Fragen, aber keine Antworten ... leider, die hätte ich nur zu gerne (Teil 3)

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Rückblende:
„Komm mit", weist sie mich an, bevor Elena sich umdreht und Richtung Wagen geht.
Ich tue wie mir geheißen, setze meine Beine in Bewegung und folge ihr.
Sie öffnet mir die Tür des Wagens.
Ich steige in den roten Flitzer.
Die Autotür wird zugeschlagen. Kurze Zeit später geht die Fahrertür des Sportwagens auf.
Elena steigt ein, setzt sich hinters Steuer ... schließt die Tür.
Der Sportwagen setzt sich in Bewegung.
Ich bin froh, von Elena irgendwo hingefahren zu werden.
Wo hin ist mir eigentlich egal. Hauptsache weg von der Schule, Hauptsache weg von der Einsamkeit und Hauptsache weg von Eltern, Geschwistern und Co., die mit wahrscheinlicher Sicherheit über den Vorfall in der Schule Bescheid wissen. ...
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Schon eine ganze Weile ist der Wagen in Bewegung.
Den grünen, dichten Wald haben wir hinter uns gelassen.
Mittlerweile fährt das Auto eine Landstraße entlang, die sich durch Wiesen und Felder schlängelt.
Wo Elena hinfährt, weiß ich nicht, aber das ist mir egal. Müde lehne ich mich zurück in den Sitz und schließe die Augen.
Die Musik, die aus dem Radio im Auto kommt, wirkt beruhigend. Es ist ein schönes, ruhiges Klavierstück. Der Komponist ist mir nicht bekannt.
Das Stück klingt sehr schön. Bei Gelegenheit muss ich Elena mal fragen, wie das Klavierstück heißt, wenn ich es nicht vergesse. Hoffentlich, vergesse ich es nicht.

„Wie lange fahren wir noch?", will ich nach einer gefüllten Ewigkeit von der Blondine hinter dem Steuer wissen. Elena lächelt.
„Nicht mehr lange. Möchtest du mir erzählen, warum du dich während der Schulzeit im Wald herumtreibst? Du solltest doch eigentlich im Klassenzimmer sitzen und die Schulbank drücken, oder?"
Ich schweige und überlege, was ich ihr antworten soll.
„Ich hatte einfach keine Lust", sage ich schließlich.
Elena blickt noch immer auf die Straße vor sich.
„Warum glaube ich dir das nur nicht?"
Ich atme einmal durch.
„Keine Ahnung", lasse ich sie nur mit kühler Stimme wissen, „ist doch deine Sache, was du glaubst und was nicht."
Elena lächelt.
„Ich weiß", entgegnet sie selbstgefällig, während sie noch immer auf die Straße blickt.
„Darf ich dir sagen, was ich glaube?"
Stumm nicke ich.
„Ich glaube, dass du sehr wohl Lust hattest, in der Klasse zu sitzen und beim Unterricht mitzumachen. Nur vermute ich mal, dass dich jemand geärgert hat und du dann aufgestanden und davongelaufen bist."
Ich schlucke. Warum muss sie nur immer Recht haben? Ich hasse sie dafür, dass sie mich so gut kennt.
Ich glaube sie ist die Einzige, die mich so gut kennt. Sonst kennt mich keiner. Nicht einmal Grace. Und nicht einmal meine Schwester Mia.
Noch immer fragend schaut mich Elena an.
„Ich habe Recht, oder?" fragt sie keck.
Geschlagen nicke ich.
„Hmh", lasse ich sie kleinlaut wissen.
Wenn sie mir irgendwelche anderen Fragen stellen würde, die mit meiner Vergangenheit oder so etwas ähnlichem zu tun hatten ... ich war mir sicher ... ich würde ihr nicht antworten. Es geht sie nichts an. Außerdem sind es Fragen, auf die niemand eine Antwort bekommen wird, weil ich niemals jemandem davon erzählen werde. Nicht einmal Elena, die mich so gut kennt. Und manchmal besser kennt, als ich mich selbst.
Auch wenn ich auf manche Fragen im Leben gerne eine Antwort hätte. Ich hatte keine. Leider, die hätte ich nur zu gerne. Aber das Leben war kein Wunschkonzert.
„Mach dir nichts draus"; lässt Elena mich mit freundlicher Stimme wissen, „Grace erfährt davon nichts. Ich halte dicht."
„Danke."
Ich bin froh, dass Elena nicht meine Gedanken lesen kann, denn wer weiß, ob sie dann noch mit mir befreundet wäre, wenn sie wüsste, was in meinem Kopf alles so vor sich ging.
„Schon in Ordnung Christian, auf mich kannst du dich verlassen."
Zufrieden lehne ich mich in den Ledersitz des Autos zurück.
Elena wendet ihren Blick wieder auf die Straße.
„Bald sind wir da", sagt sie nur knapp, ehe Elena das Tempo des Wagens beschleunigt.
Wir sind das einzige Auto auf der Landstraße. Weit und breit ist kein anderes Fahrzeug zu sehen.
In mir fühle ich so etwas wie Freiheit.


The End
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So, das war's. Die OS, die ich Jana gewidmet habe, ist zu Ende. Ich hoffe, es hat euch gefallen. :)
Natürlich geht es mit den kleinen Erinnerungen aus Christians Sicht hier noch weiter!

LG
Ina

MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt