Teil 80 - Weltmeister

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Mario's Sicht:

23:41Uhr. Es ist genau 23:41Uhr als ich den wohl erlösensten Schrei meines Lebens abgebe. Insgesamt ist es die 113. Minute doch ich sehe an der angebrachten Digitaluhr des Stadions die roten Zahlen leuchten.
Es ist der glücklichste Moment meines Lebens. Ungläubig laufe ich einen Halbkreis bis ich von André und meinen darauf folgenden Teamkollegen aufgehalten werde. Eine Jubeltraube bildet sich um mich und alles zieht wage an mir vorbei bis Jerômé mir gegen die Wange schlägt und ich wie aus einem Traum erwache und noch einmal all den Druck von der Seele schreie.
1:0. Es steht nun wirklich 1:0. Mein Blick geht kurz gegen den Abendhimmel, ehe ich mich wieder auf das Spiel konzentriere. Es waren schließlich noch sieben Minuten zu spielen.
Alles um mich herum ist schließlich wieder wie in Trance als der finale Abschlusspfiff in meinen Ohren ertönt. Vollkommen von Glückshormonen gesteuert schmeiße ich mich auf den Haufen meiner Teamkollegen und feiere mit diesen ausgelassen. Nach einer Weile steuern wir schließlich die VIP-Tribühnen an und als ich meinen Vater mit Tränen in den Augen entdecke, spüre ich wie auch meine Augen feucht werden. Sofort laufe ich auf ihn zu und umarme ihn fest.
"Ich bin so stolz auf dich mein Sohn", höre ich ihn in mein Ohr nuscheln und drücke ihn nur fester, "wir sind alle so stolz auf dich mein Junge."
Seine Worte setzen mich schließlich außer Gefecht und ich wische mir hastig die Träne weg.
"Hey... Glückwunsch", höre ich die vorsichtige Stimme von Ann Kathrin als ich mich von meinem Vater gelöst habe.
"Danke", antworte ich mit einem Lächeln im Gesicht und drücke sie vorsichtig an mich.
"Ein kurzer Kuss würde nicht schlecht kommen", zischt sie in mein Ohr und augenblicklich verschwindet mein Lächeln ehe ich versuche sie so überzeugend wie möglich zu küssen.
Ich wende mich jedoch schnell wieder von ihr ab und nehme mir eine Minute mitten auf dem Platz um einfach nur die letzten Wochen, Stunden und vor allem Minuten sacken zu lassen.
Weltmeister. Unglaublich. Und ich bin derjenige, der das entscheidende Tor geschossen hat. Ich kann es einfach nicht glauben.
In der nächsten Sekunde wandern meine Gedanken zu Marco und ich schaue hinauf in den Abendhimmel an dem ich schon vereinzelt Sterne erkennen kann. Ob er wohl noch wach ist? Er meinte ihm würde der Laufschuh morgen abgenommen werden also kann es gut sein, dass er bereits schläft.
Ich schüttele kurz die Gedanken von mir ab und sehe noch einmal hinauf zur Anzeigetafel auf der das Tor in Dauerschleife läuft. Ich kann es noch immer nicht fassen, dass ich das Tor geschossen haben soll.
"Du machst das schon. Vielleicht ja auch den Einen", schallen auf einmal Marco's Worte in meinem Kopf nieder.
"Ja... Den Einen...", murmele ich vor mich hin und werfe einen Blick auf die Bank auf der ich vor wenigen Minuten noch saß. Dort liegt meine Trainingsjacke und darunter sehe ich das Trikot hervorblitzen.
Schnell mache ich mich auf den Weg zu meinem Sitz und ziehe das Trikot unter meiner Jacke hervor.
Sofort bin ich wieder von Kameras umgeben. Ein leichtes Lächeln macht sich auf meinem Gesicht breit als ich das Trikot stolz in die Kamera halte.
"Das ist ja mal ne schöne Idee", höre ich Manu sagen der mir grinsend auf die Schulter klopft.
"Er ist ja schließlich mit dafür verantwortlich, dass wir überhaupt hier sein dürfen", rechtfertige ich mich.
"Da hast du wohl recht", stimmt Manu mir zu und verschwindet dann wieder zu Kevin, der sich eine Deutschlandfahne geschnappt hat.
"Schön das du deinen Freund nicht vergisst", höre ich Mats' Stimme aus der Nähe kommen und sehe ihn mit Bene auf dem Rasen sitzen. Mit einem breiten Grinsen mache ich einen Schritt auf die beiden zu.
"Er ist immer noch ein Teil des Teams", antworte ich.
"Natürlich", stimmt Mats mir zu, "und ein großer Teil deines Lebens."
"Und auch ein großer Teil deines Herzens", fügt Bene noch hinzu.
Für eine Sekunde bin ich überrascht, dass Benedikt vermutlich bescheid weiß, doch dann erinnere ich mich, dass Mats von uns weiß und alles macht letztendlich einen Sinn.
Ich nicke nur leicht mit einem ehrlichen Lächeln, ehe ich wieder in mir gratulierende Arme gezogen werde.
Nach einigen Minuten findet schließlich die Siegerehrung statt und lautes Feuerwerk erhellt den Nachthimmel Rio's.
Als schließlich gefühlte tausend Siegerfotos gemacht wurden, auf denen ich bei jeder freien Gelegenheit Marco's Trikot mit seinem Namen und seiner Rückennummer präsentiert habe und wir ausgiebig mit den Fans gefeiert haben, begeben wir uns in die Kabine.
Sobald ich dort, nachdem ich noch ein Selfie mit Messi im PR-Bereich ergattern konnte, ankomme, lasse ich mich mit meinem Handy auf die Bank fallen.
Augenblicklich ist der Chat mit Marco geöffnet und ich sehe an der Anzeige, dass er zuletzt vor einigen Stunden online war und somit wohl schon schlafen muss. Ich nehme es ihm jedoch nicht böse. Morgen ist für ihn ein wichtiger Tag in seiner Reha.
"Du hattest recht. Ich hab ihn wirklich gemacht... Den Einen Marco! Und er ist nur für dich! Der ganze Titel ist nur für dich! Ich liebe dich!", tippe ich ein und versende die Nachricht letztendlich.
"Weltmeister Mario!", ruft mich André schließlich wieder aus meinen Gedanken und rüttelt an meinen Schultern, "WELTMEISTER!"
Ein breites Grinsen macht sich wieder auf meinem Gesicht breit, das meine Lippen an diesem Abend auch nicht mehr verlässt und wir feiern alle gemeinsam als Team mit Freunden, Familien und Mitarbeitern weiter bis tief in die Morgenstunden. Weltmeister. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl.

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