Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?

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In dieser kleinen Erinnerung ist Christian Grey 13 Jahre alt.
Habt viel Spaß beim Lesen.

Grüßle
Ina
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Still sitze ich da.
Angelehnt an den dicken, braunen Stamm des Baumriesens.
Höre die Äste der Bäume im Wind leicht rascheln... einige Vögel in den Baumkronen zwitschern.
Golden scheint das Licht der Sonne auf mich herab und die Bäume werfen dunkle Schatten auf die Wiese oder den Asphalt.
Es ist noch sehr früh am Morgen... und ich bin wieder einmal viel zu früh aufgewacht.
Damit ich meine Familienmitglieder nicht aufwecke, habe ich unsere Villa verlassen und bin in den Park gegangen. Seattle hat einige Parks, aber der hier gefällt mir persönlich am besten.
Heute ist Sonntag. Meine Geschwister und Eltern wollen sicher ausschlafen. Glaube ich zumindest und da ich so gut wie nie ausschlafen kann, weil ich fast immer schlecht träume.... bin ich jetzt hier. Hier in diesem Park.
Sitze hier und lasse meine Gedanken schweifen.
Aber das klappt nicht so richtig, da mir der Mann aus meinen Albträumen immer wieder im Kopf herumspukt.
Ja, der böse, große Mann ist mir begegnet... so wie sonst auch.
So sehr ich es versuche... so sehr ICH es will.
Ich scheine ihn einfach nicht abschütteln zu können.
Er ist ein Schatten, der mich verfolgt, und den ich einfach nicht überlisten kann.
Ganz egal, was ich auch versuche.
Der böse Mann beschert mir immer wieder schlaflose Nächte. Immer wieder. Jede Nacht!
Der Gestank nach Schnaps und Zigaretten raubt mir jedes Mal den Atem.
Augenblicklich ist mir schlecht.
Ich hasse den bösen Mann.
Hasse, was er mit meiner leiblichen Mutter gemacht hat.
Hasse... was er mit mir macht.
„Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?", höre ich auf einmal ein junges Mädchen schreien.
Sofort sitze ich Kerzengerade.
Ängstlich blicke ich mich um. Analysiere die Gegend ganz genau mit meinen grauen Augen.
Ich bemerke fünf Jugendliche. Sofort legt sich meine Anspannung. Puh, kein Schwarzer Mann, nur Kids, die etwas von mir entfernt, auf der grünen Wiese im Park stehen.
„Niemand!", höre ich die anderen Jugendlichen schreien.
„Und wenn er aber kommt?", vernehme ich wieder die laute Stimme des Mädchens, die das mit dem Schwarzen Mann geschrien hat und 15 Meter von den anderen vier Jugendlichen entfernt steht.
„Dann laufen wir davon", quietschen alle anderen Mädchen aufgeregt, bevor sie davonrennen.
Ich blicke ihnen hinterher.
Die Jugendlichen tollen fröhlich durch die Gegend.
Ihr Lachen klingt sorglos... unbeschwert.
Wie gerne würde ich auch Fangen spielen, aber ich habe niemanden, der das Spiel mit mir spielt. Okay, ich habe Mia und Elliot, aber das Spiel spielt man doch zu mehrt, oder nicht?
Betrübt betrachte ich die glücklichen Menschen.
Sie laufen durch die Gegend... haben Spaß. Erkunden den Park und sind glücklich.
Elliot hat mit seinen Freunden auch Spaß... genau wie meine Schwester Mia.
Ich will auch Spaß haben... will nicht immer so alleine sein.
Das Mädchen, welches in die Rolle des Schwarzen Mannes geschlüpft ist und die anderen Mitspieler fangen muss, rennt schnell.
Ich beobachte, wie sie noch einen Gang zulegt.
Sie wird schnell... schneller.
Immer schneller.
Bald hat sie ein Mädchen mit rostroten, langen Haaren erreicht.
Das jedoch bemerkt ihre Verfolgerin und will ausweichen. Allerdings verliert sie den Halt und fällt unsanft ins Gras.
Abrupt bleibt ihre Verfolgerin stehen und hilft dem Mädchen, das im Gras gelandet ist, wieder auf die Beine.
Traurig lege ich meinen Kopf auf meine Knie, während ich weiterhin die Jugendlichen beobachte.
Mir ist der böse Mann auch immer hinterher gelaufen.
Jedes Mal, aber er hat nie Halt gemacht.
Niemals.
Er hat nicht einmal darüber nachgedacht, stehen zu bleiben.

MEMORIES - Fast vergessene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt