Teil 37 - "Rede Mit Ihm"

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Marco's Sicht:

Ich beobachte wie Mario den Essenssaal verlässt und seufze. Irgendwie ist mir sein Verhalten immer noch unklar und ich überdenke wieder meine traumartigen Taten von letzter Nacht. Die ganze Sache wirkt noch immer so unreal und unwirklich als wäre nichts davon jemals passiert. Es dauert nur wenige Sekunden bis ich mir einrede, dass vor allem der Kuss niemals passiert ist. Wieso sollte Mario mich auch schon freiwillig küssen wollen? Das ist alles viel zu absurd.
Seufzend gebe ich schließlich meinen schwachen Versuch mein Salamibrot runter zu bekommen auf. Ich trinke den Rest meines Orangensafts' und stehe schließlich auf um mein Tablett weg zu bringen.
Ich schiebe das Stück Plastik gerade auf die Schiene als ein junger Küchenjunge neben mir auftaucht und mich verlegen mit leicht roten Wangen ansieht. Meine Augen fixieren ihn schließlich und ich betrachte sein Gesicht. Seine Kochmütze hängt schief auf seinem dunklen Haar und seine weiße Arbeitskleidung ist vereinzelt schon von Flecken gezeichnet. Warte. Diese dunkelbraunen Augen habe ich doch schon einmal gesehen...
Der Junge lächelt mich verlegen an. "Ich hoffe es hat Ihnen geschmeckt und sie konnten ihr Essen ungestört genießen Herr Reus."
Der Küchenjunge. Er ist der Küchenjunge, der Mario und mir auf dem Hotelflur begegnet ist. Also war das ganze vielleicht doch kein Traum... Aber der Kuss?
"Ja, danke. Ich hoffe ich hab dir heute morgen keinen Schrecken eingejagt", antworte ich dem Jungen um durch seine Reaktion noch einmal bestätigt zu bekommen, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege.
"Nein, Herr Reus. Ich war lediglich etwas verwirrt Sie und Herr Götze zu dieser Zeit auf dem Flur anzutreffen", gibt mir der braunhaarige Junge zur Antwort. Das bestätigt meine Vermutung. Das ganze ist also wirklich passiert und vielleicht auch der Kuss...
Ich lächle den Küchenjungen noch einmal freundlich an, ehe ich mich schließlich wieder von ihm abwende und den Essenssaal ebenfalls verlasse.
Die Stimme in meinem Kopf schreit mich förmlich an Mario zu suchen und ihn auf die ganze Sache anzusprechen. Ich muss einfach wissen, ob ich mir das Ganze nur eingebildet habe oder ob es vielleicht doch wirklich passiert ist.
Auf dem Hotelflur vor dem Essenssaal bleibe ich schließlich stehen und schaue mich kurz um.
"Woody!", höre ich es nur rufen und keine Sekunde später liegt André's Arm um meine Schulter, "na wie geht's dir? Alles klar mit Mario?" Ich lächle meinen blonden Freund leicht an und nicke. "Gut. Ist noch irgendwas passiert?", fragt Schü weiter und ich nehme einen tiefen Atemzug. "Schon...", murmel ich. André nickt verständlich und zieht mich mit sich. "Komm. Wir gehen zur Gartenanlage. Da können wir in Ruhe reden", erklärt er mir und öffnet die Tür durch die Mario und ich uns vor wenigen Stunden noch reingeschlichen haben.
Wir lassen uns auf eine der Parkbanken nieder und ich fange an zu erzählen nachdem ich noch einmal tief Luft geholt habe.
"Mario konnte letzte Nacht nicht schlafen, da sind wir schwimmen gegangen", beginne ich. "Auf so bekloppte Ideen kannst auch nur du kommen", sagt André und lehnt sich auf seinem Platz zurück. "Wie auch immer. Wir wurden fast erwischt und mussten uns wieder ins Hotel schleichen. Als wir grade zum Aufzug wollten ist uns ein Küchenjunge entgegen gekommen dem ich gedroht habe bloß die Klappe zu halten. Als wir dann wieder in unserem Zimmer waren und ich nach einer unangenehmen Dusche wieder im Bett lag, war ich schon wieder halb am schlafen als ich auf einmal etwas auf meinen Lippen gespürt habe. Ich dachte ich träume Schü und ich weiß immer noch nicht ob das alles passiert ist..." Verzweifelt fahre ich mir durch die Haare während meine Augen auf den Boden fixiert sind.
"Woah. Langsam. Willst du mir sagen, dass du glaubst, dass Mario dich geküsst hat?!", etwas entgeistert schaut André mich an und ich nicke nur leicht zur Antwort.
"Woody man!", er schlägt mir leicht gegen die Schulter, "das ist doch gut! Das wolltest du doch oder?"
Ein Seufzen entgleitet meinem Mund und ich zucke mit den Schultern. "Ich weiß nicht mal ob das Ganze wirklich passiert ist. Erst als ich den Küchenjungen gerade eben wieder gesehen habe, kam in mir die Vermutung auf, dass das Ganze vielleicht doch kein Traum war."
"Dann rede mit ihm", sagt André ruhig und bestimmend, "such ihn und sprich ihn auf das Ganze an. Ihr müsst die Sache echt klären. Es nutzt nichts wenn ihr euch immer aus dem Weg geht und versucht das Thema zu umgehen. Ihr beide habt eindeutig besondere Gefühle für einander also redet darüber. Wer weiß... Vielleicht springt ja was gutes dabei raus."
Mit einem Lächeln sieht André mich an und auf meinem Gesicht macht sich schließlich auch ein Lächeln breit. Er hat recht. Ich muss unbedingt mit Mario über das ganze sprechen.
"Du hast recht. Ich werd ihn suchen gehen", sage ich und stehe auf. "Gut. Und wehe ihr streitet euch. Das können wir für heute Abend wirklich nicht gebrauchen", sagt André und steht ebenfalls auf. "Ich werd's versuchen", antworte ich lediglich und mache mich auf den Weg den kleinen braunhaarigen Jungen zu suchen, der mir schon vor langer Zeit das Herz gestohlen hat und dem ich jetzt bereit bin meine Gefühle zu gestehen.

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