Teil 64 - Akzente und Billiardrunden

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Mario's Sicht:

Das Klingeln meines Handys, auf dem ich einen Wecker für die Teambesprechung gestellt habe, reißt Marco und mich wieder aus unserer kleinen Oase.
"Na los. Wir müssen", sage ich während ich den Alarm ausstelle.
"Hmm", brummt Marco darauf nur und schließt die Augen.
Ich versuche ihm meine Hand zu entziehen, doch er umgreift sie nur fester.
"Nein. Ich will noch nicht", murmelt er motzig wie ein kleines Kind.
Ich beschließe daraufhin ihn einfach Brautstyle hoch zunehmen und trage ihn wieder in unser Zimmer. Er klammert sich dabei an mich und kuschelt sich mehr gegen meine Brust. Vorsichtig setze ich ihn auf seinem Bett ab, gebe ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn und ziehe dann meine Schuhe an.
Marco greift derweil nach seinen Krücken, richtet sich kurz die Haare, stellt sich dann vorsichtig auf und humpelt vor in Richtung Tür.
Nachdem auch ich mich bereit gemacht und unsere Zimmerkarte in meiner Hosentasche verstaut habe, begeben wir uns beide nach unten um uns Jogi's letzte Taktikanalyse zum gestrigen Spiel anzuhören.
"So. Das soll es erstmal zum Spiel gewesen sein. Ich möchte euch noch einmal daran erinnern jetzt eure Sachen packen zu gehen falls ihr das nicht schon getan habt und in zwei Stunden später pünktlich unten in der Lobby zu sein."
Ein bestätigendes Gemurmel geht nach Jogi's Worten durch den Raum und nach und nach verlässt jeder das Zimmer.
"Hey", sagt Marco mit leiser Stimme und zieht kurz an meinem Shirt um meine Aufmerksamkeit zu bekommen, "wollen wir noch eine Runde Billard spielen? Wir haben ja schon alles gepackt."
"Kann ich mitspielen?", erklingt darauf Erik's Stimme.
"Klar. Die zwei Stunden müssen wir ja irgendwie noch tot schlagen", antworte ich und lächle die beiden an auch wenn ich in Marco's Blick genau erkennen kann, dass er noch etwas Privatsphäre mit mir haben wollte.
"Geht das den mit dem Gipsbein?", fragt Erik als wir am Billiardtisch im Gemeinschaftsraum ankommen.
"Klar. Ich bin ja nicht gelähmt. Außerdem muss ich mich ja nicht groß bewegen", antwortet Marco während er sich positioniert und den Kugelblock anstößt. In unterschiedlichen Geschwindigkeiten rollen die bunten Kugeln quer über den Tisch. Die sechs versinkt dabei in einer Ecke, gefolgt von der zwei in der Ecke gegenüber.
"Schon acht Punkte. Guter Anschlag", lobt Erik ihn und studiert mit konzentriertem Blick die übergebliebenen Kugeln.
Marco und ich tauschen derweil einen Blick aus, der Erik's plötzliche Konzentration sofort bewertet.
"Sag mal Mario, wie ist München so?", fragt Erik nun und sieht von den Kugeln zu mir auf.
"Groß. Und sehr beschäftigt. Da gehen Tag aus, Tag ein sehr viel mehr Leute über die Straßen. Alles in einem ist alles einfach sehr viel größer. Aber es gibt auch wirklich schöne Ecken und Cafes."
"Und die Leute? Verstehst du sie mit diesem krassen Akzent?"
"Es ist nicht so, dass ich den Akzent zum ersten Mal höre. Meine Eltern haben mich zwar auf Hochdeutsch erzogen, aber meine Großeltern wohnen schon immer in Memmingen und haben das bayrisch so drauf wie sonst keiner. Es ist also nicht schwer zu verstehen, weil ich es von meinen Großeltern schon gewohnt bin. Du hättest aber mal Marco sehen sollen, wie er den Kellner angeschaut hat als wir in München aus waren zum Frühstücken und er ihn nach Semmeln gefragt hat."
"Bei mir heißt es nun mal Brötchen. Semmel kenne ich nur von dem Sprichwort "gleich gibt's was auf die Semmel" und sonst nirgendwo her."
Ich verdrehe daraufhin die Augen und positioniere mich am Billiardtisch, da ich nach Marco's gescheiterten Versuch, die eins zu versenken, nun an der Reihe bin.
"Haha. Ich wäre glaub ich aber auch verwirrt gewesen", verteidigt Erik Marco.
"Tja pfälzisch und bayrisch sens halt net das Gleiche", sage ich und versenke die eins präzise.
"Ja, das stimmt aber ohne Akzente wäre die deutsche Sprache auch wieder langeweilig."
"Ja, icke wüsste ja net was wir ohne Jérôme's berlinerisch wär'n", sagt Erik grinsend, woraufhin auch Marco und ich grinsen müssen und wir uns dann wieder unserer Billiardrunde widmen.

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