Unter Wasser

69 3 0
                                    

Hey meine Lieben,


habt vielen, lieben Dank für die vielen Klicks. :)

Nun aber zu der heutigen kleinen Erinnerung von Grey.
Wir gehen wieder etwas zurück in der Zeit.
In diesem Outtake ist er 13 Jahre alt.
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!


Grüßle
Ina

Kleiner Tipp: Diese kleine Erinnerung von Christian ist in der Mitvergangenheit geschrieben. Hoffe, das stört nicht. :)

_________________________________________



„Go!"
Der Lehrer pfiff in die silberne Trillerpfeife.
Und ich sprang ins kalte Nass und schwamm los.
So schnell ich konnte...
Schob das kalte Nass mit meinen Armen unter Wasser beiseite und bewegte mich vorwärts.
Jedoch war mein Gegner schneller.
Leider.
Ach, so ein Mist!
Er durfte nicht gewinnen.
Ich wollte nicht, dass er Recht behielt... dass er Recht hatte.
Ich beschleunigte, doch letztlich half alles nichts.
Der Junge, der auf der Bahn neben mir schwamm, war zu schnell.
Viel zu schnell für mich.
Elliot hätte sicherlich gegen ihn gewonnen.
Mein Bruder war besser... viel besser als ich und tausendmal besser als dieser Idiot auf der Bahn neben mir.
Abermals beschleunigte mein Gegner... wurde schnell... schneller....
Er hatte mich schon lange überholt.
Ich fiel noch weiter zurück.
Der Abstand zwischen uns wurde immer größer.
‚Nein! Nein, verdammt! Ich muss doch... ich muss doch...'
Ja, gewinnen, das wäre schön gewesen.
Aber dafür war es zu spät, denn der Junge, gegen den ich geschwommen war, erreichte in diesem Moment sein Ziel.
Ich hasste ihn!
Warum musste ich auch ausgerechnet gegen Simon schwimmen?
Ich mochte ihn nicht und er konnte mich auch nicht leiden.
„Die perfekte Kombination für einen Wettkampf", hatte der Sportlehrer gemeint.
Ihn hasste ich auch. Immerhin war der Lehrer dafür verantwortlich, dass ich gegen Simon schwimmen musste und jetzt gegen diesen Idioten jämmerlich verlor.
Ich griff nach vorn und zog mich am Rand des Beckens hoch.
Wasser tropfte.
Die beigen Fliesen unter meinen Füßen waren nass.
Ich stellte mich etwas abseits zu den anderen Schülern und beobachtete die nächsten zwei Jungs, die bereits vorne standen und nur auf den Abpfiff des Lehrers warteten.
„Ich hab's doch gesagt Grey", zischte Simon, „Loser."
Ich musste mich zu sehr auf meine beiden Klassenkameraden vor mir konzentriert haben und hatte dadurch vermutlich nicht bemerkt, wie sich Simon heimlich hinter mich geschlichen hatte.
Ich schaute weiter geradeaus und ließ mir nichts anmerken.
„Loser", zischte der Junge abermals, woraufhin es mir eiskalt den Rücken herunterlief.
Jetzt krampfhaft... versuchte ich mich weiter auf die beiden Jungs zu konzentrieren, die noch immer auf den schrillen Ton der silbernen Pfeife warteten.
Simon hinter mir taxierte mich... denn seinen stechenden Blick spürte ich im Rücken.
‚Kannst du nicht wo anders hinschauen?
Verdammt, was starrst du mich denn so kritisch an?'
Der Lehrer pfiff ab.
Das Geräusch der Trillerpfeife hallte in meinen Ohren.
Mir schossen die Tränen in die Augen.
‚Lass es ihn nicht sehen. Lass es ihn nicht sehen! Ja nicht weinen Grey! Sei stark, verdammt!'
Simon war so ein Arschloch.
Warum verletzten Worte mich immer so?
Mir sollte es egal sein, was Simon zu mir sagte.
War es aber nicht.
Leider.
Ich wünschte, ich wäre so stark wie Elliot und hätte einfach dumm zurückgeredet.
Mein Bruder konnte das gut... sehr gut sogar.
Aber das tat ich nicht.
Ich tat nichts.
Einfach gar nichts.
Schwieg... seine Worte lähmten mich...
Hatte Simon etwa Recht?
War ich wirklich ein Loser?
Ich wollte kein Loser sein. Nein, das wollte ich nicht.
Ach, verdammter Simon!
Ich wusste selbst nicht, warum ich das tat.
Aber ich nahm Anlauf und sprang ins Becken... dann tauchte ich unter.
Das klare, kalte Wasser legte sich um meinen Körper.
Angenehm, und es befreite mich von Simons bohrendem Blick und seinen gehässigen Worten.
Unter Wasser würde man meine Tränen nicht sehen können.
Niemand würde sie sehen.
Niemand sollte sie sehen.
Dass meine Aktion Folgen haben würde, wusste ich.
Um eine Diskussion mit unserem Sportlehrer würde ich sicherlich nicht herumkommen.
Denn einfach so blindlinks ins Becken zu springen, wenn jemand anderes darin seine Längen schwamm, war verboten... strengstens verboten, das hatte uns der Mann mit der silbernen Trillerpfeife mehrmals eindringlich gesagt.
Ich war dennoch gesprungen.
Hatte nicht geschaut... sondern war einfach gesprungen.
Jetzt musste ich die Konsequenzen dafür tragen... und das würde ich auch.
Was wohl Grace dazu sagte, wenn sie davon erfuhr?
Würde sie denn überhaupt davon erfahren?
Soweit ich wusste, löste unser Sportlehrer die Probleme, die er mit den Schülern hatte, immer selbst.
Was er wohl zu mir sagen würde, wenn mein Kopf wieder ober Wasser war?
Eines wusste ich ganz sicher: Unüberlegtes Handeln.... so würde es unser Sportlehrer betiteln.
Ach, warum konnte ich nicht für immer hier unter Wasser bleiben....?
Hier... im angenehmen, kühlen Nass, wo ich Simons stechende Blicke nicht spürte und seine gemeinen Worte nicht hörte.
Hier... unter Wasser, wo ich für mich sein konnte und keiner meine Tränen bemerkte, weil um mich herum sowieso schon längst alles nass war.

MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt