Teil 19 - Von Busfahrten und Training

2.3K 117 4
                                    

Marco's Sicht:

"Guten Morgen Jungs. Ich hoffe ihr habt gut geschlafen und seid in guter Form. Vor der ersten Einheit will ich euch noch einmal daran erinnern, dass wir hier noch nicht fertig sind, also kannst du dir dein Dauergrinsen für später aufsparen Basti." Basti's breites Grinsen verschwindet augenblicklich nach diesen Worten. Er war wohl derjenige von uns, der sich am meisten auf die WM freute und das nicht nur wegen der vielen Wochen voller weltklassem Fußball sondern vor allem wegen der intensiven, warmen Sonne, dem Meer und der ständig anhaltenden Wärme. Wohlmöglich lag er bis vor wenigen Sekunden bereits mit dem Meeresrauschen im Ohr in der angenehmen Wärme Brasiliens mit dem Füßen im weichen Sand bis Jogi ihn schließlich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück gezogen hatte. Ein kurzes Auflachen geht durch die Runde, ehe Jogi weiter fortfährt: "Ich möchte, dass ihr euch voll und ganz auf das letzte Testspiel gegen Armenien fokussiert und heute daran arbeitet euch darauf vorzubereiten. Nichts anderes zählt im Moment. Brasilien ist noch Tage weit weg und bis dahin haben wir hier noch eine Aufgabe zu erfüllen. Fokussiert. Konzentriert. Gemeinsam. Habt ihr das verstanden?" Jeder stimmt Jogi's Worten mit Gemurmel oder einem Nicken zu. "Gut. Dann auf in den Bus und ich will, dass ihr heute 100% gebt. Alle." Kein weiteres Wort fällt bis jeder sich auf seinem Platz im Bus befindet. Mario setzt sich neben mir seine Beats auf und lehnt seinen Kopf an die Glasscheibe, während er dabei verträumt in die Landschaft beziehungsweise die atemberaubenden Gebäude Mainz' neben und vor uns schaut. Die Sonne funkelt in seinen braunen Augen und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich schüttel schließlich meine Gedanken von mir und setze mir ebenfalls meine Kopfhörer auf. Chris Browns' sanfte Stimme dröhnt augenblicklich angenehm in meinen Ohren und ich schließe meine Augen und lehne den Kopf zurück. Ich nicke leicht weg bis ein Ellbogen gegen meinen Arm stößt und mich sofort wieder die Augen öffnen lässt. Ich schiebe meine Beats von meinen Ohren. "Sorry. Ich wollte dich nicht wecken", sagt Mario der neben mir unruhig hin und her rutscht und wohl nicht weiß wie er sich am besten positionieren soll. Ich lächle einfach nur und lege vorsichtig meine Hand auf seinen rechten Oberschenkel und augenblicklich wird er ruhiger und schaut mich an. Ich lächle ihn an und biete ihm meine Schulter an, woraufhin er mich dankend anlächelt und seinen Kopf sanft gegen meine Schulter legt. Eine wohltuende Ruhe durchfährt meinen Körper und ich werde so entspannt wie schon lange nicht mehr. Mario strahlt wohl einfach diese Ruhe aus, die sich augenblicklich auf einen überträgt. Ich schiebe mir meine Beats wieder über die Ohren und schließe erneut die Augen. Vorsichtig lege ich meinen Kopf auf Mario's und so verweilen wir, bis der Bus wieder zum stehen kommt und wir aussteigen müssen.
Ich öffne meine Augen und nehme meine Hand von Mario's Oberschenkel, die diesen Platz bis gerade eben nicht verlassen hatte. Mario setzt sich genau wie ich wieder auf und gemeinsam stehen wir schließlich auf und folgen den anderen nach draußen.
Nachdem jeder seine Trainingstasche bei sich hat, machen wir uns auf den Weg zu den Umkleiden, in denen wir uns alle für das Training umziehen. Die angesetzte Einheit ist, wie der Trainer uns bereits vorher gesagt hatte, sehr intensiv und anstrengend. Ich fixiere meinen Blick gerade konzentriert auf den Ball und bin dabei ihn in die Kiste zu befördern, als Mario in weniger als einer Sekunde vor mir erscheint und mir das Bein, dass ich gerade zum Schuss angesetzt hatte wegzog, sodass ich das Gleichgewicht verlor und auf meinem Rücken lande. Ich schaue Mario von unten mit einem finsteren Blick an, während dieser sich nur ins Fäustchen lacht. "Nicht lustig Götze!", ermahne ich ihn und stehe auf. "Ach komm schon Reus!", verteidigt er sich nur, "gerade du musst doch zugeben, dass du das selbe getan hättest." Mario kennt mich und hat auch womöglich recht mit seiner Vermutung, doch in diesem Moment bin ich keines Wegs in der Stimmung für dumme Spielchen. Ich verdrehe kurz die Augen und gehe zur nächsten Trainingsstation. Normalerweise habe ich wirklich nichts gegen den ein oder anderen Spaß beim Training doch heute war einfach kein guter Tag dafür. Ich bin mir über meinen Traum der letzten Nacht immer noch nicht im klaren und wollte für einen Moment wirklich mit Hilfe des Trainings abschalten doch natürlich musste Mario wieder kommen und alles zerstören. Meine Gedanken waren gerade dabei gewesen langsam in der Hinterkammer meines Kopfes zu verschwinden doch allein durch Mario's simple Anwesenheit und seinem Lächeln schafft er es wieder alles in meinem Kopf durcheinander zu schmeißen. Ich seufze als ich in der Schlange zur Freistoßschuss-Station ankomme und keine Sekunde später schaut mich André, der vor mir steht, mit einem leicht besorgten Blick an. "Alles okay?", fragt er und mustert mich. Ich halte meinen Kopf gesenkt und zucke mit den Schultern zur Antwort. Nun ist es André, der seufzt. "Okay Marco. Du erzählst mir nach dem Training was los ist doch bis dahin zeigst du den anderen, dass du es verdienst mitzufliegen und hier zu sein, verstanden?", redet André auf mich ein und ich nicke leicht mit weiterhin gesenktem Kopf. Ich erkenne aus dem Augenwinkel, dass er zufrieden lächelt und sich wieder umdreht.
Vielleicht ist es wirklich das richtige mich mit meinen total verkorksten Gefühlen und Gedanken an ihn zu wenden, denn schließlich ist er einer meiner engsten Freunde und ich kann ihm vertrauen, nicht wahr?

Bromance or Romance?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt