Teil 6 - Schwere Zeiten

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Mario's Sicht:

Marco stellt sich nach einer Weile neben mich und grinst mich an. "Was?", frage ich und schaue ihn ebenfalls an. "Ach nichts...", sagt er und grinst mich weiterhin an. "Dann hör auf so dumm zu grinsen." Doch sein Grinsen will nicht verschwinden. Ich schlage ihm schließlich gegen den Hinterkopf und verlasse den Aufzug, der soeben wieder aufgesprungen ist. Gefolgt von André und Marco betrete ich schließlich den Besprechungsraum in dem schon einige unserer Mannschaftskollegen sitzen. Ich lasse mich auf einen der Stühle nieder und kaum sitze ich, schon merke ich wie André und Marco sich rechts und links von mir nieder lassen. Auch die anderen kommen nach einer Weile in den Raum und als wir schließlich vollzählig sind, beginnt Jogi mit seiner Rede und heißt uns erst einmal herzlich Willkommen. Er sagt uns wie sehr er sich auf die WM gemeinsam mit diesem starken, jungen aber talentierten Team freut. Als er schließlich das Testspiel anspricht und betont, dass es vor allem wichtig sei, dass sich keiner unnötig verletze, schiele ich zu Marco rüber und bete innerlich. 
Ich weiß noch wie es mir damals ergangen war, als ich mich im Halbfinale der Champions League verletzt hatte und klar war, das ich das Finale gegen meinen zukünftigen Club nicht spielen konnte. Als die Diagnose für den Muskelfasserriss feststand, zerbrach eine Welt für mich. Ich hatte bereits die Meisterschale und den DFB-Pokal mit den Dortmunder Jungs in die Luft gestemmt, alles was ich mir noch wünschte war auch endlich einmal die Champions League mit diesem Verein zu gewinnen, vor allem kurz bevor ich diesen verlassen würde. Doch der liebe Fußballgott hatte mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich konnte nicht spielen, fiel für Wochen aus, die Jungs machten das Finale ohne mich und verloren letztendlich 1:2. Marco hatte damals auch einen Tag nach dem Finale kein Wort mit mir gewechselt. Doch nicht nur die Niederlage war daran schuld. Ich lief mit gesenktem Blick durch den Signal Iduna Park. Das letzte mal vor den schwarz-gelben Fans. Das letzte mal auf ihrer Seite. Die Kritik die im Internet und den Zeitungen herrschte war damals schon riesig. Ich sah kurz zu Marco, der mit einem Arm um Mo und den anderen um Leo mit traurigem Blick gedankenverloren im Stadion herum wandelte. Noch immer brannte mir sein Gesicht im Kopf als ich ihm mitteilte, dass ich den BVB verlassen würde. Es war vor einigen Wochen nach dem Training. Er und ich waren die einzigen, die sich noch in der Umkleide befanden und Marco richtete sich gerade seine Haare als ich mich neben ihn stellte und ihn über den Spiegel ansah. 
"Ich muss mit dir reden...", sagte ich ernst mit einem traurigen Unterton und sah in die grün-braunen Augen meines Freundes. "Was gibt's Sunny?", fragte er lächelnd. "Marco... Ich-", ich brach meinen Satz an dieser Stelle ab, da mich die Gefühle begannen zu überrennen. Marco's Blick wurde besorgt und er drehte sich zu mir um. "Mario, was ist passiert?", fragte er mich und legte seine Hände auf meine Schultern während ich mit den Tränen kämpfend auf den Boden sah. "Marco ich-...", ich schluckte, rieß mich schließlich zusammen und sah Marco mit feuchten Augen an, "ich werde nach Ende der Saison zum FC Bayern München wechseln." Da war es. Ich hatte es gesagt und schaute nun in die leeren Augen meines Freundes, die mit Schock gefüllt waren. "Du... Was...?", stammelte er nur und die erste Träne verließ sein Auge. Er ließ von mir ab und taumelte etwas zurück während die Tränen nun begannen immer weiter zu laufen. "Es tut mir leid Marco...", brachte ich nur leise hervor und sah zu Boden. Ich hörte Marco schniefen und ehe ich mich versehen hatte, hatte ich die Tür ins Schloss fallen gehört und stand alleine im Raum.
Die Erinnerung an diesen Tag lässt mich schlucken. Es war damals so schlimm für mich ihn so leiden zu sehen und ich wusste wie es war, kurz vor seinem Ziel zu scheitern. Ich will ihn so einfach nicht noch einmal erleben müssen. Das würde ich nie übers Herz bekommen. Er hat inzwischen meinen Blick bemerkt und lächelt mich leicht an. Ich zwinge mir ebenfalls ein Lächeln auf und versuche mich wieder auf Jogi's Worte zu konzentrieren, während ich innerlich einfach nur bete, dass meinem besten Freund nichts passieren würde.

Bromance or Romance?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt