obwohl ich genau weiß, dass er es nicht sehen kann.
"Schuldig", erwidert er nur und die darauffolgende Stille wird schließlich von meinem Magen durchbrochen.
"Wird bei dir eingebrochen oder was war das für ein Geräusch", fragt Marco daraufhin.
"Das war mein Magen...", murmele ich verlegen.
"Oh mein Gott Sunny", lacht Marco erneut, "mach dich ab und geh frühstücken. Du kannst dich auch später nochmal melden. Ich hab den Tag nichts geplant."
Dankend lächle ich meine Hände an, auch wenn diese nicht der Ausschlag für mein Lächeln sind.
"Okay, mach ich. Dann bis später."
"Mach's gut und guten Abbo!", erwidert Marco.
"Danke. Tschau", gebe ich zurück, ehe ich auflege und meine Schuhe zusammen suche.
Als ich endlich beide Schuhe gefunden habe, begebe ich mich nach unten und falle über das große Büfett her.
"Morgen Siegtorschütze", begrüßt mich Mats mit einem schelmischen Grinsen, als ich mich zu Benedikt, André, Kevin und ihm an den Tisch setze.
"Und? Hast du schön geträumt?", fragt Bene weiter und sein Grinsen wird breiter.
"Oh, bestimmt hat er sein Wiedersehen mit Marco schon mal vorgeträumt", meint Mats breit grinsend und ich spüre, wie mir die Röte in die Wangen steigt.
"Bro. Du hast von nichts anderem gesprochen als Marco", informiert mich Schü schließlich, "du kannst froh sein, dass du nur Mats und mir davon erzählt hast, wie geil er sich doch in dir anfühlt und wie übertrieben talentiert er mit seine Zunge ist."
Für jeden Außenstehenden muss ich wahrscheinlich in diesem Moment aussehen wie eine Tomate.
"Ha-Hab ich das echt gesagt?", frage ich vorsichtig nach.
"Oh ja!", antwortet Mats darauf, "das und noch viel mehr! Was für eine Schlampe Ann Kathrin doch ist. Das du seit Jahren in deiner Blümchenboxershorts schläfst. Wir könnten jetzt einen ganzen Roman über dich schreiben!"
Beschämend sehe ich auf mein Müsli, bis ich Bene's beruhigende Hand an meiner Schulter spüre.
"Mach dir nichts draus Kleiner. Das Wichtigste hast du nur uns erzählt und das bleibt auch unter uns. Versprochen."
"Man ey! Ich wollte ihn doch erpressen und mir mein neues Tattoo von ihm bezahlen lassen!", meint Kevin daraufhin gespielt beleidigt und schließlich lachen alle wieder.
"Guten Morgen Jungs. Denkt dran, wir fliegen heute Nachmittag wieder zurück nach Deutschland, also seit um drei bitte mit gepackten Sachen unten in der Lobby", begrüßt uns Oliver Bierhoff als er an unserem Tisch vorbei läuft.
"Alles klar Boss", antwortet ihm Kevin darauf, ehe der Manager wieder verschwindet.
"Na, das kann ja was werden wenn wir in Berlin ankommen", murmelt Benedikt und stochert in seinem Salat.
"Dauersaufen!", ruft Kevin nur begeistert, während ich mit meinen Gedanken schon wieder bei Marco bin und mir unser Wiedersehen ausmale, während ich mir einen Löffel nach dem anderen in den Mund schiebe.

Bromance or Romance?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt