Wintermond

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In dieser kleinen OS ist Christian Grey 9 Jahre alt.
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Leuchtend und geheimnisvoll scheint er am Himmel.
Sein weißes schimmerndes Licht wirkt magisch.
Stumm sitze ich in meinem Zimmer auf dem Bett und betrachte den Mond durch das geöffnete Fenster. Wie wunderschön er doch ist. So magisch. So romantisch. Er ist so wunderschön.
Ob Papa auf seiner Geschäftsreise in Las Vegas denselben Mond, wie ich, draußen am dunklen Himmel sieht?
Ich überlege kurz, dann greife ich nach meinem Handy und wähle seine Nummer.
Schon nach dem zweiten Piep-Ton in der Leitung nimmt er meinen Anruf entgegen.
„Hallo mein Großer, was gibt es denn noch zu so später Stunde? Du solltest doch schon in deinen Federn liegen, oder?"
Ich schlucke.
„Schon", gestehe ich ihm ehrlich. Eine Weile ist es still zwischen uns.
„Du, Papa?", frage ich schließlich, um das Schweigen zwischen uns zu brechen.
„Ja?", meint er.
„Siehst du eigentlich auch denselben Mond wie ich?"
Wieder ist es still. Dann höre ich ein Geräusch am anderen Ende der Leitung.
Daddy scheint die Vorhänge beiseite zu schieben.
„Ja", meint Papa dann, „ich sehe einen Mond."
„Strahlt der auch so schön, wie meiner?", will ich neugierig wissen.
Carrick lacht. „Ja, Christian, das tut er." Ich muss lächeln.
„Er ist wunderschön. Irgendwie magisch, nicht?" Erneut ist es kurz still, dann antwortet Papa endlich.
„Ja, das ist er. Magisch und wunderschön, mein Sohn." Carrick lächelt. Ich kann mir sein Lächeln richtig vorstellen. Nun muss ich auch lächeln.
„Du solltest dich schlafen legen Christian. Es ist schon sehr spät", meint Papa schließlich.
Ich lächle. „Hm."
„Außerdem muss ich noch viel arbeiten", ergänzt er müde.
„Wenn ich groß bin, werde ich nie so lange arbeiten, wie du", lasse ich ihn lächelnd wissen.
Papa schmunzelt.
„Man kann sich seine Arbeitszeiten nicht aussuchen mein, Sohn, und manchmal ist es leider notwendig, bis spät in die Nacht hineinzuarbeiten, damit man seine Sache erledigt bekommt."
„Achso", lasse ich ihn nur wissen. Auf einmal überkommt mich die Müdigkeit. Ich muss gähnen. „Gute Nacht mein kleiner Komponist", lächelt Carrick.
Müde muss ich ebenfalls lächeln.
„Okay", sage ich nur artig, „gute Nacht... hab dich lieb Papa."
„Ich dich auch Christian. Wir hören voneinander. Schlaf gut." Mit diesen Worten legt er auf.
Ich drücke ebenfalls die rote Taste des Telefons, dann lege ich es auf meinen Nachttisch und kuschle mich in die weißen Kissen. Keine Sekunde später übermannt mich die Müdigkeit und ich bin im Land der Träume.
Boah ... bis nach Las Vegas zu telefonieren, ist wirklich ansträngend... ist ja auch ziemlich weit von Zuhause entfernt. Dass nächste Mal werde ich Papa bitten, sich einen näheren Ort für seine Geschäftsreise auszusuchen...

MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt