Teil 76 - Skypedate mit Marco

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Mario's Sicht:

Es herrscht eine bedrückte Stimmung als ich mich nach dem Achtelfinalsieg gegen Algerien auf meinen Sitzplatz im Bus niederlasse. Keiner ist wirklich mit seiner Leistung zufrieden und erst recht nicht mit der des Teams. Ich seufze nur kurz ehe ich mir die Ohrstecker in die Ohren schiebe und auf mein Handy schaue.
"Hey, scheiß drauf. Weiter ist weiter", lese ich Marco's Nachricht auf dem Display. Schnell antworte ich ehe ich ein Tippen an meiner Schulter spüre und mich zu André umdrehe.
"Sag mal, wollen wir später noch ne Runde an den Strand? Nen freien Kopf kriegen?"
Ich zögere kurz, da ich mich eigentlich nochmal mit einem Anruf bei Marco melden wollte. Schü bemerkt dies sofort und fügt hinzu: "Oder wir chillen in deinem Zimmer und skypen mit Marco."
Ich nicke schließlich.
"Ja, nimm es mir nicht übel aber ich hab heute keine Lust mehr irgendwo hin zu gehen", antworte ich.
Verständlich nickt André und lässt sich wieder auf seinen Sitz zurück fallen.
"Lust so in einer Stunde ne Runde mit Schü und mir zu skypen?", schicke ich so schnell die Frage an Marco, worauf sofort ein "Ja klar. Wir sehen uns dann", zurück kommt.
Die Fahrt zurück zum Campo vergeht schweigsam und ohne viel Kommunikation. Jeder ist irgendwie etwas in sich gekehrt und versucht so gut es geht jegliche Art von Konversation zu vermeiden.
Als ich schließlich endlich das Klicken meiner Zimmertür höre, die hinter mir ins Schloss fällt, atme ich erleichtert aus und betrete den Raum.
André ist bereits im Zimmer und pfeffert seine Tasche neben die Tür. Auch ich lasse meine Tasche fallen ehe ich mich mit dem Gesicht voran auf's Bett fallen lasse.
"Gott, ich beweg mich kein Stück mehr", murmele ich in die weiche Bettdecke.
"Dann also kein Skypedate mit Marco", sagt Schü und lässt sich neben mich auf's Bett fallen.
"Doch", murmel ich weiter, "nur muss der sich noch fünf Minuten gedulden."
André lacht daraufhin nur kurz auf. Einen Moment lang herrscht einfach nur Stille, bis ein Tuten, so wie bei einem Telefonat erklingt.
"Hey Schü! Was geht?", höre ich auf einmal die schönste Stimme auf Erden, "ich hatte irgendwie damit gerechnet, dass Mario anrufen würde."
"Ja, der Sack meinte er bewegt sich heute kein Stück mehr", erklärt André.
"Stimmt gar nicht!", verteidige ich mich sofort, "ich sagte ich beweg mich nicht in den nächsten fünf Minuten!"
Langsam raffe ich mich auf, während ich Marco's unverkennbare Lache höre.
"Also ist die Stimmung immer noch geknickt nehm ich an?", fragt Marco schließlich worauf ich nur mit einem leichten Nicken antworte.
"Sagen wir's so, sie war schon mal besser", erklärt André.
"Wie läuft's mit der Reha?", frage ich schließlich um das Thema zu wechseln.
"So weit so gut", antwortet Marco, "ich bin meinen Oberkörper am trainieren wie ein Blöder und langsam darf ich wieder halbwegs meinen linken Fuß belasten."
"Ich seh das schon förmlich vor mir", lacht André, "obenrum Hulk, unten rum Gans."
Marco verdreht daraufhin nur die Augen.
"Laber nicht so nen Scheiß", verteidige ich meinen Freund, "Marco hat untenrum viel mehr zu bieten als du."
"Oh Gott, verschon mich damit", erwidert André nur und hält sich kurz die Ohren zu.
"Du bist doch nur neidisch", meint Marco mit seinem schelmischen Halbgrinsen.
"Als ob! Worauf den? Ich hab meine heiße Freundin hier in Brasilien. Ich hab echt keinen Grund neidisch zu sein."
"Ja ja, das sagen sie alle", meine ich daraufhin nur lachend und schlage Schü leicht auf die Schulter.
"Ist doch aber so! Marco ist ja nicht mal hier!", verteidigt André sich weiter.
"Aber er würde bestimmt mal kommen, oder?", frage ich letztendlich und schaue in die Kamera von Schü's Handy um Marco so in die Augen sehen zu können.
"Sunny... Ich kann hier im Moment wirklich nicht weg. Und um ehrlich zu sein ist mein Comeback alles worauf ich mich im Moment konzentrieren will", antwortet Marco ehrlich.
Ein wenig enttäuscht mich seine Aussage aber dennoch kann ich seine Begründung voll und ganz nachvollziehen. Niemand ist gerne verletzt und selbst wenn, dann würde man sich auch bestimmt nicht gerne das Glück ansehen wollen, das man hätte haben können.
"Das versteh ich. Deine Gesundheit steht über allem", erwidere ich so letztendlich ehrlich.
"Danke Baby. Ich liebe dich."
"Ich dich auch."
"Hallo?!", meldet sich André wieder zu Wort.
"Dich lieben wir natürlich auch Vollpfosten", sage ich grinsend und wuschel durch Schü's Haar.
"Nur vielleicht auf eine etwas andere Art und Weise", fügt Marco hinzu.
"Danke", sagt André und grinst, "und jetzt lasst uns über was anderes reden. Wie oft wirst du nachts noch von deinen fickenden Nachbarn geweckt?", fragt André breit grinsend.
"Alter, Schürrle", sage ich nur und haue ihm leicht auf den Hinterkopf.
"Was? Ich kann davon ein Lied singen!", verteidigt André sich und keine Sekunde später sind sowohl ich als auch Marco rot im Gesicht.

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