Claire de Lune (Teil 10)

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Schönen Abend ihr Lieben,

und hier ist auch schon Teil 10. Diesmal ging es etwas schneller mit dem Schreiben, da ich endlich mal wieder mehr Zeit zur Verfügung hatte. :) In diesem kleinen Outtake ist Christian Grey selbstverständlich noch immer 14 Jahre alt. Wie bei den anderen Teilen auch.. wünsche ich euch hier ebenfalls ganz viel Spaß beim Lesen!

Grüßle
Ina

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Leise schleiche ich den Gang mit dem roten Teppich entlang. Der Schlaftrakt ist leer und ich bin froh, dass ich kein Licht unter den geschlossenen Zimmertüren meiner Geschwister bemerke. Alle scheinen zu schlafen. Friedlich und ganz fest. Sehr gut. Ich habe also niemanden der beiden geweckt. Mit deutlich besserem Gewissen mache ich mich auf den Weg nach unten.


Kaum habe ich unser Wohnzimmer erreicht weiß ich schon, wo ich hinmöchte. Der schwarze, edle Flügel ist mein Ziel.
Im Alter von sechs Jahren hatte ich angefangen dieses Instrument zu lernen, um meiner neuen Familie zu gefallen. Hatte es gelernt und über die Jahre hinweg perfektioniert. Um Grace stolz zu machen. Um nicht den Gedanken in ihr hervorzurufen, es irgendwann zu bereuen mich adoptiert zu haben.
Leicht lege ich meine schlanken Finger auf die weißen Tasten, ehe ich zu spielen beginne. Die Bach-Transkription von Alessandro Marcello, eines meiner Lieblingsstücke. Es ist eine traurige Melodie, aber für mich in diesem Moment genau das Richtige!
Ich spiele und spiele.
Irgendwann bin ich Eins mit der traurigen Melodie.
Wie immer, wenn ich Klavierspiele.


Als das Stück langsam sein Ende findet und ich aufblicke, entdecke ich die kleine Mia. Nanu, ich habe gar nicht bemerkt, dass ich einen heimlichen Zuhörer habe. Leise steht sie in ihrem weißen Nachthemd im Türrahmen, der in den Schlaftrakt führt. Ihre schwarzen Haare sind ungekämmt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie noch immer jemanden mit ihrem Anblick verzaubert hätte. Ja, Mia sieht einfach umwerfend aus... ganz egal wie man es betrachtet.
„Hey", begrüße ich sie mit sanfter Stimme, „was machst du denn noch hier? Habe ich dich etwa geweckt?"
Letzteres muss ich sie einfach fragen. Ich muss doch unbedingt wissen, ob ich es war, der ihren wunderbaren Träumen ein Ende gesetzt hat. Mia sagt nichts, kommt einfach nur auf mich zu und setzt sich neben mich auf dem Klavierhocker. Meine kleine Schwester lehnt sich an mich. Wieder so eine Sache, die ich nur bei ihr toleriere. Würde das Elliot tun... puh ich bin mir ziemlich sicher, ich würde anders reagieren.
„Spielst du 'Claire de Lune' für mich?", Mias fragende Worte verlieren sich in unserem geräumigen Wohnzimmer.
‚Natürlich', mein erster Gedanke. Für meine kleine Schwester würde ich immer spielen. Ganz egal zu welcher Zeit.
Anstatt ihr zu antworten, lege ich jedoch einfach meine Finger auf die Tasten und beginne. Mia weicht nicht von meiner Seite... was mir definitiv gefällt und ein breites Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich weiß genau, dass sie es liebt mich spielen zu hören. Grace macht das auch immer ganz glücklich. Ich bewege meine Finger und führe die Melodie weiter, weiter und weiter. Ob die kleine Mia merkt, wie viel Gefühl ich in das Stück hineinlege? Ob meine kleine Schwester weiß, dass das mein wahres ICH ist? Das bin ich wirklich. Nicht der rücksichtslose Schläger. Die letzten Klänge in unserem Wohnzimmer verhallt, erhebe ich mich.
„Komm, ich bring dich ins Bett."
Meine Schwester steht ebenfalls auf und nimmt meine Hand. ‚Händchenhalten... nur für dich Mia. Bei keinem anderen würde ich das dulden.'


Hand in Hand gehen wir leise durch den Schlaftrakt. An Elliots Zimmertür vorbei, dann betreten wir Mias Räumlichkeiten. Erst kurz vor ihrem Himmelbett mit der rosaroten Bettwäsche lässt sie meine Hand los. Ich knipse die kleine Lampe auf ihrem Nachttisch an, während es sich meine kleine Schwester in ihrem Bettchen gemütlich macht.
„Kannst du mir meine Bettdecke ausschütteln?" Fragend und hoffnungsvoll zugleich schauen mich Mias Augen an.
Ich nicke und nehme die beiden hinteren Bettzipfel, um ihre rosa Bettlaken auszuschütteln. Den weichen Stoff fest umklammert.. hebe und senke ich meine Arme.... Einmal, zweimal, dreimal.
„Fertig."
Meine kleine Schwester gähnt und kuschelt sich tiefer in ihre Federn.
„Christian?", sagt Mia schläfrig.
„Hmh?"
„Du wirst bestimmt mal ein prima Daddy", murmelt die Kleine, ehe sie mir ihr bezauberndes Lächeln schenkt. Ich kann nicht anders als zurückzulächeln.
‚Ach Mia.'
Langsam gehe ich an das Kopfende des Bettes, beuge mich zu ihr herab und flüstere ihr ein „Gute Nacht und schlaf schön", ans Ohr. Meine kleine Schwester nickt schläfrig. Ich wende mich ab und gehe zurück in mein Zimmer. Ich muss versuchen noch etwas zu schlafen. Immerhin muss ich morgen früh raus.



Mommy schläft... schläft auf dem grünen Teppich.
Ich habe sie mit meiner schwarzweißen Kuscheldecke zugedeckt, damit sie nicht friert.
Meine Mommy sieht blass aus.
Ist sie krank?
Ob sie ihre Vitamine braucht?
Mommy wach auf. Mommy...


Fortsetzung folgt...

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