Brauner Teddybär

66 2 0
                                    

Schönen Sonntag meine fleißigen Leserinnen und Leser,


in dieser kleinen Erinnerung ist Christian Grey 10 Jahre alt.
Ich wünsche ganz viel Spaß beim Lesen!

Kleiner Tipp: Wieder einmal in der Mitvergangenheit verfasst. Hoffe das ist okay.


Grüßle
Ina
_______________________________




„Gib DAS wieder her!", brüllte Elliot.
„Nein!", kreischte ich.
„ICH will es aber haben!", entgegnete der blonde Junge lautstark.
„DU bekommst es aber nicht!"
„MOM!"
Elliot schrie... aber Grace schien ihn nicht zu hören.
Vermutlich war sie draußen im Garten.
Heute schien die Sonne und die Blumen blühten. Grace liebte Blumen.
Noch immer hielt ich den braunen Teddyären fest an die Brust gedrückt.
Meine Finger krallten sich regelrecht in den weichen Stoff des Tieres, während ich meinen Bruder trotzig anschaute. Ich wusste, dass es Elliots war, aber ich wollte das braune Stofftierchen auch einmal haben.
Es musste doch nicht lange sein.
Nur kurz, dann würde ich ihn Elliot auch wieder zurückgeben, wenn er das denn nachher noch wollte.
„Gib den Teddy her!", brüllte der blonde Junge, wobei er jedes einzelne Wort betonte. Elliot hatte mir schon mehrmals zu verstehen gegeben, dass er den braunen Teddybären haben wollte.
Aber ich wollte ihn doch auch... den braunen Teddy, mit dem weichen Fell und der roten Schleife um den Hals.
Entschieden schüttelte ich darum meinen Kopf.
Und dann geschah alles ganz schnell.
Mein Bruder kam auf mich zugeschossen.
Warf sich auf mich.
Wir fielen beide zu Boden.
Oh nein!
Seine Hände!
Sie waren überall. Auf meinem Rücken, meinen Schultern, meinem Bauch...
Geh weg! Geh weg! Geh weg!
Panik.
Mein Atem beschleunigte sich.
Ich schlug wild um mich.
Strampelte.
Schrie.
„Gib her!", brüllte Elliot, „Gib das verdammte Stofftier her!"
Kämpfend rollten wir über den Parkettboden, während ich versuchte, irgendwie Elliots Händen mit dem braunen Teddy zu entkommen.
Es gelang mir jedoch nicht.
Mein Bruder bekam einen Arm des Stofftiers zu fassen.
Zog daran.
Ich zog kräftig in die entgegengesetzte Richtung.
„Meiner!", schrie ich.
„Ist doch überhaupt nicht wahr!", brüllte Elliot energisch zurück.
Wir stritten uns weiter und wäre die kleine Mia nicht zufällig um die Ecke gekommen... vermutlich hätten wir den Teddybären in zwei Hälften gerissen.
„Was macht ihr da?", fragte sie interessiert.
Die kindliche Stimme von Mia ließ Elliot und mich innehalten.
Still standen wir nun da, wie Steinstatuen, unsere Finger noch immer in den jeweiligen Stoffarm des Teddys gekrallt und glotzten Mia an, als wäre sie ein Geist.
Das kleine Mädchen schaute uns an.
Elliot will mir den Teddy nicht geben', das war der Satz, den ich Mia eigentlich sagen wollte, doch kaum machte ich meinen Mund auf, um zu sprechen, kam mir mein Bruder zuvor.
Er war schneller. Er war immer schneller als ich. Jedes Mal.
„Christian will mir MEINEN Teddy nicht geben", erklärte der blondhaarige Elliot, während er noch immer die kleine Mia anblickte.
Das Mädchen nickte... dann schaute sie mich an.
„Und was sagst du dazu?", wollte die schwarzhaarige Mia wissen.
Ihre Stimme klang fragend.
„Elliot will mir den Teddy nicht geben." Flüsternd verließen die Worte meine Lippen.
Abermals ein Nicken der vierjährigen Mia.
„Gebt mir den Teddy", sagte sie entschlossen, während sie ihre kleine Hand nach uns ausstreckte, „Bitte." Flehend blickte die Kleine in unsere Richtung.
Sofort ließ ich den Stoffarm des braunen Teddybären los.
Mia sollte ihn haben. Vermutlich war das das Beste.
Dann konnten Elliot und ich uns nicht mehr darum streiten... hoffte ich zumindest.
Mein Bruder sah das jedoch anders.
Er ließ nicht los und hielt noch immer das braune Plüschtier mit seinen Fingern fest umklammert.
„Elliot", bettelte Mia zuckersüß, „Bitte."
Liebevoll und flehend zugleich blickte sie den blonden Jungen mit ihren großen Augen an.
Sein Herz zerfloss vermutlich auch, wie meines zuvor, wie heiße Schokolade. Er gab nach und letztlich hatte Mia das braune Stofftier in ihren Händen und blickte uns beide ernst an.
„Ich mag es nicht, wenn ihr euch streitet", ließ sie Elliot und mich mit bedenklicher Stimme wissen.
Anklagend schaute die Kleine uns an.
Augenblicklich fühlte ich mich schlecht. So, als hätte ich einen großen Fehler begangen.
Schnell senkte ich den Blick und schaute zu Boden.
Unser Parkettboden im Wohnzimmer war frisch geputzt.
Was Elliot tat wusste ich nicht, aber vermutlich schaute er auch auf das makellose Holz.
„Vertragt euch bitte wieder", hörte ich Mia sagen.
Ihre kindliche Stimme war traurig.
Vorsichtig blickte ich auf und schaute zu Elliot hinüber.
Er hatte seinen Blick auf Mia gerichtet. Trotzig schaute er sie an.
Was die Sache mit Elliot und dem Holzboden betraf ... ich hatte mich wohl geirrt.
„Reicht euch die Hände" verlangte Mia, „und versprecht mir ... euch nicht mehr so oft zu streiten, wie eine Woche Tage hat."
Ich musste grinsen.
Jetzt übertrieb Mia aber gewaltig. Denn jeden Tag stritten Elliot und ich uns aber nun wirklich nicht.
Ich drehte mich zu dem blonden Jungen und streckte ihm meine Hand entgegen.
Von mir aus konnten wir uns wieder versöhnen.
Wenn Mia den Teddy behielt und ihn nachher nicht Elliot gab, war das okay.
Geduldig wartete ich, dass Elliot es mir gleichtat.
Meine Geste wurde jedoch nicht erwidert.
Leider.
„Elliot", sagte die kleine Mia, „gib Christian bitte die Hand."
Der blondhaarige Junge schaute das schwarzhaarige Mädchen an.
Dann ergriff er widerwillig meine Hand.
Seine Bewegung war zögerlich.
Wir schüttelten uns die Hände.
Dann ließen wir los und schauten Mia an.
Die Kleine lächelte ... war glücklich... sehr sogar.
Wir hatten uns versöhnt.
Den braunen Teddy behielt Mia.
Vermutlich war das gut so... wenn nicht, das Beste.

MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt