~ Chapter I: »Neuling?«

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Pov. Maudado:

Mein Wecker klingelte und sofort hob ich meine Hand, ballte sie zu einer Faust und ließ sie unsanft auf das Gerät fallen, das kurz darauf verstummte.
Wieso muss die Schule nur so früh anfangen!?, fragte ich mich, obwohl ich die Antwort genau kannte.
Ich öffnete meine Augen und erblickte die braune Zimmerdecke. Meine Erinnerungen bekehrten mich und ließen mich an die gestrigen Ereignisse denken, die ich mit Gänsehaut wieder verschob.

Schlurfend ging ich ins Bad und betrachtete mich in dem Spiegel, der sich über die komplette Höhe der Wand zog.
Ich hob mein T-Shirt an und verschaffte mir somit Sicht auf meinen, meiner Ansicht nach, fetten Bauch. Alleine der kleine Teil, der nun nicht mehr von dem Stoff bedeckt war, war voller Narben und blauer Flecke, Blutergüsse, frische Wunden und halb vertrocknetes Blut. All das, was mir mein Vater angetan hatte, hatte jedoch noch größere Narben in mir verursacht...
Ich schauderte bei dem Anblick und bedeckte meine Haut schnell wieder. Dann wanderte mein Blick zu meinen Armen. Sie waren ebenfalls gut benarbt und bestückt mit frischen, sowie halb verheilten Wunden. Aber das war nicht mein Vater gewesen. Das war ich. Ich und Cutty. Meine Klinge. Um alles verkraften zu können. Um meinen Hass an etwas auslassen zu können. So lange, bis da nichts mehr blieb, als Ehrfurcht, Angst und Demut. Wenn ich Hass verspürte, dann war er alleine auf mich gepicht.
Ich löste meine Blicke von meinem verunstalteten Körper und ging mich waschen und anziehen.
Ich zog mir eine schwarze Skinny-Jeans und ein weißes, viel zu großes Top an, dazu schwarze Nikes. Ich wollte an meinem ersten Schultag in meiner neuen Schule schließlich nich als kompletter Lauch auftreten.
Als ich fertig war, nahm ich meinen Ranzen, trat hinaus in den Flur des riesigen Gebäudes und lief diesen entlang zur Eingangstür. Nachdem ich die Tür öffnete, nahm ich einen tiefen Zug der frischen Luft. Es war April. Also war es noch ziemlich kalt. Sofort bekam ich Gänsehaut. Aber Lust zum Umziehen und vielleicht noch auf einen der Anderen, die hier wohnten, zu treffen, hatte ich nicht. Also machte ich mich auf den Weg in die Schule. Der Weg wurde mir gestern noch flüchtig erklärt, als wir mit gefühlt 80 km/h durch die Straßen rasten. Zum Glück war die Stadt echt klein. Deshalb hatte ich es nicht allzu schwer.
Ich war echt gestraft vom Leben, aber trotzdem hatte ich irgendwie ein permanentes Lächeln auf den Lippen. Selbst jetzt. Ich nahm mein Leben einfach locker und versuchte mir nicht allzu viele Gedanken über die schlechten Dinge zu machen. Ich mochte Optimismus. Aber dafür hasste ich mich selbst. Jedenfalls war ich früher immer für mein Dauerlächeln bekannt. Und alle wussten, dass wenn ich mal nicht lächelte, irgendetwas richtig schlimmes passiert sein musste.
Als meine Mutter starb, waren ihre letzten Worte »Lass alle dein wunderschönes Lächeln sehen! Mach das, was ich nie machen konnte; sei immer glücklich! Und mache alles dafür, dass es dir so gut ergeht, wie es nur möglich ist!« Und seit ihrem Tod machte ich das auch...

Als ich ankam, standen schon einige draußen. Alles von der 5. bis zur 12. Klasse konnte man hier finden. Doch das brachte mir nicht viel. Ich musste wissen, wo das Sekretariat war, denn ich kannte ja keinen dieser Schüler und wusste noch nicht, ob ich 10 a, b oder c sein würde. Also sah ich mich um und entdeckte schließlich jemanden, der wie ein 16 Jähriger und sympathisch aussah. Ich nahm all meine Mut zusammen, versuchte jedoch gar nicht erst selbstbewusst zu wirken und ging auf ihn und einem weiteren Typ, wahrscheinlich seinen Kumpel, zu.

Als ich noch fünf Meter von ihnen entfernt war, verließ mich all meine Mut und meine Schultern sackten zusammen. Doch ich überwand mich und ging vorsichtig auf sie zu.
»H-hi...!«, brachte ich nur heraus und erweckte somit ihre Aufmerksamkeit. Der eine, der gerade gesprochen hatte, unterbrach seinen Satz und drehte sich zu mir um, lächelte mich freundlich an.

»Hey! Du bist der Neue, stimmts?«, fragte er und sein Kumpel stellte sich neben ihn, lächelte ebenfalls. Ich nickte und starrte immer wieder auf den Boden, dann zu ihnen, dann wieder zum Boden... Ich machte mich selbst schon ganz wuschig... »Ich heiße Osaft! Also alle nennen mich zumindest so... Und er ist Wintercracker oder einfach nur Cracker.«, grinste er weiterhin und hob die Hand. Ich zuckte reflexartig zusammen und hielt die Hände schützend vor den Kopf. Ich dachte er wollte mich schlagen.
»Hey... Wir wollen dich nicht verletzen!«, sagte Wintercracker kurz darauf. Ich sah zwischen meinen Armen hindurch und in ihre besorgten Gesichter. Ich bin so dämlich! Ich stellte mich mit roten Wangen wieder normal vor sie.
»'Tschuldige... dumme Angewohnheit...«, erklärte ich kurz, nuschelnd.
»Macht nix! Ich schätze, du brauchst jemanden, der dir das Sekretariat zeigt?« Ich nickte, erstaunt über seine Menschenkenntnisse. »Wir begleiten dich. Komm mit!«, sagte er euphorisch und ging mit Cracker voraus. Ich trottete ihnen hinterher durch das Gebäude. Sie erklärten mir nebenbei noch den Weg zur Mensa, zu den einzelnen Klassenräumen und den Toiletten. Sie waren echt freundlich.
Als wir vor der Tür ankamen, klopfte ich schüchtern an diese und entnahm von innen sofort ein gedänftes »Herein!«. Ich tat, was man mir befahl und trat ein. Zu Gesicht bekam ich eine dünne, junge Frau, die hinter einem Pult saß. Sie entpuppte sich als förmlich, aber nett.

Forbidden Tears - #Zomdado [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt