Wie ein Drache seinen Schatz

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Schönen Montagabend ihr Lieben,


ich hoffe, ihr hattet einen guten Start in die neue Woche.


Für alle Nachteulen unter euch habe ich heute wieder mal eine Kurzgeschichte aus Greys Leben.
In dieser kleinen Erinnerung ist Christian 16 Jahre alt.
Wie immer: Habt viel Spaß beim Lesen!


Grüßle Ina


Tipp: Dieser Outtake ist in der Mitvergangenheit geschrieben.
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22. Mai 1999, Samstagnachmittag


Vogelgezwitscher.
Ein mildes Lüftchen.
Der Geruch von frisch gemähtem Gras war allgegenwärtig.
Warmes Sonnenlicht... strahlend blauer Himmel mit weißen, einzelnen, bauschigen Wolken.
Fragend blickte mich meine kleine Schwester an.
„Gut, ich hol sie."
Mit diesen Worten wandte ich mich ab, aber Mia hielt mich hastig zurück, indem die Zehnjährige schnell nach meiner Hand griff.
Berührungen, das war etwas, das ich nur bei Grace und ihr duldete... sonst bei keinem... außer vielleicht Elena... denn sie wusste genau, wo geschweige denn wie sie mich anfassen durfte.
„Warte", Mias mädchenhafte Stimme.
‚Worauf denn?'
Ich stutzte.
Verwirrt blickte ich sie an.
„Warum?", hakte ich nach, während ich noch immer Mia anschaute.
„Da vorne ist Mommys Freundin", erklärte mir meine Schwester und deutet kurz in Richtung unserer Villa.
Ich zuckte die Schultern.
„Ja, na und", konterte ich, „dann kann ich ihr ja gleich ‚Hallo' sagen."
Damit wollte ich auch wieder los, aber die kleine Mia hielt mich abermals zurück.
„Nein", entwich es ihr fast schon panisch und die Kleine schaute mich ängstlich an.
„Du verstehst nicht", fügte sie schnell noch hinzu, „es ist die Blonde."
Die Blonde? Meinte sie etwa Elena Lincoln?
Als ich sie danach fragte, bejate Mia nickend.
„Ich weiß nicht", sagte meine kleine Schwester an mich gewandt, „aber irgendwie ist sie komisch."
‚Ist sie nicht!', gifteten meine Gedanken Mia sauer an, wobei sie jedes Wort betonten.
„Vermutlich", gab ich von mir und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
Dass meine Schwester irgendeine Verbindung zwischen Elena und mir entdeckte, wollte ich auf gar keinen Fall. Und auf nervige Fragen ihrerseits konnte ich sowieso getrost verzichten.
„Lass uns die Sachen einfach etwas später holen... okay?"
Hoffnungsvoll blickte mich meine Schwester an.
Sie schien wirklich etwas Angst vor Elena zu haben... und dabei wusste Mia noch nicht mal, was Elena mit mir manchmal so alles anstellte. Was sie wohl dazu sagen würde, wenn sie es erfuhr? Eines war sicher: Gefallen würde es ihr nicht... genauso wenig wie es Grace oder sonst jemanden aus meiner Familie gefallen würde.
Da ich der Kleinen so gut wie keinen Wunsch abschlagen konnte, nickte ich letztlich.
„Gut", verkündete ich, „aber dafür spielen wir jetzt Fangen."
Mia lächelte übers ganze Gesicht und jegliche Anspannung, die die Kleine gerade eben noch verspürt hatte, war gewichen.
„Okay", strahlte sie glücklich, „fang mich!"
Mia lachte und ich konnte gar nicht so schnell schauen, da hatte sie sich schon in Bewegung gesetzt und lief den hellen Kiesweg, der in den dichten grünen Wald hineinführte, entlang.
‚Ach, Mia', schoss es mir grinsend durch den Kopf, ehe ich ihr schnell wie der Wind hinterhersprintete.
Leichter Wind wehte mir entgegen.
Gegend um mich herum verschwamm.
Ich wurde immer schneller, schneller und schneller, während mich meine Füße in Affengeschwindigkeit über unseren Kiesweg trugen.
Hörte Vogelgezwitscher.
Fühlte mich frei.... frei und unbeschwert.
Als ich meiner kleinen Schwester so hinterherlief, musste ich an Elena und unser kleines Geheimnis denken, dass wir nun schon über ein Jahr erfolgreich geschafft hatten... auch ein Geheimnis bleiben zu lassen. Und wie meine Beine abermals einen Zahn zulegten, schwor ich mir... dass ich unser kleines Geheimnis hüten würde. Ja, das würde ich tun und zwar so, wie das ein Drache mit seinem Schatz tat.

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