Kalt

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In dieser Kurzgeschichte ist Grey 14 Jahre alt.
Sie ist wieder etwas düsterer.
Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen und freue mich über Feedback aller Art.

Grüßle
Ina
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Jänner, 1998


Es regnet.
In Strömen.
Der Himmel ist von dunkelgrauen Wolken durchzogen.
Unaufhaltsam prasseln die abertausenden, kleinen Tropfen auf mich ein.
Sie durchnässen meine Kleidung.
An jedem anderen Tag würde ich mich freuen, wenn es regnete.
Normalerweise hilft mir der Regen, mich besser zu konzentrieren.
Aber heute nicht.
Heute sorgt er dafür, dass ich friere ... friere am ganzen Körper.
Ich zittere.
Mir ist kalt.
Bin traurig ... fühle mich allein ... einsam.
In die Enge getrieben, wie ein ängstliches Tier.
Aber vor allem habe ich Angst.
Sehr große Angst.
Ich muss hier weg ... nur wie.
Gefährlich kommen die Jugendlichen auf mich zu.
Es sind drei.
Ich nur einer.
Ich bin in der Unterzahl ... bin allein.
Ihre Gesichter kann ich nicht erkennen.
Sie tragen alle weite, schwarze Kapuzenjacken, die sie tief ins Gesicht gezogen haben, um nicht erkannt zu werden.
Verdammt.
Mein Herz rast.
Ich zittere am ganzen Körper.
Wie gerne wäre ich jetzt bei Grace.
Wie gerne wäre ich zu Hause ... wie gerne in Sicherheit.
Aber das bin ich nicht ... leider.
Ängstlich weiche ich vor meinen Angreifern zurück, die bedrohlich näherkommen.
Immer näher.
Ich gehe einen Schritt zurück.
Zwei Schritte. Drei. Vier.
Es werden immer mehr.
Dann stoße ich gegen etwas.
Erschrocken drehe ich mich um.
Entsetzen macht sich in mir breit.
Vor mir erblicke ich eine kahle, graue Hauswand.
Verdammt.
Ich sitze in der Falle.
Scheiße!
Nein!
Gehetzt drehe ich mich wieder um. ... dann erstarre ich.
Ich blicke direkt in die braunen Augen meines Verfolgers.
Ein kaltes Lächeln umspielt seine Lippen.
Mich packt die blanke Angst.
Scheiße, was jetzt?
Mein Gehirn rattert.
Ich überlege und überlege ... aber mir fällt nichts ein.
Ich weiß nichts mehr.
Gar nichts.
„Tja", höre ich den Jungen mit den braunen Augen vor mir sagen, „hier ist wohl Endstation für dich."
Seine Stimme ist kalt.
Hinter ihm erspähe ich die anderen zwei.
Gefährlich kommen nun auch sie näher.
Mein Herz rast wie wild.
Noch immer zittere ich am ganzen Körper.
Bleibt stehen ... bleibt verdammt noch mal stehen', will ich sagen, aber meine Zunge ist wie gelähmt.
Zitternd balle ich meine Hände zu Fäusten.
Mache mich bereit für das Unausweichliche.
Die drei werden auf mich einschlagen ... so viel ist mir klar.
Sie schlagen immer zu.
Jedes Mal.
Aber heute werde ich zurückschlagen.
Das ist das einzig Richtige.
Das ist das Einzige, was ich machen kann. Auch wenn ich Grace versprochen habe damit aufzuhören.
Ich muss mich doch wehren! Und meine Hände sind meine einzige Waffe.
Etwas anderes habe ich nicht, um mich zu verteidigen.
Und ich muss mich wehren ... bevor es zu spät ist.
Bedrohlich bauen sich die drei Jugendlichen vor mir auf.
‚Nicht klein werden Christian. Du schaffst das', rede ich mir in Gedanken aufmunternd zu.
‚Du schaffst das ... Mia will doch, dass du ihr Fahrrad reparierst ... wenn du dich jetzt nicht rauskämpfst, kannst du das vergessen ... ein für alle mal. Also verteidige dich. Jetzt!'
Ängstlich sammle ich all meinen Mut, der noch irgendwo in mir schlummert.
„Sag gute Nacht Grey", höre ich den, der rechts von dem braunäugigen Jungen steht mit kalter Stimme sagen.
Haben diese Leute kein Gewissen?
Macht es denen etwa Spaß, andere niederzuschlagen?
In mir macht sich die Wut breit... und genau diese Wut mache ich mir zunutze.
„Lasst mich!", schreie ich sie wutentbrannt an.
Dann hebe ich meine Hand... und schlage zu.

Lasst mich in Ruhe ihr Idioten!'


Fortsetzung... ?


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