Teil 41 - "Wurde aber auch höchste Zeit"

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Marco's Sicht:

Das Bingen des Fahrstuhls reißt mich nach einer Weile wieder aus den Gedanken. Automatisch zucke ich etwas von Mario zurück, der sich inzwischen halb an mich gekuschelt hat. Als ich jedoch sehe, dass es nur Schü ist, der glücklich grinsend mit der Tasche über der Schulter den Aufzug verlässt, atme ich erleichtert auf und suche wieder etwas mehr Mario's Nähe.
Es dauert nur ein paar Sekunden bis André uns entdeckt hat und ich sehe wie sein Blick kurz auf unsere Hände schweift und augenblicklich vergrößert sich sein Grinsen und er kommt auf uns zu.
"Na ihr Turteltauben?", sagt er gerade laut genug, dass Benedikt und Mats es nicht mitbekommen.
Augenblicklich erwacht Mario aus seiner kleinen Trance in die er gefallen ist, als er die Augen geschlossen hatte und löst sich mit einem kleinen Sprung zur Seite komplett von mir. Ich kann nicht anders als bei seiner Reaktion zu grinsen, da er total verträumt dreinschaut, was ihn einfach zu niedlich aussehen lässt.
"Kein Grund zur Panik. Ich bin's nur", sagt Schü und schlägt Mario nur leicht gegen die Schulter, ehe er sich in den Sessel neben unserem kleinen Sofa fallen lässt.
Ich linse zu Mario hinüber und sehe wie er erleichtert ausatmet, was mich nur noch breiter grinsen lässt.
"Na, mein Vorschlag mit dem Reden hat ja was gebracht oder nicht?", fragt André nun neugierig und verliert dabei auch nicht für eine Sekunde sein schelmisches Grinsen.
"Naja... Wir haben nicht viel geredet", antworte ich meinem Freund frech und grinse breit. Mario hingegen haut mir für diese Aussage nur in die Magengrube.
"Okay, okay. Ich brauch keine weiteren Details denn da keiner von euch ein Feilchen hat, kann die Sache ja nur positiv ausgegangen sein", sagt Schü und lächelt uns zufrieden an. "Ja...", gebe ich nur leise zur Antwort und greife wieder nach Mario's Hand, die er mir ohne zu zögern wieder überlässt.
"Wurde aber auch höchste Zeit", höre ich André noch leise sagen, während er es sich in seinem Sessel gemütlich macht und zufrieden grinst.
Ich schaue nur kurz zu Mario rüber, der mich süß anlächelt, was ich schließlich ebenfalls mit einem Lächeln erwidere.
Noch immer kann ich es nicht wirklich fassen, dass der kleine braunhaarige Junge, für den ich schon so lange viel tiefere Gefühle als bloße Freundschaft pflege, diese Gefühle erwidert und mich nicht komisch oder abstoßend findet. Ich kann mein Glück einfach kaum glauben und die Tatsache, dass ich jetzt in diesem Moment gerade seine Hand halte und er mir so nahe ist wie seit Monaten nicht mehr und der Gedanke daran, dass auch in den nächsten Wochen nicht mehr Abstand zwischen uns sein wird als höchstens ein Fußballfeld, lässt mein Herz Saltos schlagen, wie Miro es in seinen jüngeren Jahren immer gemacht hat und ich kann mein Grinsen einfach nicht unterdrücken.
Nach und nach beginnt sich die Lobby immer mehr zu füllen und es dauert schließlich nicht lang, bis auch das Trainerteam ihren Weg in die Lobby gefunden hat und alle aufstehen um zum Mannschaftsbus zu gehen. Als auch Schü sich wieder erhebt, stupse ich meinen Ellebogen leicht in Mario's Seite. Er hatte den Kopf gegen die Lehne des Sofa's gelegt und die Augen wieder geschlossen.
"Sunny. Auf. Wir müssen los. Anschwitzen", gebe ich ihm zu erklären, ehe ich meine Hand von seiner löse um aufzustehen und anschließend nach meiner Tasche zu greifen.
Auch er setzt sich wieder in Bewegung und legt sich seine Tasche über die Schulter und so dauert es schließlich nicht lange, bis die gesamte Mannschaft im Bus verstaut ist und die kurze Fahrt ins Stadion vom FSV Mainz 05 auf sich nimmt.
Mario sitzt wie immer neben mir und hat seinen Kopf gegen die Scheibe gelehnt, während seine Augen das wilde Treiben auf den Straßen Mainz' beobachten.
Das Licht, das sich in der Scheibe reflektiert, spiegelt sich in seinen Augen wieder und lässt sie glänzen wie zwei Rohdiamanten. Seine Haare liegen wie immer perfekt und seine Ohren sind unter seinen schwarzen Beats mit Deutschlandmuster versteckt. Sein Mund ist umrandet von einem leichten drei-Tage-Bart, der sich bis an seinen Adamsapfel zieht, der jedes Mal einen Satz macht, wenn er schluckt. Die vollen Lippen, die sein Gesicht perfektionieren, liegen weich aufeinander und ich schwöre, ich kann hören wie sie mir zurufen, dass ich sie küssen soll.
Ich beiße mir bei dem Anblick auf die Unterlippe und wende meinen Blick wieder von ihm ab um einmal durchzuatmen und meine Gedanken ordnen zu können.
So sehr mir die Perfektion zu meiner linken auch den Kopf verdreht, ich muss mich jetzt auf das Spiel fokussieren und versuchen mich darauf einzustellen.
Ich schließe die Augen und keine drei Sekunden später spüre ich, wie Mario meine Hand nimmt. Meine Augen flattern wieder auf und ich sehe ihn an. Er lächelt mir aufbauend zu. Natürlich hat er bemerkt, dass ich aufgeregt bin. Keiner kennt mich besser als er und umso dankbarer bin ich, dass er jetzt in diesem Moment bei mir ist und einfach nur meine Hand hält, was mich viel mehr beruhigt als jegliche dummen Worte.

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