MEMORIES - Fast vergessene Erinnerungen

Lelliot

Schönen Nachmittag meine lieben Leserinnen und Leser,

ich wünsche euch ganz viel Spaß bei der nächsten kleinen Erinnerung von Grey. In diesem Outtake ist er vier Jahre alt.
PS: Wenn ihr wollt.. könnt ihr das als eine Art Fortsetzung zur OS „Neu" betrachten.

Grüßle
Ina
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Vorsichtig strecke ich meine kleine Hand aus... nehme mir das Glas und setze es an meinen Mund.
Der kalte, frischgepresste Orangensaft aus dem Kühlschrank schmeckt gut... lecker.
Er ist süßlich... auch etwas sauer... aber gut.
Grace neben mir lächelt... ist glücklich.
Gierig nehme ich noch einen Schluck.
Hmh... dann höre ich Schritte.
Erschrocken zucke ich zusammen.
Die Füße, die über den Holzboden rennen, sind laut ... laut und schnell... viel zu schnell.
Dann werden die Schritte wieder leiser... verlieren sich in der Ferne.
Ich entspanne mich wieder.
Meine neue Mommy erhebt sich vom Tisch.
„Elliot!", höre ich Grace mit lauter Stimme sagen, „komm mal her."
Augenblicklich vernehme ich wieder die Schritte.
Sie sind schnell... werden schneller... und sie kommen näher... immer näher... dann verstummen sie.
Vorsichtig stelle ich mein Glas O-Saft zurück auf den Tisch und blicke in die Richtung, aus der ich zum letzten Mal die Schritte vernommen habe. Ich entdecke einen Jungen.
Er hat blondgelocktes Haar. Neugierig betrachtet er mich mit seinen babyblauen Augen.
Ich schlucke.
Sofort fühle ich mich unwohl... fühle mich wie ein kleines Insekt unter einer Lupe.
Hilflos blicke ich zu Boden.
„Komm", höre ich Grace an den blondhaarigen Jungen gewandt sagen, „Sag ihm Hallo."
Ihre Stimme ist noch immer freundlich. Sie ist sanft und warm.
Grace lächelt.
Meine Mommy hat auch gelächelt... aber nur sehr selten.
Meistens hatte sie Angst... Angst vor dem großen, bösen Mann.
Mir schaudert.
Ich blicke wieder auf den blondhaarigen Jungen, um mich von dem Mann abzulenken.
Gehorsam kommt er auf mich zu.
Sein Gesichtsausdruck neugierig.
Die Feindseligkeit von vorhin ist verschwunden.
Er wirkt freundlich.
Bei mir angekommen bleibt der Junge stehen.
„Hallo, ich bin Elliot... und du?"
Seine Stimme ist freundlich.
Höflich hält er mir seine Hand entgegen.
‚Nicht anfassen!', schießt es mir panisch durch den Kopf.
Scheu blicke ich seine Hand an.
Wie hat er noch gleich gesagt heißt er?
E-E-Ellilot oder war es doch Lelliot?
Mein Kopf rattert.
Ich überlege und überlege... jedoch fällt mir nichts ein.
Soll ich jetzt meinen Namen sagen?
Ich habe keine Ahnung, also versuche ich es... nehme all meinen Mut, der noch in mir schlummert, zusammen und öffne meinen Mund.
‚Christian', will ich sagen, ‚mein Name ist Christian.'
Jedoch finde ich keine Worte.
Sie sind alle weg.
Allesamt... das Einzige, was bleibt.. ist Luft.
„Warum sagt er denn nichts, Mom?"
Die Stimme des Jungen ist enttäuscht.
Zerknirscht blickt Grace auf... ich schaue schnell auf den Tisch.
„Gib ihm Zeit Elliot", höre ich sie aufmunternd zu dem blondhaarigen Jungen sagen, „das wird schon noch."
„Okay", meint er dann.
Noch immer spüre ich seinen Blick auf mir ruhen.
Ich fühle mich unwohl, fehl am Platz... noch immer wie ein Insekt unter einer Lupe.
Dann wird auf einmal eine Tür geöffnet... vermutlich die Eingangstür des großen Wohnsitzes.
„Dad!", Lelliots Stimme ist überglücklich und schon im nächsten Moment ist er auf und davon zur Haustür gerannt. Der Junge, dessen Schritte viel zu laut sind, ist weg.
Grace indes ist noch hier.
Vorsichtig nimmt sie wieder neben mir Platz.
„Das wird schon Christian", sagt sie sanft an mich gewandt, „die Worte werden schon noch kommen. Du wirst sehen."
Ihre Stimme ist warm. So liebevoll hat noch nie jemand mit mir gesprochen... außer vielleicht meine Mommy. Dieser Junge mit dem blondgelockten Haar war eigentlich auch ganz nett.
Lelliot scheint glücklich zu sein, dass sein Vater nach Hause kommt.
Vor dem bösen Mann habe ich immer Angst gehabt. Große Angst.
Ich weiß nicht, ob er mein Vater ist oder war... keine Ahnung.
Aber was ich ganz sicher weiß ist, dass ich mich immer versteckt habe, wenn der böse Mann nach Hause gekommen ist.
Gefreut habe ich mich nie.
Niemals.