Unendlich froh

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In dieser kleinen Erinnerung ist Christian 3 Jahre alt. Er lebt also noch bei seiner leiblichen Mutter Ella.
Habt viel Spaß beim Lesen, auch wenn das hier eine Schattenseite von Greys Leben ist.

Grüßle
Ina
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Es riecht komisch... ich kann nicht sagen wonach.
Mommy hat mich auf dem Arm.
Es ist bereits spät... sehr spät am Abend.
Der Mann ist nach Hause gekommen und Mommy und ich sind wieder einmal vor ihm geflüchtet.
Ich bin müde... muss gähnen.
Erschöpft schmiege ich mich an Mommy.
Sie streicht mir beruhigend über den Rücken.
„Bald bekommen wir etwas zu Essen Christian", sagt sie an mich gewandt, „vor uns sind nur noch drei Leute."
Müde nicke ich, ehe sich mein Magen zu Wort meldet.
Mein Bauch tut weh. Schon eine ganze Weile.
Ich habe solchen Hunger.
Ungeduldig ziehe ich an Mommys Weste.
Mommy ich habe Hunger. Mommy!
Die dunkelhaarige Frau sieht mich an.
Meine grauen Augen sind flehend.
„Wir haben es gleich geschafft", versucht mich Mommy aufzuheitern und streicht mir abermals sanft über den Rücken.

„Ella?"
Erschrocken zucke ich zusammen, ebenso wie Mommy.
Sofort ist mein Körper angespannt.
Mommy streichelt mich beruhigend.
Ich entspanne mich etwas.
Sie ist die Einzige, die bewirken kann, dass ich mich wieder wohl fühle.
Neugierig, aber dennoch vorsichtig, schaue ich über Mommys Schulter.
Ich erspähe eine Frau mit blondem langem Haar.
Sie scheint ungefähr im selben Alter wie Mommy zu sein.
Woher die Fremde sie wohl kennt?
Meine Mommy dreht sich um... ein freundliches Lächeln ziert ihr Gesicht.
„Linda."
Die Frau, die sich nun vor mir befindet, grinst ebenfalls.
„Sag", will die Blondine von Mommy wissen, „Was machst du denn hier?"
Einen Moment bleibt Mommy still.
Ich höre nur ihren Atem.
Ob sie sich schämt, Linda die Wahrheit zu sagen?
Ich weiß es nicht... was soll denn so schlimm daran sein, wenn man in die Suppenküche geht, um sich etwas zu Essen zu holen?
Zögernd gibt Mommy ihr letztlich Antwort auf ihre Frage.
„Eigentlich wollte ich hier essen", lässt sie Linda wissen.
Ihre Stimme ist leiser geworden.
Augenblicklich verändert sich der Blick der Frau vor uns.
Er wirkt herablassend. Unfreundlich.
„Oh", gibt Linda von sich, „na dann, auf wiedersehen."
Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, dreht sie sich um und geht.
Geht davon... und meine Mommy und ich... wir bleiben zurück.
Ich schaue zu Mommy.
Ihr Blick ist zerknirscht.
Nicht traurig sein Mommy.
Ich strecke meine kleine Hand aus und lege sie tröstend an Mommys weiche Wange.
Meine Mommy lächelt leicht.
„Ich hab dich lieb mein Schatz", sagt Mommy. Ihre Stimme ist noch immer ganz leise und traurig. Die Worte der Frau scheinen sie verletzt zu haben.
Mommy nimmt meine Hand weg und streichelt mir liebevoll über den Kopf. „Du bist mein Wunder, mein Kleiner", verrät sie mir sanft, „mein kleines Wunder." Mommy lächelt. Auch wenn ihre Stimme noch immer etwas betrübt ist, veranlassen Mommys Worte, dass sich in meinem Magen ein wohliges Gefühl ausbreitet.
Meine Mommy hat mich lieb... unendlich sogar.
Ich bin ihr Wunder.
Ihr kleines Wunder.

Mommy dreht sich wieder um.
Ich schaue nach vorn.
Wir sind dran.
Endlich.
Essen.
Mommy kümmert sich um mich.
Schaut... dass es mir gut geht, dass ich etwas zu essen bekomme.
Dem Mann ist das alles egal.
Ich bin ihm egal.
Aber der Mann ist unwichtig, denn ich liebe meine Mommy.
Und meine Mommy... meine Mommy liebt mich.
Wie unendlich froh bin ich doch, sie zu haben.

MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt