MEMORIES - Fast vergessene Erinnerungen

Wenn ich die Chance gehabt hätte...

Schönen Nachmittag meine lieben Leserinnen und Leser,

in diesem Outtake ist Christian Grey 27 Jahre alt.
Habt viel Spaß beim Lesen!

Grüßle
Ina 

Soundtrack: Track 11: Questa volta von Ludovico Einaudi (Min: 56:18)

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Wenn ich die Chance gehabt hätte, hätte ich dir Blumen geschenkt.
Ich hätte dir all deine Wünsche von den Augen abgelesen und sie dir, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, erfüllt.
Ich wäre dir nachgelaufen.... hätte dich aufgehalten.
Hätte um dich gekämpft!
Wenn ich die Chance gehabt hätte, hätte ich alles für dich getan.
Was heißt hier gehabt... ich hatte sie, jedoch habe ich sie nicht genutzt.
Habe nichts gemacht... einfach gar nichts.
Ich habe dir keine Blumen geschenkt... habe dir nicht zu Abend aus einem Buch vorgelesen... habe es verabsäumt mich um dich zu kümmern.
Vielleicht habe ich dir auch zu wenig gezeigt, wie wichtig du mir bist... habe dir nicht oft genug Komplimente gemacht.
Bin lieber in meine Firma gegangen, als dich zu trösten. Wusste ich doch nicht, wie hart ich dich mit meinen Händen verletzen kann.
Glaub mir, ich hatte keine Ahnung!
Ich hätte nicht in mein Auto steigen sollen... nein, an diesem Abend, nach deiner Abschlussfeier, hätte ich bei dir bleiben sollen. Aber mir war meine Arbeit wichtiger... wichtiger als du.
Versteh das nicht falsch... du bist mir wichtig... wichtiger als jeder Mensch, aber damals wusste ich es einfach nicht besser. Ich hatte keine Ahnung, wie unendlich wichtig du mir eines Tages sein würdest.
Heute zählst du zu den wichtigsten Personen in meinem Leben. Zu den Menschen, die ich unendlich gerne habe, zu denen, die mich zum Lächeln bringen, denen ich ohne auch nur mit der Wimper zu zucken vertraue und ohne die ICH nicht ICH bin.
Ich liebe dich, aber bei allem, was ich dir angetan habe ist das wohl schwer zu glauben.
Damals, als du nach Florida zu deiner Mutter geflogen bist, bin ich dir hinterhergereist. Während deiner Abwesenheit konnte ich mich auf nichts konzentrieren, auf gar nichts, nicht mal auf meine Geschäftsmeetings. Ich habe mich so leer gefühlt. So unendlich schwach. Ich wurde immer verzweifelter, was sollte ich nur tun? Ich hatte keine Ahnung.
Glaub mir, eigentlich, weiß ich immer, was ich sage, denke oder fühle, aber in dieser Zeit war ich im wahrsten Sinne des Wortes planlos. Es schien so, als hättest du den Plan mitgenommen... mitgenommen nach Florida.
Erst als ich mich mit Elena Lincoln getroffen habe, ging es mir wieder etwas besser. Denn sie hat mir gezeigt, dass es aus diesem dunklen Loch, in dem ich mich befand, einen Weg hinaus gab.
Zuerst hat sie mich gefragt, wann ich mich wohlfühle.
Anfangs habe ich sie belächelt, habe mich aber letztlich doch dabei ertappt, wie ich ernsthaft darüber nachgedacht habe.
Es war dein Name gewesen, der letzten Endes flüsternd meine Lippen verlassen hatte. Und seit diesem Augenblick ist mir bewusst geworden, dass ich ohne dich nicht leben kann... nicht leben will.
Ohne dich bin ich nichts!
Du machst mein Leben lebenswert, machst es bunter und dafür bin ich dir dankbar... unendlich sogar. „Fahr zu ihr", das waren die letzten Worte gewesen, die Elena zu mir gesagt hatte, ehe sie aufgestanden und das Lokal verlassen hatte. Und da ich mich wieder gut fühlen wollte... wieder ALLES sein wollte... bin ich dir nach Florida gefolgt.
Aber letztlich glaube ich, dass nicht mal diese Aktion etwas genützt hat.
Du bist dennoch vor mir geflohen. Bist dennoch fort.
Bist weggelaufen ... und das aus gutem Grund.
Ich war nicht gut zu dir... war zu grob... habe Sachen mit dir gemacht, die mir im Nachhinein unglaublich leidtun.
Ich hätte sanfter zu dir sein sollen... viel sanfter!
Hätte mich besser um dich kümmern und nicht so viele Regeln aufstellen sollen. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer.
Jetzt weiß ich, dass ich in vielen Situationen anders hätte handeln müssen. Vermutlich habe ich dir die Luft zum Atmen genommen und du bist geflohen... weil du an einem anderen Ort frischere Luft hast und vermutlich nettere Worte hörst. Angeschrien habe ich dich nie... niemals, aber ich habe oft meine Hände verwendet, wenn ich wütend war.
Du hast so vieles durch mich ertragen müssen, so unendlich vieles, aber die freie Wahl hattest du bei mir immer. Jedes Mal konntest du selbst entscheiden.
Und so hast du auch entschieden, ob du dich auf mich einlässt oder nicht. Ob du eine Beziehung mit mir führen willst oder deine Zeit doch lieber mit einem Anderen verbringst. Du hattest die freie Wahl!
Gezwungen habe ich DICH nie. Niemals zu etwas! Und manipuliert habe ich dich auch nicht!
Nach der Einwilligung war das Einzige, der Vertrag, woran du dich halten musstest, aber sonst konntest du immer selbst entscheiden!
Jedes verdammte Mal!
Aber vermutlich waren dir die Regeln zu streng.
Vermutlich hast du dich eingesperrt gefühlt... habe ich dir denn schon so früh die Luft zum Atmen genommen?
DU hättest mit mir reden können.
DU hättest mit mir reden sollen!
Aber vermutlich war ich derjenige, der keine Zeit hatte, dir zuzuhören, weil zu viel für „Grey Enterprises Holdings Inc." zu tun war.
Du hättest auf dich aufmerksam machen sollen!
Verdammt Ana!
Du hättest mit mir reden können.
Ich bin doch kein Monster!
Oder bin ich das für dich?
Ein Untier mit scharfen, gefährlichen Klauen, einer hässlichen Fratze....
Ich reiß dir doch nicht den Kopf ab.
Oder dachtest du, oder denkst noch immer, dass ich wütend werde, wenn du mit mir sprichst, und dann wieder meine Hände verwende?
Verdammt, warum hast du denn nicht mit mir geredet, Ana!
Dachtest du etwa, dass ich dir nicht zuhören würde?
Dass ich dir wehtue, wenn mir etwas nicht passt?
Wie gerne hätte ich auf all diese Fragen eine Antwort. Wie unendlich gerne... aber jetzt bist du weg... bist vor mir davongelaufen... meine Fragen werden wohl unbeantwortet bleiben... bis in alle Ewigkeit.
Ja, wenn ich die Chance gehabt hätte... ich hätte vieles anders gemacht.
Vermutlich mehr, als du erahnen kannst...
Wenn nicht sogar alles!