EINGESPERRT - Hoffentlich bald... (Teil 1)

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Schönen Abend meine lieben Leserinnen und Leser,


in dieser kleinen Erinnerung ist Christian 3 Jahre alt.
Er lebt also mit seiner Mutter Ella und deren Zuhälter noch in Detroit.
Ich glaube, somit ist ganz klar, dass es in dieser kleinen Erinnerung von Grey wieder düsterer wird.
Trotz Allem, wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Lesen.


Grüßle
Ina
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Erschöpft sitze ich da.
Der Boden ist dreckig und nass.
Mir ist kalt.
Fröstelnd ziehe ich die Knie an, nehme meine Hände und schlinge sie um meine Beine.
Und dann, dann sitze ich einfach nur noch da und lausche.
Modrige Luft steigt mir in die Nase.
Ich bin schon eine ganze Weile hier.
Wie lange weiß ich nicht genau... und ich kann auch nicht fragen, wie lange ich schon hier bin...
denn Mommy, die es sicherlich weiß, ist nicht hier.
Ich bin alleine... ganz alleine...
Wie gerne will ich Mommy fragen, aber sie ist nicht da.
Ich bin alleine... ganz alleine mit dem bösen, großen Mann, der mich hier in den Keller gesperrt hat.
Er hat die Tür fest zugeschlossen.
Hat den Schlüssel einige Male im Türschloss umgedreht und ihn anschließend mitgenommen.
‚Tiere müssen draußen bleiben', hat er zu mir gesagt.
Was er damit gemeint hat, weiß ich nicht.
Ach, wie gerne würde ich doch jemanden fragen... irgendjemanden.
Ich hasse den großen, bösen Mann.
Hasse, was er mit mir macht.
Wie gerne würde ich meine Mommy fragen, aber Mommy ist nicht hier.
Ist weg... und ich?
Ich bin alleine.
Vermutlich ist Mommy arbeiten gegangen.
In letzter Zeit schreit der böse Mann immer öfter, dass sie sich einen Job suchen soll.
Ich höre laute Schritte.
Erschrocken zucke ich zusammen.
Ich habe solche Angst.
Warum kann ich nicht mutig sein?
So mutig, wie Mommy manchmal.
Erneut vernehme ich Schritte.
Im Obergeschoß scheint jemand herumzugehen.
Es ist bestimmt der große, böse Mann.
Ich glaube er ist wütend.
Er ist sehr oft wütend... nett ist er zu mir nie.
Niemals.
Zu Mommy übrigens auch nicht.
Ängstlich blicke ich nach oben.
Noch immer höre ich die gemäßigten Schritte über den Boden gehen.
Dann höre ich ein Glas... klirrend fällt es zu Boden und zerspringt in tausend Teile.
Schreckhaft zucke ich zusammen.
Warum muss der Mann bloß immer so laut sein?
Abermals höre ich Glas, das zersplittert.
Jetzt scheint er etwas gegen die Wand geworfen zu haben.
Ob es Mommys Blumenvase war?
„Die Frau tut mir so unendlich leid", höre ich auf einmal eine Stimme.
Erneut zucke ich zusammen.
Meine grauen Augen schweifen ängstlich durch den halbdunklen Raum.
Ich suche nach der Stimme, die ich gerade eben gehört habe.
Mein Blick bleibt beim kleinen, quadratischen Fenster hängen.
Es ist das Einzige hier im Keller... das einzige Fenster.
Und für mich.. die einzige Lichtquelle.
Draußen scheint vermutlich die Sonne.
Ich nehme all meine Kraft zusammen und erhebe mich.
Auf wackeligen Beinen steuere ich das kleine, quadratische Fenster an.
Die Scheibe ist schmutzig.
Hinausschauen kann ich nicht.
Leider.
Ich bin zu klein, um an das Fenster heranzukommen.
Warum muss ich nur so ein Zwerg sein?
Wäre ich größer, könnte ich ans Fenster klopfen und auf mich aufmerksam machen.
„Hmh", höre ich einen Mann mit tiefer Stimme von draußen sagen, „komm, lass uns gehen... sonst kommen wir noch zu spät zu Hannah und den Kids."
„Hat sie nicht auch einen kleinen Jungen?", höre ich erneut die Frau von draußen sagen.
In ihrer melodischen Stimme entdecke ich eine Spur von Sorge.
Traurig blicke ich zum Fenster empor.
Wie gerne würde ich mich bemerkbar machen.
Vielleicht komme ich ja mit meinen Händen ran?
Hoffnungsvoll strecke ich meine kleinen Händchen empor... ganz hoch...
Habe es fast geschafft, das Fenster zu berühren... jedoch bin ich zu klein.
Die Öffnung in der Wand ist zu weit oben.... Zu weit entfernt.
Oh nein.
„Kann sein, steigst du jetzt ein oder willst du zu spät kommen Carla?"
Auf die Worte des Mannes lacht die Frau nur. „Schon gut, schon gut", lässt sie ihn schmunzelnd wissen.
Kurz darauf höre ich eine Autotür, die sich öffnet.
Dann wird sie geschlossen.
Das nächste Geräusch, das ich höre, ist der Motor des Wagens.
Er fährt weg... entfernt sich...
Und ich?
Ich bleibe hier und habe es nicht geschafft, auf mich aufmerksam zu machen.
Traurig senke ich wieder meine Hände... und lasse mich auf den schmutzigen Steinboden sinken.
Ich habe versagt.
Habe es nicht geschafft, mich bemerkbar zu machen.
Der Boden ist kalt und staubig.
Noch immer riecht es modrig.
Staub kommt in meine Lunge... ich muss husten.
Erschöpft ziehe ich meine Knie an und schlinge meine Hände um sie.
Mache mich klein... lege den Kopf auf meine Knie und warte... warte und hoffe, dass meine Mommy nach mir sucht, wenn sie nach Hause kommt.
Hoffentlich, kommt sie bald.
Hoffentlich.


Fortsetzung folgt...

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