Weihnachten

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In dieser kleinen Erinnerung ist Christian Grey 10 Jahre alt.
Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen.
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Es ist wieder einmal Winter. So wie jedes Jahr liegt draußen der Schnee.
Kinder freuen sich über ihn ... spielen Schneeballschlachten, legen sich in den Schnee und machen Schneeengel oder bauen Schneemänner mit lustigen Karottennasen, Kohleaugen, einem alten Hut auf dem Kopf und einen Besen in der Hand. Lustige winterliche Skulpturen, die man nur zu dieser kalten Jahreszeit bauen kann.
Und wieder einmal, wie immer wenn es Dezember ist, ist auch dieses Jahr wieder Weihnachten.
Weihnachten, der Tag an dem die Kinder, wenn sie denn das Jahr über brav waren, von Santa beschenkt werden.
Jedoch scheint der Weihnachtsmann noch immer nicht dazugelernt zu haben. Bösen Leuten schenkt man nichts zu Weihnachten. Er tut es jedoch... Jedes Jahr, wenn es Winter wird, schenkt er mir Geschenke. Immer wieder. Der Mann mit der rotweißen Mütze und dem weißen Vollbart scheint immer noch nicht verstanden zu haben, dass ich böse bin. Dass man bösen Menschen, hatten sie auch noch so gute Manieren, keine Geschenke zu Weihnachten unter den Baum legt. Mia und Elliot bekommen jedes Jahr genauso wie ich ebenfalls Geschenke zu Weihnachten. Aber bei ihnen ist das okay. Sie sind brav ... nette Menschen. Sie haben es verdient, von dem Mann in weißroter Kleidung beschenkt zu werden. Ich nicht. Ich bin böse.
Aber dem Weihnachtsmann scheint das egal zu sein, denn auch dieses Jahr entdecke ich Geschenke unter dem grünen, großen, geschmückten Baum im Wohnzimmer.
„Hier für dich Christian!" Strahlend hellt mir Mia ein Päckchen entgegen. Ich lächle sie an und nehme ihr die rechteckige Schachtel ab. „Danke", lasse ich sie nur mit leiser Stimme wissen. Mia nickt nur, dann dreht sie sich um und flitzt wieder zum Baum, um weitere Geschenke zu hohlen.
Ich betrachte wieder das Päckchen in meinen Händen. Es ist in hellgraues Geschenkpapier eingepackt und hat eine dunkelrote Schleife zur Verzierung. Schön – schießt es mir durch den Kopf. „Willst du es nicht auspacken?" Grace erlangt meine Aufmerksamkeit. Ich nicke, dann mache ich mich daran, das Geschenk von dem grauen Papier und der roten Schleife zu befreien. Ich ziehe daran. Vorsichtig. Ganz vorsichtig. Sorgfältig wickle ich die Schachtel aus und falte das graue Papier zusammen. Meine neue Mommy mag es, wenn es ordentlich ist.
Zum Vorschein kommt eine schwarze rechteckige Schachtel.
Vorsichtig hebe ich den Deckel an. Ich erblicke ein schwarzes Buch, eingebunden in Leder. Auf dem Buch liegt ein ebenso schwarzer Füller. Beides wirkt edel und scheint ungeheuer viel Geld gekostet zu haben. ‚Das kann ich nicht annehmen', ist das Erste, was mir durch den Kopf schießt.
„Gefällt's dir mein Schatz? Carrick und ich haben dich mal spielen gehört. Du bist wirklich begabt und da dachten wir, du brauchst doch ein Buch, um deine selbstkomponierten Melodien niederzuschreiben." Grace lächelt und ich bin sprachlos. Ich blicke in Graces strahlendes Gesicht. Sie ist so schön, wenn sie glücklich ist. Nun muss ich auch lächeln. „Freust du dich?"
Heftig nicke ich. Natürlich. Sie hat mich gehört, wie ich Klavier gespielt habe, wie ich eines meiner Stücke gespielt habe... und ihr hat es gefallen, was sie gehört hat. Ich bin gut darin. Sie sagt, ich bin begabt. Ich könnte vor stolz platzen.
Grace lächelt glücklich und streicht mir durchs dichte Haar, dann kommt die kleine Mia angelaufen.
„Christian, Christian", quiekt sie glücklich, „ich hab noch eins gefunden, wo dein Name draufsteht!" Strahlend drückt sie mir das nächste Geschenk in die Hand. Ich muss lächeln.
Vermutlich bin ich doch nicht so böse, wie ich immer geglaubt habe...
Glücklich mache ich mich daran, das nächste Geschenk, dass die kleine Mia mir in die Hand gedrückt hatte, auszupacken.

MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt