Angst

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Hallo meine lieben Leser!

In letzter Zeit sprudeln die Ideen nur so aus mir heraus und ich muss sie einfach aufschreiben. Viel Spaß mit der nächsten kleinen Erinnerung von Christian. Sie ist etwas düster. Christian ist 14 Jahre alt.
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Februar, 1998


Ich liege in meinem Bett und schaue an die Zimmerdecke zum Kronleuchter empor. In meinem Zimmer ist es dunkel. Das fahle Mondlicht wirft lange Schatten in mein Zimmer.
‚Warum müssen bloß vor dem Fenster so viele Bäume stehen?', denke ich etwas ängstlich und kuschle mich tiefer in die Kissen. Meine Bettdecke ist mit Mom's weißer weicher Seidenbettwäsche überzogen. Ich liebe diese Decke. Sie ist so weich. Zufrieden muss ich gähnen. Ich werde müde. Wohlig kuschle ich mich in die weiche warme Decke und will wieder einschlafen, doch habe ich die Rechnung ohne meine Zimmertür gemacht. Knarzend wird diese vorsichtig geöffnet. Erschrocken halte ich den Atem an. Nicht bewegen. Nicht atmen - sonst wirst du entdeckt. Die Dielen knarzen und ich spüre, wie Angst in mir hochkriecht. Es kann unmöglich Mommy sein, sie ist im Krankenhaus, weil sie eine Spätschicht hat. Und Daddy ist auf Geschäftsreise und soll erst am nächsten Mittwoch zurückkommen. Vielleicht ist es ja Elliot? Wieder höre ich die Dielen knarzen. Schritte. Ganz leise Schritte. Sie kommen näher. Immer näher. Und ich bekomme es immer mehr mit der Angst zu tun. Die Anwesenheit des Unbekannten kann ich deutlich spüren. „Na, Christian, wie geht es dir denn so bei deiner neuen Familie?" Unverkennbar. Der Mann. Dieser, der meiner leiblichen Mutter solche Schmerzen zugefügt hat. Der sie geschlagen hat. Der mit ihr gespielt hat, so als wäre sie eine Puppe.
Die Angst steht mir ins Gesicht geschrieben. Entsetzt fahre ich hoch. „Immer nur langsam. Ich will dir nichts tun."
„Was machen Sie hier und wie kommen Sie überhaupt hier rein?" Ein Schauder läuft mir über den Rücken. Unwillkürlich muss ich an Elliot und Mia denken. Was, wenn der Mann ihm oder Mia etwas angetan hat? Eines schwöre ich mir, falls das wirklich der Fall sein sollte. Rache.
„Stell doch nicht so viele Fragen Chris!" Er klingt einfach nur angsteinflößend, aber diese Wirkung hat er auf mich schon immer gehabt. Angsteinflößend.
Ängstlich blicke ich ihn an. Das nächste was ich spüre sind Hände. Fäuste, die mich schlagen, die mir wehtun. Ich weine, aber einen Hilferuf bringe ich vor lauter Schock einfach nicht zustande.
Dann spüre ich etwas Kaltes.
Ruckartig öffne ich meine Augen und fahre abermals erschrocken zusammen.
Jemand schüttet mir ein Glas eiskaltes Wasser über meinen Kopf.
Puh, es war nur ein Traum. Erleichterung durchflutet mich.
Der böse Mann ist fort und das für immer.
Behutsam streicht mir Grace über den Kopf. „Es war nur ein Albtraum Christian. Nur ein böser Albtraum, du bist in Sicherheit."

MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt