Augen zu und durch

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In dieser kleinen Erinnerung ist Christian Grey 6 Jahre alt.
Habt viel Spaß beim Lesen. Ich bin gespannt, was ihr von diesem kleinen Outtake haltet.

Grüßle
Ina
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Ruhig sitze ich hier... hier auf dem Stuhl im Wartezimmer der Ordination. Meine neue Mommy meint, es sei wichtig, dass ich hierhingehe... und jetzt muss ich warten. Aber auf was eigentlich? Grace meint, dass ich mit jemandem reden muss. Wenn ich mich nicht ihr anvertraue, soll ich zumindest versuchen, mit anderen Leuten zu reden. Psychiologen... oder Psychologen? Puh, ich habe keine Ahnung. Aber ich kann doch nicht reden... kann nicht erzählen, was in mir vorgeht... finde doch fast keine Worte. Wie soll ich also mit jemandem darüber reden?
Panik macht sich in mir breit.
Hier ist alles so neu... fremd. Ich fühle mich unwohl.
Beim Zahnarzt muss man auch immer warten. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend lehne ich mich zurück. Die Lehne des Stuhls ist hart. Fragend schaue ich meine neue Mommy mit meinen grauen Augen an. Ich will hier endlich weg... will nicht mehr warten. Will nach Hause. Ich bin doch so müde... so unglaublich müde. Wieder einmal war der böse, große Mann da. Mir schaudert. Augenblicklich ist mir kalt. Eiskalt.
„Bald sind wir dran mein Schatz", höre ich Grace beruhigend an mich gewandt sagen. Sanft streicht sie mir durch mein bronzefarbenes Haar. Hoffentlich hat der Engel Recht, dann kann ich wieder ganz schnell nach Hause. Zu Hause fühle ich mich wohl... nicht so verloren, wie in diesem Wartezimmer. Ich hasse warten. Die Sekunden scheinen wie Stunden zu vergehen... ziehen sich in die Länge.. wie Kaugummi.
Ob man auch in so einen Raum kommt, wenn man stirbt? Wo man warten muss, um zu erfahren, ob man in den Himmel oder in die Hölle kommt?
Ich atme einmal aus und blicke mich im Aufenthaltsraum der Praxis um. Bilder hängen an den weißen Wänden. Auf einem Holztischchen zwischen den Stühlen liegen Werbeprospekte. Ich könnte mir einen der Flyer nehmen, um mir die Wartezeit zu vertreiben....
„Trevelyan-Grey?"
Endlich... das Warten hat ein Ende.
Meine neue Mommy erhebt sich von ihrem Stuhl und ergreift meine Hand. Gemeinsam gehen wir der jungen Frau entgegen, die im Türrahmen steht. Die Dame mit den langen schwarzen Haaren, begrüßt uns freundlich mit einem Lächeln, ehe sie sich abwendet und eine weiße offene Tür ansteuert. Aus einem mir undefinierbaren Grund taucht wieder das schlechte Gefühl in meiner Magengegend auf. Unbehagen überfällt mich. Symbolisch drücke ich mir selbst die Daumen. Es wird schon alles gut gehen. ‚Hab keine Angst', rede ich mir mutig zu, ‚Augen zu und durch Christian!'

MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt